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Andreas Brehme bejubelt sein Siegtor bei der WM 1990
  • Der Elfer hat gesessen: Andreas Brehme freut sich über sein Tor im Finale 1990. Minuten später ist Deutschland Weltmeister.
  • Foto: picture alliance / dpa | Frank Kleefeldt

Nachruf auf Andi Brehme: ein Elfmeter, der für immer bleibt

Die Fußballwelt steht unter Schock. Andreas Brehme ist mit 63 Jahren an Herzstillstand gestorben. Der Barmbeker schoss die deutsche Nationalmannschaft 1990 mit seinem verwandelten Strafstoß gegen Argentinien zum Weltmeister-Titel.

„Dann hörst du den Pfiff des Schiedsrichters. Ich dachte nur noch: Den machst du rein, dann bist du Weltmeister.“ So beschrieb Brehme Jahre später seinen wichtigsten Schuss, mit rechts ins linke Eck. Sein Zimmergenosse im WM-Quartier, Lothar Matthäus, wollte den Elfmeter nicht schießen, weil er sich unsicher fühlte. Brehme war zur Stelle. Wie so oft, ohne großes Aufhebens. „Pflaster drauf“, hieß es schon kurz und schmerzlos als Kind, wenn der kleine Andreas mit Schürfwunden am Knie vom Grandplatz zurückkam. Damals in Barmbek, wo alles begann.

Fußball gehört schon immer zum Leben von Andi Brehme

„Ich spielte immer nur Fußball, Fußball und nochmals Fußball. Wir bauten aus Steinen und Dosen unsere Tore und dann wurde gekickt und gebolzt, oft den ganzen Nachmittag lang“, erinnerte sich Brehme, der am 9. November 1960 zur Welt kam und mit seinen Eltern Bernd und Waltraud in einer Zweieinhalbzimmer-Wohnung in der Richeystraße aufwuchs.

1965 begegnet der kleine Andreas Brehme zum ersten Mal dem großen Uwe Seeler. WITTERS
Andreas Brehme (r.) und Uwe Seiler (l.) als Brehme noch ein Jugendspieler war.
Andreas Brehme (r.) und Uwe Seeler bei einer Platzeinweihung 1965.

Sein Vater, selbst ein Regionalliga-Verteidiger, bringt ihm früh beidfüßiges Schießen bei – eine Fähigkeit, die später nur wenige so beherrschen wie Brehme. Die Mutter wäscht die Trikots nach den 560 Spielen, die ihr Sohn in den Jugendmannschaften von Barmbek-Uhlenhorst bestreitet. 1965 begrüßt der Vierjährige den großen Uwe Seeler, als der HSV den neuen Rasenplatz der Barmbeker einweiht. „Er schoss damals schon links wie rechts“, staunte Seeler.

Der Weltmeister-Elfmeter von 1990 ist am Stadion von Barmbek-Uhlenhorst verewigt. WITTERS
Bemalte Wand des HSV Barmbek Uhlenhorst
Dort nahm die Karriere von Andreas Brehme seine Anfänge: In Barmbek-Uhlenhorst.

1980 trainiert der inzwischen 20-Jährige beim HSV sieben Wochen lang zur Probe mit, doch danach bietet Manager Günter Netzer dem ausgebildeten Kfz-Mechaniker nur einen Platz in der Reserve-Mannschaft an. HSV-Profi Felix Magath vermittelt ihn zum 1. FC Saarbrücken, von wo er nach einem Jahr zum 1. FC Kaiserslautern wechselt. Eine Weltkarriere hat begonnen.

Andi Brehme wird 1987 mit den Bayern Deutscher Meister

1987 wird der Verteidiger mit Offensivdrang mit Bayern München Deutscher Meister, 1989 triumphiert er mit Inter Mailand in Italien – und wird als bislang einziger deutscher Kicker zu Italiens Fußballer des Jahres gewählt. Südlich der Alpen holt Brehme sich – wie seine Mitspieler Matthäus und Jürgen Klinsmann – den letzten Schliff, um 1990 in Italien Weltmeister zu werden.

Andreas Brehme bestritt in 15 Jahren über 600 Spiele für Barmbek-Uhlenhorst. WITTERS
Andreas Brehme am Ball
Andi Brehme kehrte am Ende seiner Karriere nach Kaiserlautern zurück, wo sie begann.

Aus der Nationalmannschaft tritt er 1994 nach 86 Länderspielen zurück und konzentriert sich auf den 1. FC Kaiserslautern. 1996 steigen die Pfälzer zum ersten Mal aus der Bundesliga ab. So kann der Mittdreißiger seine Schuhe nicht an den Nagel hängen. Er spielt noch zwei Jahre weiter – und wie! 1997 gelingt der Wiederaufstieg, 1998 wird der Aufsteiger mit Edelreservist Brehme als Kapitän sensationell Deutscher Meister. Im Volksparkstadion, in seiner Geburtsstadt.

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„Der Ball ist von Anfang an mein Freund“, hat Brehme auf seine Laufbahn zurückgeschaut. Versuche, danach als Trainer Fuß zu fassen, verlaufen mäßig. Es wird stiller um den Barmbeker Jung, der sich in München und am Gardasee niedergelassen hat. Bis die Nachricht, dass sein Herz nicht mehr schlägt, die Fußballwelt erschüttert.

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