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Joshua Kimmich läuft lachend mit seinen Teamkollegen auf dem Trainingsplatz.
  • Joshua Kimmich arbeitet in Einzelstunden hart an seiner Leistung auf der neuen Position.
  • Foto: IMAGO / Schüler

Mit Privattrainer: Kimmich will deutsche Fans begeistern – als Verteidiger

Joshua Kimmich war lange der Chef im deutschen Mittelfeld, jetzt muss er wieder rechts hinten ran. Dass dieser Wechsel seiner eigenen Stimmung und der Begeisterung im Land keinen Abbruch tun soll, verdeutlicht er mit einer Erinnerung-Reise in den Sommer von 2006.

Kimmich überließ nichts dem Zufall. Flankenläufe über die rechte Seite, Ballannahmen auf der neuen, alten Position – und das alles auf dem Fußball-Platz, wo einst schon der vielleicht beste deutsche Rechtsverteidiger überhaupt das Kicken lernte. Auf der Sportanlage des FT Gern, dem Heimatverein von Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm, holte sich der Bayern-Profi den Feinschliff für seine EM-Rolle. Und zwar in Eigeninitiative.

Kimmich ist laut Goretzka „ein herausragender Rechtsverteidiger“

Kimmich engagierte für seine Einheiten laut „Bild“ private Trainer von der „Münchner Fußballschule“. Alles für das große Ziel, sich zum Start des EM-Jahres mit dem Länderspiel in Lyon gegen Frankreich (21 Uhr/ZDF) bestmöglich vorbereitet zu präsentieren. Die ersten Früchte dieser Extraschichten waren zuletzt schon beim FC Bayern zu sehen.

Dort wurde der 29-Jährige – wie nun in der Nationalmannschaft – von Trainer Thomas Tuchel bereits Ende Februar nach hinten rechts gezogen und fremdelte zunächst mit der bekannten Rolle. Zuletzt aber zeigte Kimmich sich dort deutlich verbessert. „Joshua hat in seiner Karriere bewiesen, dass er ein herausragender Rechtsverteidiger sein kann“, sagte Mitspieler Leon Goretzka: „Ich kenne keinen Rechtsverteidiger auf der Welt, der auf dieser Position so viel Einfluss auf das Spiel haben kann.“

Position des Rechtsverteidigers beim DFB schon länger eine Baustelle

Das liegt auch daran, dass Kimmich, der ewige Ehrgeizling und Mann mit dem Helfersyndrom, über Jahre in der Mittelfeldzentrale zu Hause war. Doch zu Beginn seiner DFB-Karriere oder beim Münchner Champions-League-Triumph 2020 zeigte er seinen großen Wert auch hinten rechts als Lahm-Erbe. Im DFB-Team rückte er nach dem WM-Desaster 2018 und dem Abschied von Sami Khedira aber in die Mitte, wo er mit Ausnahme der EM 2021, für die Joachim Löw auf ein 3-5-2 mit Kimmich als Schienenspieler umstellte, über Jahre gesetzt war. Die Position rechts hinten blieb eine Baustelle.

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Löws Nachfolger Hansi Flick konnte sie nicht schließen und entschied sich in einer Panikaktion vor dem Gruppenfinale bei der WM 2022, Kimmich doch wieder nach hinten zu ziehen – das peinliche Aus konnte er so nicht verhindern. Und auch seinen Job verlor Flick bald – nach einem blamablen 1:4 gegen Japan, in dem er Kimmich erstmals seit Katar wieder als Verteidiger aufgeboten hatte.

„Ein Diener für sein Land“, sagt der Bundestrainer über Kimmich

Als ihm Julian Nagelsmann als Bundestrainer folgte, schien Kimmich wieder als Mittelfeld-Dirigent gesetzt. Doch nach den Ohrfeigen im November plante Nagelsmann um: Er holte Toni Kroos fürs Zentrum zurück – und schob Kimmich erneut nach außen.

„Er hätte im Übrigen auch rechts hinten gespielt, wenn Kroos nicht zurückgekehrt wäre“, sagte Nagelsmann und stellte klar: „Bei der Nationalmannschaft muss man sich unterordnen. Da ist man ein Diener für sein Land. Kimmich ist das.“

Kimmich sieht Parallelen zum Sommermärchen 2006

In der Tat: „Ich habe noch nie gesagt, dass mir das keinen Spaß macht oder ich das nicht spielen möchte“, sagte Kimmich im Januar und betonte: „Ich liebe es, auf dem Platz zu sein. Und dann ist es für mich zweitrangig, wo ich spiele.“

Nicht zuletzt seine eigene Euphorie in Sachen Fußball lässt Kimmich auf eine super Stimmung bei der Heim-EM hoffen – vielleicht sogar so gut wie im Sommer 2006? „Absolut, da kann etwas richtig Cooles und Großes entstehen“, sagte er der „Welt am Sonntag“. „Ich denke, die Menschen sind bereit dafür. Aber wir als Mannschaft müssen den ersten Schritt gehen und erfolgreich sein, dann können wir die Menschen abholen und emotionalisieren.“

WM-Begeisterung „war beeindruckend“ für ihn

Kimmich sieht nach den zurückliegenden Negativergebnissen der deutschen Nationalmannschaft das erste Gruppenspiel der DFB-Auswahl am 14. Juni gegen Schottland „als große Chance für uns. Da können wir Stimmung entfachen“, betonte der 29-Jährige.

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Er selbst erinnert sich im Rückblick auf die WM vor 18 Jahren vor allem an das Viertelfinale von Deutschland gegen Argentinien. Er sei damals mit einer Freizeitmannschaft in Berlin gewesen und habe die Partie und das Weiterkommen im Elfmeterschießen auf der Fanmeile verfolgt. „Da habe ich die Begeisterung, die es im Land gab, ganz anders wahrgenommen als daheim im Dorf auf der Couch vor dem Fernseher. Es war beeindruckend“, schwärmte Kimmich. (lg/sid/dpa)

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