Costa Ricas Alonso Martinez im Zweikampf mit zwei Spielern aus Nicaragua

Kurz vor dem WM-Qualifikationsspiel zwischen Costa Rica und Nicaragua kam es zu einem polizeilichen Zwischenfall in der Kabine. Foto: IMAGO/PMEimages

Kurz vor WM-Quali-Spiel: Polizei stürmt Kabine und will Nationalspieler verhaften

Unglaubliche Szenen spielten sich wenige Augenblicke vor Anpfiff des WM-Qualifikationsspiels zwischen Costa Rica und Nicaragua im Nationalstadion in der Hauptstadt San José ab. Kurz vor Beginn der Partie am Montagabend sollen plötzlich mehrere Polizisten und Justizbeamte in die Kabine der Gäste eingedrungen sein, weil sie einen Nationalspieler von Nicaragua verhaften wollten. Das berichten zahlreiche lokale Medien übereinstimmend. Auch der Verband hat den Einsatz inzwischen bestätigt – und mit scharfen Worten kritisiert.

Demnach wollten die Beamten den Spieler, dessen Name nicht öffentlich bekannt ist, über eine Unterhaltsklage informieren. „Auf Antrag eines Klägers, der Unterhalt fordert, erhielten wir einen Gerichtsbeschluss zur Verhaftung eines Mitglieds der nicaraguanischen Delegation. Die Delegation war darüber informiert“, wird Polizeidirektor Marlon Cubillo von der mexikanischen Sport-Tageszeitung „Récord“ gegenüber lokalen Medien zitiert.

Polizei will Spieler kurz vor WM-Quali-Spiel verhaften

Eine Verhaftung habe der betreffende Spieler allerdings abwenden können – indem er den fälligen Betrag direkt vor Ort bezahlte, wie Cubillo weiter erklärte. „Die Behörde betont, dass die gesamte Prozedur in Einklang mit dem Gesetz und ohne größeren Zwischenfälle durchgeführt wurde“, führte er weiter aus.

Der nicaraguanische Fußballverband FENIFUT bestätigte am Tag darauf den Polizeieinsatz in einer offiziellen Stellungnahme – und äußerte zugleich großes Entsetzen über den Vorfall. Man verurteile das Verhalten der insgesamt neun Einsatzkräfte „aufs Schärfste“, denn es sei „unter völlig unangemessenen Umständen“ gewesen, heißt es von Seiten des Nationalverbands – schließlich habe man sich zu diesem Zeitpunkt seit drei Tagen in Costa Rica aufgehalten und die Behörden seien „über die Identität und den Aufenthaltsort aller Spieler genauestens informiert“ gewesen.

„Es ist daher inakzeptabel und nicht zu rechtfertigen, dass die polizeilichen und gerichtlichen Maßnahmen nur wenige Minuten vor Beginn der Sportveranstaltung erfolgten und die Konzentration und Leistung der Nationalmannschaft unmittelbar beeinträchtigt wurden“, kritisierte der Verband weiter. Nicaragua verlor die kurze Zeit später angepfiffene Partie mit 1:4 und hat nun kaum mehr Chancen auf eine Qualifikation für die WM.

Nicaragua will nun Beschwerde bei der FIFA einlegen

Weil der Einsatz „sowohl beim Spieler als auch bei der gesamten Mannschaft eine Atmosphäre voller Anspannung, Verwirrung und Verunsicherung“ ausgelöst habe, kündigte der nicaraguanische Verband außerdem an, Beschwerde bei der FIFA einzulegen. Der Weltverband solle eine Untersuchung einleiten, fordern die Offiziellen aus Nicaragua, denn der Vorfall „verstößt gegen den Sportsgeist, der bei allen internationalen Wettbewerben herrschen muss“. Verbandsdirektor Javier Salinas soll dies gegenüber dem lokalen Mediennetzwerk „Repretel“ gar als „Schande“ bezeichnet haben.

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Die nicaraguanische Fußballnationalmannschaft konnte sich bislang noch nie für eine Weltmeisterschaft qualifizieren und liegt auch dieses Jahr mit nur einem Punkt auf dem letzten Platz der Quali-Gruppe C. Durch die Niederlage gegen Costa Rica ist eine direkte WM-Qualifikation nicht mehr möglich, nur noch die Playoffs sind theoretisch erreichbar – dazu bräuchte Nicaragua allerdings zwei Siege in den letzten beiden Partien gegen Spitzenreiter Honduras (14.11.) und in Haiti (19.11.).

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