„Kein Anführer“, „kein Sieger“, „nicht zeitgemäß“: Sammer zerlegt den DFB
Matthias Sammer hat die Führungsebene des Deutschen Fußball-Bundes heftig kritisiert und teils komplett infrage gestellt. „Die Position eines starken Sportdirektors fehlt weiter“, sagte der 56-Jährige im Podcast „Phrasenmäher“.
Rudi Völler, seit 1. Februar Sportdirektor der deutschen Nationalmannschaft, habe „nie im Nachwuchs gearbeitet“. Nachwuchsdirektor Hannes Wolf sei „fachlich hervorragend, aber kein Anführer – das ist kein Vorwurf, aber es ist so“. Mit dem neuen Sport-Geschäftsführer Andreas Rettig habe er zwar „früher gut zusammengearbeitet. Er ist aber auch kein klassischer Sieger“ sagte Sammer (56), der einst selbst DFB-Sportdirektor war.
Sammer sieht den DFB für die Zukunft nicht gut aufgestellt
Noch kritischer sieht der frühere Nationalspieler die Führung um DFB-Präsident Bernd Neuendorf. „Und wenn ich dann sehe: Der Präsident, die Generalsekretärin, die Landesfürsten – da darf man mir nicht übel nehmen, wenn ich sage: Dieses System ist nicht mehr zeitgemäß. Da fehlt total der Fußball. Das ist keine Konstellation, die garantiert, dass wir für die zukünftigen Generationen gut aufgestellt sind“, sagte der derzeit als Berater von Borussia Dortmund tätige Sammer.
Der 56-Jährige nutzte zudem die Gelegenheit im Podcast um sich über den FC Bayern München zu äußern. Sammer kann die Trennung der Münchener von Ex-Vorstandschef Oliver Kahn und Ex-Sportvorstand Hasan Salihamidzic nachvollziehen. Kahn habe aus seiner Sicht den falschen Job gehabt. „Ich habe mit ihm darüber gesprochen und auch, wenn er es komplett anders sieht – in meinen Augen ist das so.“
„Das wäre ein Riesen-Fehler“: Sammers Bitte an Hoeneß
Auch die Ernennung von Salihamidzic („Er ist ein Sieger, aber er ist kein klassischer Anführer – das war er nie”) habe ihn verwundert. „Sportdirektor? Sportvorstand? Diese absolute Führungsposition ist möglicherweise gar nicht sein Naturell und daher war es aus meiner Sicht nicht die richtige Konstellation”, meinte Sammer.
Zugleich hätten ihn die jüngsten Aussagen von Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß aufhorchen lassen. „Es hat mich erschreckt, als Uli Hoeneß zuletzt sagte: Vielleicht muss ich umdenken, dass immer ein Fußballer die führende Position in einem Verein übernehmen muss. Ich wollte ihn direkt anrufen und ihm zurufen: Uli, bitte denke nicht anders! Das wäre ein Riesen-Fehler“, sagte der Europameister von 1996.
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Vielleicht sei die Konstellation mit Kahn und Salihamidzic nicht richtig gewesen, „aber geh’ nicht von deinem Denken weg! Die wichtigste sportliche Führungsposition muss ein Fußballer bekleiden. Kein Manager, kein Finanz-Chef, kein McKinsey-Berater oder Silicon-Valley-Typ. Das wäre eine Bankrott-Erklärung für den Fußball“, sagte der frühere Nationalspieler in Richtung Hoeneß. Man sehe bereits an vielen Beispielen, „wo Manager-Typen statt Fußballer am Werk sind, dass es dem deutschen Fußball nicht gutgetan hat“, so Sammer. Hoeneß hatte die Berufung von Kahn zum Vorstandsvorsitzenden als „großen Fehler“ bezeichnet. (dpa/mg)