Hitze, Rasen, Arenen: BVB-Coach Kovac schimpft über Klub-WM
Niko Kovac verließ New York mit einem vergifteten Lob an die Greenkeeper. „Auf dem Rasen hier kann man Golf spielen. Der ist so kurz, da kann man richtig gut putten”, sagte der Trainer von Borussia Dortmund zum Abschied von der Klub-WM. Was er meinte: Ein Fußball-Rasen sieht anders aus, bis zur „großen” WM in einem Jahr ist Besserung nötig. Immerhin steigt dann das Finale im hypermodernen MetLife Stadium. „Was angesprochen werden muss, sind die Anstoßzeiten, die unglaubliche Hitze und die Rasenbeschaffenheit. Wenn das ein Weltklasse-Turnier ist, dann erwartet jeder Einzelne Top-Bedingungen“, schimpfte Kovac bei DAZN und ergänzte: „Nächstes Jahr findet hier die Weltmeisterschaft statt, da wird alles viel besser sein, nehme ich an.“
Pompös, aber mit Schwächen – so wie die 1,6-Milliarden-Arena in East Rutherford präsentiert sich auch die gesamte Klub-WM, die als Testlauf für die Mega-WM in einem Jahr dient. Schon vor den am Dienstag beginnenden Halbfinals bildete sich ein ambivalenter Vorgeschmack, der aus drückender Hitze und teils leeren Stadien, aber auch südamerikanischer Begeisterung und durchaus reizvollen Kontinental-Vergleichen resultiert.
Drückende Hitze vs. südamerikanische Begeisterung
Ob der Fan-Zuspruch nun ein Erfolg war oder nicht, darüber scheiden sich die Geister. „Der Zuschauerschnitt lag nach der Vorrunde bei 34.000 – das ist mehr als in der Serie A oder La Liga”, sagte Bayern Münchens Präsident Herbert Hainer. Die von FIFA-Präsident Gianni Infantino versprochenen vollen Arenen gab es aber nicht überall. Beim Vorrundenspiel zwischen dem FC Chelsea und dem Los Angeles FC blieben fast 50.000 Sitze leer.

Das lag nicht zuletzt an der ungünstigen Anstoßzeit von 15.00 Uhr an einem Montag. Auch das Halbfinale zwischen Chelsea und dem brasilianischen Topklub Fluminense am Dienstag (21.00 Uhr MESZ/DAZN) wird schon um 15.00 Uhr Ortszeit angepfiffen. „Was angesprochen werden muss, sind die Anstoßzeiten, die unglaubliche Hitze und die Rasenbeschaffenheit. Wenn das ein Weltklasse-Turnier ist, dann erwartet jeder Einzelne Top-Bedingungen“, erklärte Kovac. Die FIFA senkte die Ticketpreise in ihrem dynamischen System kurzfristig auf 11,40 Euro, einst waren es umgerechnet 400 Euro.
FIFA sorgte für gigantische Preissenkung
Die Hitze in den teils nicht überdachten Arenen tat ein Übriges, die Durchschnittstemperatur aller Spiele lag bislang bei 30 Grad. Der britische Wetterexperte Mike Tipton von der Universität Portsmouth riet der FIFA in der BBC bereits dazu, das WM-Finale 2026 notfalls um 9 Uhr morgens anzupfeifen – wissend, dass die europäischen TV-Zuschauer Sturm laufen würden.
Überhaupt war der europäische Blick auf die Klub-WM ähnlich wie schon bei der Katar-WM 2022 weitaus kritischer als etwa der südamerikanische. Die Bilder von Fans aus Brasilien oder Argentinien, die sich „für die Klub-WM begeistern, zeigt, welches Potenzial in diesem Format steckt”, sagte Bayern-Chef Hainer im „Münchner Merkur/tz“ – bevor Jamal Musiala sich schwer verletzte, versteht sich.
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In der Tat reisten 15.000 Anhänger der Boca Juniors von Buenos Aires nach Nashville, belagerten Fans von River Plate halb Seattle, zogen tausende Anhänger von Fluminense durch Charlotte. In einem Jahr kommen dann die Massen aus Mexiko hinzu, die diesmal eher den Gold Cup im Blick hatten. Die Kontinental-Meisterschaft fand parallel zur Klub-WM statt, Mexiko gewann das Finale in Houston am Sonntag vor 71.000 Fans gegen die USA 2:1.
Luft nach oben bleibt also für die Klub-WM als Ganzes und für die USA als Gastgeber. „Das Turnier braucht Anpassungen in einigen Bereichen”, fand auch Kovac – und meinte nicht nur das etwas zu gut geschnittene Grün. (sid/luz)
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