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  • Timo Werner hat 18 von 48 Leipziger Hinrundentreffern erzielt, damit hat RB zwei mehr als der FC Bayern.
  • Foto: Bongarts/Getty Images

Ex-Liga-Boss checkt die Rückrunde: „Meister? Es muss ja nicht Rasen-Ball sein!“

Köln –

Im September letzten Jahres schied Andreas Rettig (56) aus privaten Gründen beim FC St. Pauli als Geschäftsführer aus. Zwar aktuell nicht mehr mittendrin, ist der Kölner jedoch immer noch ganz nah dran am deutschen Fußball. Rettig arbeitete zuvor verantwortlich für den SC Freiburg, den 1. FC Köln und den FC Augsburg, ehe er von Januar 2013 bis März 2015 als DFL-Geschäftsführer fungierte. Im Interview mit unserer Redaktion wagt er mit dem Blick von außen einen Ausblick auf die Bundesliga-Rückrunde.

Rettig feixend

Andreas Rettig genießt die Bundesliga aktuell als neutraler Beobachter.  

Foto:

imago images/Horstmüller

Herr Rettig, es scheint endlich mal wieder einen Meister-Kampf zu geben. Weil die Bayern so schlecht wie nie sind?

Rettig: Hören Sie auf, ich kann das nicht mehr hören! Die Bayern sind schlecht. Die Liga ist schlecht. Wir sollten aufhören mit dem Wehklagen und die Spannung genießen. Jeder weiß, dass ich kein Bayern-Fan bin – aber das ist doch eine Pseudo-Diskussion! Wer soll das denn bitte schön in der Tiefe beurteilen, ob die Bayern wirklich so schlecht geworden sind? Da würde ich mir mehr Zurückhaltung wünschen, warten wir mal die Rückrunde ab.

Also alles in Butter in der Liga?

Auf den ersten Blick ja. Schauen Sie sich die Tabelle an: Gleich zum Start kann jede Mannschaft mit nur einem Spiel ihre Position verlieren. Paderborn kann als Letzter mit einem Sieg auf den Relegationsplatz springen, Leipzig die Spitze abgeben. Champions League, Europa League – an allen Nahtstellen ist es eng.

Davies Purzelbaum

Der FC Bayern, hier  Alphonso Davies, hatte in der Hinrunde Probleme – kommt nun der Sturm auf die Spitze?

Foto:

Bongarts/Getty Images

Fangen wir oben an: Wer wird Meister?

Ich habe ein Faible für Offensivfußball, deshalb gönne ich eigentlich immer dem den Titel, der die meisten Tore schießt – aber es muss ja nicht unbedingt Rasen-Ball sein (mit 48 Toren Herbstmeister/d.Red).

Gleich dahinter lauert überraschend Gladbach.

Absolut herausragend, was Borussia bislang geleistet hat. Und sie haben als einziges Team der Top 6 nun keine Mehrfachbelastung mehr – das kann ein Vorteil werden. Aber auch wenn es nicht für ganz oben reicht, sollten sie sich nicht grämen, alles bis Platz vier wäre ein Riesenerfolg. Gladbach, Freiburg und Union Berlin sind für mich die Klubs der Hinrunde, weil sie mit weniger mehr machen. Alle stehen sportlich deutlich besser als es die Etat-Tabelle vermuten ließe. Hier muss man Freiburg und Union wohl noch kräftiger die Daumen drücken, dass sie das durchhalten, Gladbach hat da schon deutlich mehr Grundsubstanz.

Eberl Rose Trainingsplatz

Trainer Marco Rose und Manager Max Eberl mischen mit Gladbach die Bundesliga-Spitze auf.

Foto:

dpa

Lesen Sie hier: FC Bayern auf Platz vier der internationalen Geldrangliste – ein anderer Klub stürmt an die Spitze

Wer könnte außerdem für Furore sorgen in der Rückrunde?

Ich bin gespannt auf Erling Haaland und den BVB. Man darf dem Jungen nicht ungerecht werden, er kann mit 19 Jahren nicht alles in Grund und Boden schießen – aber ich bin total neugierig auf diesen Norweger. Leverkusen hat zum Ende der Hinrunde kurz geschwächelt, aber ich traue Bayer durchaus zu, ein ganz ernstes Wort im Kampf um die Champions-League-Plätze mitzusprechen.

Erling Haaland in Aktion

Erling Haaland ist das heißeste Juwel der Liga: Auch Andreas Rettig freut sich auf den BVB-Neuzugang. 

Foto:

dpa

Sie leben in Köln, waren Manager am Geißbockheim – bleibt der FC drin?

Das wird noch ein langer und schwieriger Weg, aber ich bin da optimistisch, nicht nur wegen der neun Punkte im Dezember. Der FC hat den psychologischen Vorteil, dass er schon als abgeschrieben galt. Hertha, Frankfurt und vor allem Bremen als Vorletzter stehen völlig unerwartet unten drin, für die ist das völlig neu. Es wird ein harter Kampf werden, aber ich gehe davon aus, dass der FC auch in der nächsten Saison bevorzugt Samstag um 15.30 Uhr spielen wird.

Auch Düsseldorf steckt wie erwartet mittendrin im Abstiegskampf.

Meinem Freund Friedhelm Funkel wünsche ich natürlich den Klassenerhalt, was er seit jetzt fast vier Jahren bei Fortuna leistet, ist einfach nur phänomenal.

Hält die Liga weitere Überraschungen parat?

Mal schauen. Ich bin gespannt, ob sich ein Klub im Kampf um eine bessere Klimabilanz so weit engagiert, dass Greta spontan Mitglied wird. Auch Oliver Kahn werde ich in seiner neuen Rolle beobachten. Ob er sich nach einem Videobeweis gegen die Bayern wohl die Eckfahne schnappt und in die Review-Ära stürmt? Aber ganz im Ernst: Ich freue mich total auf diese Rückrunde!

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