„Endspiel“ nach Krisengipfel: EM-Stresstest für Wück und DFB-Frauen
Nach Kommunikationsproblemen und interner Aussprache wird der Nations-League-Kracher gegen die Niederlande für den Bundestrainer und die DFB-Frauen zum Stimmungs-Check vor der EM.
Lena Oberdorf zog mit ihren Tricks die Blicke auf sich, Laura Freigang alberte ausgelassen herum, Christian Wück schaute aufmerksam zu. Von den heftigen Turbulenzen ließen sich der Bundestrainer und die deutschen Fußballerinnen im Training nichts anmerken. Doch der wahre Stimmungstest kommt erst noch: Der vorletzte Prüfstein vor der EM gegen die Niederlande soll zeigen, dass die Wogen nach interner Aussprache wirklich geglättet sind.
Freigang: „Elefant im Raum“ sei weg
„Wir wollen ins Final Four und sehen das Spiel als Endspiel an“, sagte Wück vor dem Nations-League-Kracher am Freitag (20.30 Uhr/ZDF). Ein Heimsieg vor über 30.000 Fans im Bremer Weserstadion würde nicht nur den vorzeitigen Gruppensieg perfekt machen, sondern exakt fünf Wochen vor dem Start der Titeljagd in der Schweiz auch Ruhe bringen.
Der „Elefant im Raum“, nachdem ausgebootete Spielerinnen dem Bundestrainer öffentlich mangelnde Kommunikation vorgeworfen hatten, ist laut Laura Freigang besprochen und vertrieben. Das „Wichtigste“ sei es, befand die Offensivspielerin von Eintracht Frankfurt, „dass der Wille da ist, die Kommunikation so gut wie möglich zu gestalten.“
Rauch über ihre Nicht-Nominierung: „Verstehe ich einfach nicht“
Denn die letzte Nominierung vor der Bekanntgabe des EM-Kaders (12. Juni) hatte erstaunliche atmosphärische Störungen offenbart. „Mich nicht einzuladen, ist das eine. Mich nicht zu informieren und mir aber nicht mal einen Grund zu nennen, verstehe ich einfach nicht“, schrieb Felicitas Rauch vom US-Klub NC Courage nach ihrer Nichtberücksichtigung bei Instagram und wünschte sich „transparentere Kommunikation“.
Pikant: Neben Ex-Kapitänin Alexandra Popp reagierten weitere aktive und ehemalige Nationalspielerinnen mit einem „Like“ auf den Post. Kurz zuvor hatte bereits Bundesliga-Topscorerin Nicole Anyomi von Eintracht Frankfurt öffentlich moniert, dass „kein konkreter und direkter Austausch“ mit Wück stattgefunden habe.

Auch die Kommunikation rund um eine mögliche EM-Teilnahme der lange verletzten Oberdorf erzeugte Unruhe. Während der Bundestrainer verkündete, die Hoffnungsträgerin sei zehn Monate nach ihrem Kreuzbandriss trotz fehlender Spielpraxis „zu 100 Prozent einsatzfähig“, plauderte die 23-Jährige in ihrem Podcast aus, dass sie in der Nations League nicht spielen „darf“. Ihr Verein Bayern München bestätigte, dass Oberdorf im finalen Casting im 25er-Kader nur mittrainiert.

Freigang versuchte es mit Diplomatie und warb um Verständnis für den ehemaligen Junioren-Nationalcoach, der die DFB-Frauen nach Olympiabronze im vergangenen Sommer von Horst Hrubesch übernommen hatte. Wück sei „neu dazugekommen, er muss wahrscheinlich auch immer noch seinen Weg finden. Und wir müssen ihn auch in gewisser Weise verstehen können.“
Nüsken: „Eine gewisse Anspannung ist auf jeden Fall da“
Bei allen Nebengeräuschen ist klar: Gelingt nach dem 2:2 im Hinspiel und immer wieder schwankenden Leistungen ein Erfolg gegen die Niederlande, könnte Wück vier Tage später bei der Generalprobe in Wien gegen Österreich experimentieren. „Jede hofft natürlich, dass man Spielminuten bekommt, um sich zu beweisen und ins EM-Team zu spielen“, sagte Mittelfeldspielerin Sjoeke Nüsken vom FC Chelsea: „Eine gewisse Anspannung ist auf jeden Fall da.“
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Für einen EM-Platz in der Problemzone Innenverteidigung möchte sich Rebecca Knaak empfehlen. „Jede Spielerin ist natürlich auch für die eigenen Ziele hier“, erklärte die 28-Jährige von Manchester City und schob hinterher: „Wir sind uns aber einig darin, dass der mannschaftliche Erfolg an erster Stelle steht.“(sid/abl)
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