Pal Dardai guckt zum Himmel
  • Pal Dardai war einer der Ersten, die vom Tod von Kay Bernstein erfuhren.
  • Foto: imago/Matthias Koch

Emotionale Worte: Hertha-Trainer Dardai spricht über den Tod von Kay Bernstein

Mit einer würdigen Zeremonie will Hertha BSC seines gestorbenen Präsidenten Bernstein gedenken. Trainer Dardai steht vor einer schweren Aufgabe. Er muss bei aller Trauer auch an Fußball denken.

Auch Pal Dardai bräuchte Zeit, die er nicht hat. Zeit, um zu verstehen. Zeit, um zu trauern. Doch inmitten der nicht zu beantwortenden Fragen nach dem Wieso und dem Warum zum frühen Tod von Präsident Kay Bernstein, muss Dardai die Mannschaft von Hertha BSC auf den profan wirkenden Rückrunden-Auftakt in der 2. Bundesliga am Sonntag (13.30 Uhr/RTL) gegen Fortuna Düsseldorf vorbereiten.

Pressekonferenz bei Hertha BSC wurde abgesagt

„Wir haben jedem psychologische Unterstützung angeboten. Alle waren fokussiert in dieser Woche. Wir haben auch ein professionelles Umfeld, das uns erlaubt, uns auf unsere Arbeit zu konzentrieren. Aber was am Spieltag passiert, kann ich natürlich noch nicht vorhersagen“, sagte Dardai am Freitag. Die sonst übliche Pressekonferenz hatten die Berliner abgesagt, Fragen an den Coach waren schriftlich möglich.

Dardai könnte sich an den Routinen entlanghangeln. Die Personallage ist schwierig. Top-Spieler Fabian Reese fehlt noch wegen der Folgen seiner Corona-Infektion, Sturm-Routinier Florian Niederlechner ist nach der Roten Karte gegen Osnabrück im Dezember gesperrt. Die Talente Bence Dardai und Ibrahim Maza sind nach Blessuren noch nicht fit. Die Ausgangslage ist nach neun Spielen ohne Niederlage nicht aussichtslos. Sechs Punkte Rückstand auf den Relegationsrang. Da könnte man in Berlin vom Aufstieg träumen. Das wären normalerweise wichtige Themen.

Pal Dardai: „Es war unfassbar, das zu hören“

Normal ist aber gerade nichts, nach Bernsteins unerwartetem Tod im Alter von 43 Jahren hat sich alles verändert. „Ich war früh hier auf dem Gelände. Es war eigentlich mein freier Tag. Die Nachricht war ein Schock, es war unfassbar, das zu hören“, berichtete Dardai von den Ereignissen am Dienstag. Bernstein habe er kurz zuvor noch besser kennengelernt. „Wir waren gerade erst vier Tage zusammen im Trainingslager. Haben vier sehr intensive Tage erlebt. Das war zum ersten Mal so in den vergangenen Monaten. Ich habe seine Frau und seine Töchter kennengelernt. Das ist ein sehr hartes Schicksal“, sagte der 47-Jährige.

Noch befinden sich die Berliner in der Schockstarre. Bernstein war Seele, Herz, Fundament des Wandels. Er war Bindeglied in einem lange unter Zerrüttung leidenden Verein. Wie soll da jetzt an Fußballspielen gedacht werden? Die Mannschaft habe sich wie geplant seit Mittwoch auf das Düsseldorf-Spiel vorbereitet, hieß es von der Hertha. „Natürlich hat diese Nachricht uns alle schwer getroffen – auch die Spieler. Aber die Mannschaft hat in den letzten Tagen einen guten Eindruck gemacht. Wir sind offen mit dieser Situation umgegangen. Es wurde viel miteinander geredet. Auch ich habe mehr geredet als sonst“, sagte Dardai.

DFB-Präsident Neuendorf kommt zur Trauerfeier

Vorbereitet wird eine bei der Hertha noch nie dagewesene Trauerfeier. Schweigeminute und Trauerflor sind selbstverständlich. Vor dem Osttor des Olympiastadions gibt es eine Gedenkstätte, Kondolenzbücher liegen aus. Mit der Fanszene, die Bernstein Jahre vor seiner Karriere als Klub-Chef anführte, wird über einen würdigen Rahmen gesprochen. Es kann kein Spieltag wie jeder andere sein. Als Gäste kommen unter anderem der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, Sportsenatorin Iris Spranger, DFB-Chef Bernd Neuendorf und der israelische Botschafter Ron Prosor.

In einem gut achtminütigen Video-Interview versuchten am Freitag Geschäftsführer Thomas Herrich und Interimspräsident Fabian Drescher Antworten zu finden. Ihre gedämpften Stimmen, ihre Körpersprache zeigte, dass das eben jetzt nur bedingt möglich ist. Man brauche Zeit, jeder ein unterschiedliches Quantum.

Keine vorgezogenen Neuwahlen bei Hertha BSC

Und doch muss Konzentration möglich sein. „Wir haben am Sonntag um 13.30 Uhr ein Spiel. Das hätte Kay auch gewollt, mit Hochdruck an die Arbeit zu gehen, die auch vor uns liegt und auch ab nächster Woche müssen wir wieder nicht business as usual, aber mit Hochdruck mit Konzentration an die Arbeit gehen“, sagte Herrich.

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Auf Drescher – Freund und Begleiter Bernsteins – kommen nun mehr Aufgaben zu. Vorgezogene Neuwahlen wird es nicht geben. Bis zur turnusmäßigen Abstimmung im Herbst wird der Rechtsanwalt das Präsidium leiten. „Wir sind alle immer noch geschockt vom Tod unseres Freundes und Kollegen“, sagte Drescher in dem von der Hertha veröffentlichten Video-Interview.

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Laut Satzung ist das Präsidium mit derzeit sieben Mitgliedern handlungs- und beschlussfähig. Wichtig sei es, „dass die gesamte Hertha-Familie jetzt zusammenhält. Hierfür brauchen wir ein starkes Präsidium, das wir sind. Wir wollen und werden den Berliner Weg weiterführen. Für Kay. Für Hertha BSC“, sagte Drescher. (lg/dpa)

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