• Kevin Großkreutz und die Spieler des KFC Uerdingen sind offenbar nicht bereit, auf Gehalt zu verzichten.
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Drittliga-Klub ist „verwundert“: Großkreutz & Co. wohl nicht zu Gehaltsverzicht bereit

Köln –

Egal ob im Profi- oder Amateurbereich: Die Corona-Krise hat die Fußball-Saison in allen Klassen vorerst ausgebremst. Vor allem für die Vereine der dritten und vierten Liga werden die wirtschaftlichen Folgen dramatisch sein. Nahezu alle Klubs haben bereits Kurzarbeit angemeldet – für sie hat längst der Kampf ums Überleben begonnen.

Nun sorgt Drittligist KFC Uerdingen allerdings für Schlagzeilen – dort gibt es offenbar Zoff zwischen Klub und Spielern. Es geht um einen möglichen Gehaltsverzicht.

KFC Uerdingen: Wollen Spieler nicht auf Gehalt verzichten?

Wie die „Rheinische Post“ berichtet, haben sich die Akteure um den 2014er-Weltmeister Kevin Großkreutz (31) und der Verein sich noch nicht auf eine Kürzung der Bezüge einigen können. Die Gespräche mit den Spielern über Kurzarbeit seien „bislang fruchtlos verlaufen“, sagte Geschäftsführer Frank Strüver.

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Bei den Themen Gehaltsverzicht und Kurzarbeit konnten sich der KFC Uerdingen und das Team um Kevin Großkreutz noch nicht einigen.

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imago images/Brauer-Fotoagentur

Der KFC-Boss erklärt weiter: „Wir sind verwundert darüber, dass bei den Spielern der Solidaritätsgedanke noch nicht so ausgeprägt zu sein scheint, wie es europaweit in der gesamten Gesellschaft der Fall ist.“ Für die Mitarbeiter der Geschäftsstelle, den Trainer-Stab und das Funktionsteam sei unterdessen bereits Kurzarbeit angemeldet worden. „Wir hoffen aber immer noch, dass der Funke der Solidarität auch auf die Spieler überspringt“, sagte Strüver.

Viktoria Köln: Franz Wunderlich hofft, dass Vereine Krise überstehen

Sportboss Franz Wunderlich (56) vom Drittliga-Aufsteiger Viktoria Köln zeichnet ein dramatisches Bild der Situation: „Es ist wie in der freien Wirtschaft, da wird es sicherlich den ein oder anderen treffen“, sagt er im EXPRESS-Interview.

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Sportboss Franz Wunderlich vom Drittligisten Viktoria Köln sieht schwere Zeiten auf seinen Verein zukommen.

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Herbert Bucco

Wunderlich weiter: Ich hoffe aber, dass es jeder einzelne Drittligist schafft zu überleben.“

Den kleinen Klubs brechen die Zuschauereinnahmen weg

Hintergrund: Insbesondere die Klubs in der 3. Liga und Regionalliga sind auf ihre Zuschauereinnahmen angewiesen. Das große Problem ist nun: Selbst wenn die Saison im Sommer doch noch zu Ende gespielt werden sollte, wird das vor leeren Rängen geschehen. Damit entsteht bei vielen Vereinen ein riesiges Finanzloch. Langfristig einkalkulierte Erlöse fallen weg – im Falle eines nach wie vor diskutierten Saison-Abbruchs natürlich ebenfalls.

Derzeit gibt es daher kaum noch einen Klub, der noch nicht Kurzarbeit angemeldet hat. Dabei erhalten die Mitarbeiter einen verringerten Teil ihres Gehalts. Sofern das reguläre Netto-Einkommen nicht über 6900 Euro liegt (im Osten: 6450 Euro), gibt es von der Bundesagentur für Arbeit 60 Prozent der Ausfalldifferenz dazu – bei Eltern 67 Prozent.

Fast alle Vereine der 3. Liga und Regionalliga in Kurzarbeit

Auch die Viktoria hat sich jüngst zum Schritt Kurzarbeit entschlossen. Geschäftsführer Axel Freisewinkel (40) erklärte im EXPRESS: „Alle diese Maßnahmen sind notwendig, um die Zukunft des Vereins zu sichern und diese schwierige Phase gemeinsam zu überstehen.“ Freisewinkel weiter: „Für die Zukunft von Viktoria Köln war das ein ganz wichtiges Signal. Davor kann ich nur den Hut ziehen und mich bei allen Mitarbeitern für diesen Schulterschluss mit dem Verein bedanken.“

Hier lesen Sie mehr: Andere Teams sind im Corona-Homeoffice – Ein NRW-Bundesligist trainiert aber in Kleingruppen.

Die Solidarität innerhalb des Klubs und der Fans – es ist für die meisten Klubs der womöglich letzte Rettungsanker. Zahlreiche Vereine haben deswegen besondere Sonder-Aktionen gestartet, um die drohenden Verluste in der Krise abzufedern. Regionalligist Rot-Weiss Essen beispielsweise bietet auf seiner Website Tickets für ein virtuelles Heimspiel an. „Macht die Hütte voll!“, lautet das Motto.

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Regionalligist Rot-Weiss Essen veranstaltet ein virtuelles Heimspiel – Bier und Bratwurst inklusive.

Foto:

rot-weiss-essen.de

Hier gibt es die Tickets für das virtuelle Heimspiel von Rot-Weiss Essen.

Und die Aktion hat Erfolg: Fast 3000 Tickets wurden bereits verkauft – zudem auch schon 2500 virtuelle Bratwürste (Preis: 2,50 Euro). Andreas Rettig (56), Ex-Manager bei den Bundesligisten SC Freiburg, 1. FC Köln und FC Augsburg, hilft auch mit. Rettig –  Essen-Fan und RWE-Mitglied – hat schon Tickets und Verpflegung geordert.

„Meine Frau kommt mit. Hoffe, es gibt keinen Streit um das Bier“, kommentiert er mit einem Augenzwinkern. Auf Twitter spielt der Klub den Ball zurück: „Wir planen mal ein paar virtuelle Ordner ein“, schreibt der Verein dort.

Klubs bieten virtuelle Tickets an und haben Erfolg

Eine ähnliche Aktion gibt es auch beim Regionalligisten Fortuna Köln. Auch dort haben Fans die Möglichkeit, Karten für ein virtuelles Unterstützerspiel zu erwerben. Zahlreiche Prominente sind bereits dabei, unter anderem haben Star-Autor Frank Schätzing (62), Ex-Bundesliga-Knipser Toni Polster (56) und Schauspielerin Annette Frier (46) schon Tickets erworben. Der Verein hofft auf weiter prominente Unterstützung: So kontaktierte der Kölner Künstler und Mit-Initiator Cornel Wachter (58) unter anderem auch DFB-Kicker Toni Kroos (30) und Ex-NBA-Superstar Dirk Nowitzki (41).

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Viertligist Fortuna Köln bietet seinen Fans Tickets für ein virtuelles Unterstützerspiel an.

Foto:

Fortuna Köln/Ticketmaster

Hier geht’s zu den Tickets für das Unterstützerspiel von Fortuna Köln. 

FC Hansa Rostock ruft zu Hamsterkäufen auf

Und auch im hohen Norden zeigt sich ein Klub in der Corona-Krise erfinderisch. So startete Drittligist Hansa Rostock die Aktion „Hamstern für Hansa“.

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Drittligist FC Hansa Rostock ruft seine Anhänger im Fanshop zu Hamsterkäufen auf.

Foto:

FC Hansa Rostock/fc-hansa.de

Was im realen Supermarkt verpönt ist, sollen nun die Fans zum Wohle ihres Herzensklubs machen: „Kauft den Fanshop leer“, lautet die Forderung des ehemaligen Bundesliga-Klubs.

Regionalligist BFC Dynamo testet gegen FC Corona

Nordost-Regionalligist BFC Dynamo hat derweil für den 18. April ein Testspiel angesetzt. Der virtuelle Gegner: der FC Corona Covid-19 – laut Klubangaben „die wohl unbeliebteste Mannschaft des Planeten“. Bei der Schiedsrichter-Ansetzung bewies der Klub ebenfalls Humor: Leiten wird die Partie der finnische Unparteiische Dr. K. Rann-Täne. Ihm assistieren Bin Im-mun  aus Südkorea und der Norweger Bleibge Sund.

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Der Berliner Regionalligist BFC Dynamo absolviert ein virtuelles Testspiel gegen den FC Corona.

Foto:

BFC Dynamo/bfc.com

Ein Liga-Konkurrent der Berliner hat derweil schon einen Rekord aufgestellt: Der 1. FC Lokomotive Leipzig spielt am 8. Mai ebenfalls ein virtuelles Testspiel – und bereits mehr als 70.000 Karten hat der Klub aus Sachsen verkauft. 120.000 sollen es am Ende werden. (kos)

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