„Das Ding gewinnen“: ZDF-Experte Kramer fährt als Spieler zur WM
Viel Überzeugungsarbeit war nicht nötig, um Christoph Kramer für seine zweite WM-Teilnahme zu begeistern. Der Kleinfeld-Bundestrainer Malte Froehlich fragte an – und der Rio-Weltmeister von 2014 sagte zu. Warum? „Da ich Fußball sehr gerne spiele“, lautete Kramers simple Erklärung.
„Der Kontakt kam über die Baller League zustande“, sagte Froehlich, der den 33-Jährigen in seinen 15-Mann-Kader für die Kleinfeld-WM in Maskat/Oman (29. November bis 7. Dezember) berufen hat. Auch über diese prominente Personalie hinaus profitiert er von den privaten Kleinfeldligen, die eine „wahnsinnig gute Möglichkeit“ zum Spielerscouting böten. Früher musste er bei Kandidaten „den Transfer von Groß- auf Kleinfeld in seiner Fantasie haben“ – und dann „hoffen“, blickte der 40-Jährige zurück.
Der Unterschied zwischen Kleinfeld und Bundesliga
Denn der Unterschied zum klassischen Fußball ist nicht nur aufgrund des ungefähr halb so großen Platzes enorm. Socca wird mit fünf Feldspielern sowie einem Torwart, in zwei Halbzeiten je 20 Minuten, ohne Abseits und mit Penaltys statt Elfmetern gespielt. Daraus entstehe ein „wahnsinnig intensives Spiel“, und deshalb setzt der Bundestrainer auf Spielerblöcke, die „alle vier bis fünf Minuten“ wechseln.
Diese Sparte des Fußballs ist in Deutschland, trotz der Weltmeisterschaft 2023 in Essen, kaum bekannt. Auch er hätte nicht gewusst, dass eine Kleinfeld-Nationalmannschaft existiere, gab Kramer offen zu. Der vereinslose Ex-Gladbacher, der seine Karriere ausdrücklich noch nicht beendet hat, hat dennoch gewisse Socca-Erfahrung, denn: Im Profi-Training spiele man „fast nur auf Kleinfeld“.
Anders als die Beachsoccer- und Fußball-Nationalteams ist der Kleinfeld-Fußball-Verband (DKFV) nicht Teil des DFB. Es gibt kein Ligensystem in Deutschland. „International sind uns andere Nationen weiter voraus, was die Trainings- und Spielbedingungen in ihren Ländern betrifft“, erklärte der Bundestrainer. Die Gründe: „In anderen Ländern gibt es einen Ligabetrieb, entsprechende Plätze und Hallen, wo das Format auf Kunstrasen gespielt wird.“
Titelambitionen in Kasachstan und Polen
Und so ist der große WM-Favorit unter den 40 teilnehmenden Nationen das nicht als Fußball-Großmacht bekannte Kasachstan, das amtierender Welt- und Europameister ist. Auch Polen und weitere osteuropäische Länder sowie Brasilien, das besonders von der weiten Futsal-Verbreitung zehrt, melden Ansprüche an.
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Und Deutschland? Der Socca-Weltmeister von 2018 sei „ambitioniert. Wir sind auf jeden Fall eine der Top-Nationen“, zeigte sich Kramer selbstbewusst. Beim letzten DKFV-Lehrgang vor dem Oman-Trip Anfang November fügte er sich ins Team ein. Froehlich stellte seinen Spielern bis zum Turnier digitale Materialien zur Verfügung, darunter auch Analysen des Auftakt-Gegners Bulgarien.
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Am Freitagabend startet die DKFV-Auswahl ins WM-Turnier. Das „klare Ziel“ sei, „das Ding zu gewinnen“, erklärte Kramer forsch. Wie vor zehn Jahren in Brasilien auf dem großen Feld. (sid/lmm)