• Ein Transparent der Münchner Ultras Ende Februar 2020 in Sinsheim
  • Foto: imago images/Sven Simon

Brisante ZDF-Doku: Protest gegen Anti-Hopp-Transparente der Ultras wurde inszeniert

Im Februar 2020 kam es nach Ultra-Protesten gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp zu spektakulären Verbrüderungsszenen zwischen Bayern München und der TSG Hoffenheim. Eine ZDF-Dokumentation legt nun den Verdacht nahe, dass die Aktion bereits in den Tagen zuvor verabredet wurde. War der Funktionärs-Protest gegen den Fan-Protest eine Inszenierung?

Zwei Wochen vor der Corona-Pause war das Stadion in Sinsheim Ende Februar 2020 dicht gefüllt. Der 6:0-Sieg der Bayern wurde überschattet von Transparenten mit unflätigen Bezeichnungen, die die Münchner Ultras aus Protest gegen Hoffenheims Macher Hopp entrollten.

Der Schiedsrichter unterbrach daraufhin die Partie, in den letzten Minuten schoben die Spieler den Ball nur noch hinterher, nach dem Abpfiff applaudierten beide Mannschaften dem geschmähten Hopp.

ZDF-Doku: Vereine und DFB wussten über Transparente gegen Hopp Bescheid

„Mich zum Gesicht für den Kommerz zu machen, ist wirklich nicht nachvollziehbar. Leider war die Hetze so perfekt inszeniert, dass Ultras vieler Vereine mitgemacht haben“, sagte Hopp einige Wochen danach im ZDF-Sportstudio. Die am Samstag ausgestrahlte ZDF-Doku „Der Prozess. Wie Dietmar Hopp zur Hassfigur der Ultras wurde“ belegt nun, dass viele Beteiligte bereits (mehr oder weniger) wussten, was im Stadion passieren würde.

Protest gegen Hopp: Hoeneß erfuhr zwei Tage vorher davon

Der frühere Bayern-Präsident Uli Hoeneß erklärt dort, dass er zwei Tage vor dem Spiel bei Gesprächen mit Fan-Vertretern „etwas läuten“ gehört habe. Laut der Dokumentation war darüber hinaus nicht nur Hopp, sondern auch der DFB und der Schiedsrichter über die bevorstehende Transparent-Aktion unterrichtet.

Rummenigge Hopp

Bayern-Boss Karl_Heinz Rummenigge (l.) und Dietmar Hopp beklatschen die Solidaritäsbekundungen für den Hoffenheimer Mäzen

Foto:

imago images/Sven Simon

Ein Vertreter der Münchner Ultra-Vereinigung „Schickeria“ sagt sogar, die ganze Liga habe Bescheid gewusst. Die beleidigende Wortwahl gegenüber Hopp erklärte er damit, dass man sonst kein Gehör gefunden hätte. 

ZDF-Moderator: „Die Reaktionen waren offenbar geplant“

In der „taz“ erklärte Sportstudio-Moderator Jochen Breyer: „Was mich am meisten überrascht hat: Dass vor dem Spiel in Sinsheim offenbar fast alle Bescheid wussten, was passieren würde, die TSG Hoffenheim, der FC Bayern und der DFB. Dass die Reaktionen der Verantwortlichen offenbar auch geplant waren und dass dabei an der einen oder anderen Stelle überzogen wurde, das veränderte meinen Blick auf ­diesen Tag und diesen Konflikt.“

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Jan-Henrik Gruszecki, ehemaliger Ultra und heutiger Berater von Borussia Dortmund, meint: „Ich glaube, das war ein Schauspiel, eine Inszenierung.“

Hopp selbst wollte sich nach Angaben des ZDF in der Dokumentation nicht äußern. „Er fühlt sich in seiner persönlichen Ehre auf Gröbste verletzt“, sagte sein Anwalt Christoph Schickhardt.

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