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Thomas Hitzlsperger in der Amazon-Doku „Das letzte Tabu"
  • Thomas Hitzlsperger outete sich 2014 als homosexuell.
  • Foto: picture alliance

Amazon Doku über Homosexualität im Fußball – Gruppen-Coming-out im Mai?

Homosexualität ist im Männerfußball noch immer oft ein Tabu. Eine Amazon-Doku beleuchtet das Thema und zeigt Fortschritte und Barrieren. Im Mai soll ein Gruppen-Coming-out diese abbauen.

Die Botschaft, die Justin Fashanu mit der Welt teilte, hat nichts an ihrer Bedeutung verloren. „Die Quintessenz ist: Sei dir selbst treu“, sagte Fashanu einmal. 1990 machte Fashanu als erster aktiver Fußballprofi seine Homosexualität öffentlich. Acht Jahre später nahm er sich mit nur 37 Jahren das Leben.

Das Schicksal Fashanus ist das dunkelste Kapitel des Films „Das letzte Tabu“, der am 13. Februar bei Amazon Prime startet und sich mit Homosexualität im Männerprofifußball beschäftigt. Der Blick in die Vergangenheit stimmt nachdenklich. Der Blick in die Gegenwart macht Hoffnung – zumindest ein bisschen.

Forscherin lobt deutsche Fanszene

Es gibt sie nämlich, die positiven Beispiele. Da ist der Fall des US-Profis Collin Martin, dessen Team San Diego Loyal nach der homophoben Beleidigung eines Gegenspielers aus Solidarität geschlossen das Spielfeld verlässt. Oder Jakub Jankto. Nach dem Coming-out des tschechischen Nationalspielers befürchteten die Verantwortlichen beim Auftritt seines Klubs Sparta Prag beim Rivalen Banik Ostrau das Schlimmste.

Bei Janktos Einwechslung passierte? Nichts. Keine Beleidigungen, keine Schmähgesänge – Janktos Sexualität war schlichtweg kein Thema. Auch in deutschen Stadien könnten die Reaktionen so ausfallen. „Meiner Meinung nach sind Fans auf jeden Fall viel weiter als die Verantwortlichen. Das zeigt sich hier in Deutschland auch schon ganz lange in der Vereinsszene”, sagt die Sportwissenschaftlerin Tanja Walther-Ahrens.

Hitzlsperger enttäuscht über Coming-out-Quote

Und doch gibt es in Deutschland und weltweit nahezu keinen offen homosexuellen Profifußballer. „Es outen sich nicht ansatzweise so viele homosexuelle Spieler, wie es gibt”, sagte Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, der 2014 sein Coming-out hatte, dem Playboy: „Das ist eine Enttäuschung, wenn man bedenkt, dass sich die Rahmenbedingungen alles in allem verbessert haben.“

Im AZ-Interview rechnete er vor: „Je nachdem, welche Studien man zugrunde legt, sind fünf bis etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung homosexuell. Es gibt etwa 500.000 aktive Profifußballer, das würde summa summarum 25.000 bis 50.000 homosexuelle Spieler bedeuten.”

Gruppen-Coming-Out soll Fußballer unterstützen


Sorge, Ängste, der innere Konflikt: Der Druck und die möglichen Folgen sind offenbar noch immer viel zu groß. Abhilfe und Entlastung könnte ein Gruppen-Coming-out schaffen. Marcus Urban, Vorstand des Vereins für Vielfalt und Gesellschaft, will es vorantreiben. Geplant ist ein Termin im Mai. „Es wäre ein großer Schritt, der für sehr viel Aufmerksamkeit sorgen würde”, sagte Hitzlsperger.

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Und der Blick in die Zukunft? „Ich glaube, das Umfeld dafür wäre bereit“, sagte Hitzlsperger: „Nur kann ich nicht sagen, wie die Gesellschaft in fünf oder zehn Jahren aussieht. Ich nehme Spannungen wahr. Leider wird es wird in Zukunft so bleiben, dass man seine Stimme erheben muss.”
So wie Justin Fashanu. (sid/vh)

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