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Die Spieler von Sheriff Tiraspol feiern das zweite Tor beim 3:0 gegen Dinamo Zagreb.
  • Die Spieler von Sheriff Tiraspol feiern das zweite Tor beim 3:0 gegen Dinamo Zagreb.
  • Foto: Imago

Sheriff schießt scharf! Außenseiter stürmt in die Königsklasse

Reisen Bayern München, Borussia Dortmund und RB Leipzig bald nach Moldau? Der 19-malige Landesmeister Sheriff Tiraspol ist drauf und dran, sich als erster Verein aus der ehemaligen Sowjetrepublik für die Gruppenphase der Champions League zu qualifizieren.

„Das war ein fantastisches Spiel“, schwärmte Trainer Yuriy Vernydub: „Meine Jungs haben vereint und verdient gewonnen.“ Vernydub, der 1993 als Verteidiger sieben Zweitliga-Spiele für den Chemnitzer FC bestritten hat, sprach vom 3:0-Erfolg seines Teams gegen Dinamo Zagreb in der Champions-League-Qualifikation. Verteidigen die „Sheriffs“ nächste Woche in Zagreb ihren Vorsprung, ist die Republik Moldau zum ersten Mal in der europäischen Königsklasse vertreten.

Champions League: Verein aus Moldau schafft Hinspiel-Sensation

Oder auch nicht so richtig, denn die Verhältnisse im 2,7-Millionen-Einwohner-Staat sind kompliziert. Tiraspol liegt im Landesteil östlich des Flusses Dnister, der sich als Transnistrien abgespaltet hat, faktisch unabhängig ist, aber von keinem anderen Staat anerkannt wird. Der Krieg zwischen Zentralregierung und abtrünniger Provinz, der in den 1990er-Jahren 585 Menschen das Leben gekostet hat, ist vorbei. Beide Parteien haben sich leidlich arrangiert.

Also spielt Sheriff Tiraspol auch in der moldauischen Liga mit, die ungefähr so spannend ist wie die Bundesliga: Fast jedes Jahr geht der Titel an den Verein, der 1996/97 vom heutigen Präsidenten Viktor Gusan gegründet worden ist. Der ehemalige Polizist hat sich in den wilden 1990er-Jahren nach dem Zerfall der Sowjetunion ein Geschäftsimperium aufgebaut.

Tiraspol-Hauptsponsor „Sheriff“ beherrscht die Wirtschaft des Landes

Das 1993 von ihm gegründete Konsortium „Sheriff“ umfasst mittlerweile zahlreiche Supermärkte und Tankstellen, zwei Großbäckereien, ein Autohandel, eine Schnapsbrennerei, einen Verlag, eine Werbeagentur und ein Wohnungsbauunternehmen. Ein eigener Fernsehsender und das einzige Mobilfunknetz geben „Sheriff“ einen politischen Einfluss, von dem der italienische Medienmogul Silvio Berlusconi nur träumen konnte. Kritiker werfen dem Mega-Unternehmen Stimmenkauf bei der jüngsten Parlamentswahl im Juli 2021 vor. 

Sheriff Tiraspol: zwei Brasilianer, ein Luxemburger und ein Ex-Stuttgarter wollen in die Champions League

Selbstverständlich gehört auch das Sheriff-Stadion mit integriertem Hotel „Sheriff“. Dort kickt eine bunte Mischung von Spielern aus vieler Herren Länder. Neben fünf Moldauern leistet sich der Dauermeister die Brasilianer Fernando und Cristiano, aber auch Sebastien Thill aus Luxemburg. Gegen Zagreb schoss Adama Traore zwei Tore, der 26-jährige Malier kam im Februar 2021 vom FC Metz. Außerdem traf Dimitris Kolovos, der es bei Panathinaikos Athen nicht zum Stammspieler gebracht hatte.

Der kolumbianische Kapitän Frank Castaneda kam über Venezuela und Tschechien nach Tiraspol, und sogar ein Hauch von Bundesliga-Erfahrung ist im Team vorhanden: Der bosnische Verteidiger Stjepan Radeljic kickte von 2016 bis 2018 beim VfB Stuttgart – allerdings nur in der Regionalliga-Reserve. In 43 Spielen erzielte der heute 23-Jährige zwei Tore, gegen Wormatia Worms und Astoria Walldorf.

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Gelingt in Zagreb der Einzug in die Königsklasse, warten andere Gegner auf Radeljic und Co. „Wir dürfen uns nicht entspannen“, warnte Torschütze Kolovos bereits: „Da liegt eine ganz ernsthafte Aufgabe auf uns.“ Aber auch die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben – die dann nicht nur auf dem eigenen Sender TSV gezeigt wird.

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