„Absurd”? Tedesco muss nach „beschissenem“ RB-Start zittern
Auch der große Frust über den verwehrten Elfmeter hinderte Timo Werner nicht an einer schonungslosen Analyse der Leipziger Start-Krise. „Bei aller Liebe vor den Mannschaften, die drei Spiele hätten wir eigentlich auch gewinnen können und haben aus solchen Spielen zwei Punkte. Das ist wahrscheinlich nicht genug“, schlug Werner gleich den Bogen von den Remis beim VfB Stuttgart (1:1) und gegen den 1. FC Köln (2:2) zum ernüchternden 1:2 bei Union Berlin.
„Ich will ja nicht sagen, dass harte Zeiten auf uns zukommen, aber ich glaube, wir müssen dringend mal ein Spiel gewinnen“, forderte der Nationalspieler am Samstagabend nach der Niederlage in der Hauptstadt.
Timo Werner enttäuscht von zwei Punkten aus drei Spielen
Die harsche Wortwahl von Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, der schon vor der Pleite in Köpenick fundamentale Kritik geäußert hatte, bestätigte Werner nun. „Beschissen“ sei vielleicht ein sehr hartes Wort, meinte Werner. Aber: „Im Endeffekt war es ja ein beschissener Start“, sagte der 26 Jahre alte Stürmer über die zwei mageren Punkte nach drei Spieltagen in der Bundesliga.
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Abwehrchef Willi Orban deutete Fitness-Defizite an, die man auch als interne Kritik auffassen konnte. „Man sieht, dass einige noch nicht auf dem Top-Level sind, da fehlen ein paar Prozent und dann reicht es eben nicht, gerade gegen physisch gute Mannschaften. Da müssen wir schauen, dass wir jeden Spieler auf das Top-Level kriegen. Das wird ganz wichtig sein“, forderte der Torschütze zum letztlich nutzlosen Anschluss mit Blick auf die nächste Partie gegen den ebenfalls noch sieglosen VfL Wolfsburg am kommenden Samstag.
Willi Orban mit Kritik an Mannschaft
Jedoch scheint Orban ein gutes Verhältnis zu Geschäftsführer Oliver Mintzlaff zu haben: „Er ist oft bei uns in der Kabine, auch die Woche war er da, hat mit uns geredet. Er vertraut uns, gibt uns ein gutes Gefühl. Da ist alles gut.“
Bei der Spurensuche nach den Gründen für die vierte 1:2-Niederlage in der Bundesliga gegen Union in Serie gingen Werner und Orban ziemlich weit. Trainer Domenico Tedesco wirkte wie immer nüchtern, souverän und glatt, als halte er einen Vortrag auf einem Manager-Seminar. 20 sehr schlechte Minuten monierte er, er hätte gerne noch mehr Ballbesitz gesehen, für Stress oder gar Panik gab es aber keine Anzeichen.
Auf die Kommunikation mit Boss Mintzlaff wollte er auch nicht mehr eingehen. „Ich wurde in allen Interviews danach befragt, es ist bei uns kein Thema, es wird versucht, fokussiert zu arbeiten. Das schaffen wir auch nächste Woche“, versprach Tedesco, der dann doch in einem Moment überrascht wirkte, von dem von Orban erwähnten Kabinenbesuch von Klub-Chef Mintzlaff unter der Woche, von dem er offenbar nichts wusste. Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass Mintzlaff nicht in der Kabine war, sondern lediglich im Profitrakt der Akademie mit einigen Spielern gesprochen hatte.
Mintzlaff äußerte scharfe Kritik an Leipzig
Gut für Tedesco, denn Kontrollverlust kann er sich jetzt nicht leisten. Hatte er doch gerade zum x-ten Mal betont, dass es keine Probleme zwischen ihm und dem mächtigen Mintzlaff gäbe, der mit seiner Klar-Kritik vom „beschissenen Saisonstart“ schon für reichlich Wirbel gesorgt und Tedesco unter Druck gesetzt hatte.
Bei der sportlichen Spurensuche für die RB-Krise hielt sich Tedesco an seine Taktik-Vorgaben. „Keine Pässe in die rote Zone“, habe er verordnet. Doch sie wurden vor den Blitz-Toren von Jordan Sibatcheu (32.) und Sheraldo Becker (38.) doch gespielt. Mit Detailanalysen seines Reißbrett-Fußballs verdeckte Tedesco grundlegende Fragen. Verliert Christopher Nkunku neben Timo Werner an Tempo und Brillanz? Ist die auch von Mintzlaff in den Blickpunkt gerückte Restverteidigung ein Grundproblem? Und: Kann Tedesco so schnell wie von Werner gefordert die Grundstimmung ändern?
Noch ein Dämpfer am Samstag gegen den ebenfalls noch sieglosen VfL Wolfsburg wäre für RB und seinen Trainer, na ja, ziemlich bescheiden. Laut „Bild” muss der Coach bereits „um seinen Kob kämpfen”. Der Glanz des ersten Titels der Klubgeschichte, von dem Tedesco noch zehrt, könnte schnell ermatten. Auch wenn die Spieler von Diskussionen um den Arbeitsplatz des Trainers nichts wissen wollen.
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„Das ist natürlich absurd. Letzte Saison haben wir den Pokal geholt und wurden alle hochgejubelt“, sagte Nationalspieler Marcel Halstenberg. „Das ist nun einmal so im Fußball, das geht ganz schnell. Aber das lasse ich links liegen.“ (dpa/pw)
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