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  • Timo Hildebrand 2007 im DFB-Trikot
  • Foto: imago sportfotodienst

„Mein Vater war Alkoholiker“: Ex-Nationaltorwart Hildebrand spricht über seinen Absturz

Deutscher Meister, spanischer Pokalsieger und dazu noch sieben Länderspiele im Tor der deutschen Nationalmannschaft, WM-Teilnahme 2006 inklusive. Torhüter Timo Hildebrand sammelte einige Erfolge – schaut jetzt aber ungewohnt offen auf seine Karriere zurück. 

Auf dem YouTube-Kanal „Ausherzspiel“ spricht der nun 42-Jährige über Höhen und Tiefen seiner Torwartlaufbahn. 2003 stellte Hildebrand mit 884 Minuten ohne Gegentor den bis heute gültigen Bundesliga-Rekord auf. 2006 war er Ersatztorwart beim WM-Sommermärchen, 2007 wurde er mit dem VfB Stuttgart Meister – doch danach setzte der sportliche Abstieg ein.

Hildebrand in Valencia: „Schwäche hat zum Fußball nicht dazugehört“

Aus Stuttgart wechselte er zum spanischen Topklub FC Valencia, mit dem er auch den Pokal gewann, sich aber ganz und gar nicht wohlfühlte. Um dem Druck standzuhalten, habe er zeitweise „wie ein Autopilot“ auf dem Feld gestanden, erinnert sich der Keeper: „Schwäche zu zeigen, hat damals im Fußball nicht dazugehört.“

Nicht zur EM: 2008 bootete Bundestrainer Löw Torwart Hildebrand aus

Bald war er in Valencia nur noch die Nummer drei, und Bundestrainer Joachim Löw nahm ihn nicht mit zur EM 2008, obwohl Oliver Kahn inzwischen zurückgetreten war. „Daran habe ich lange geknabbert, das hat mich brutal heruntergezogen“, blickt Hildebrand zurück. 

Ex-Nationaltorhüter Hildebrand spricht über seine schwierige Kindheit

Dass er kritische Situationen nicht immer optimal verarbeiten konnte, führt er auch auf seine Kindheit zurück: „Mein Vater war Alkoholiker, meine Mutter war oft traurig – es war nie so das vertraute, wohlige Familienleben. Wenn man so etwas als Kind durchlebt, hat man dieses Vertrauen im späteren Leben auch nicht. Es ist schwieriger, mit schwierigen Situationen umzugehen.“ 

Fußball war für Hildebrand zugleich Leidenschaft und Flucht

Fußball war für ihn das, „was ich konnte“ – seine Leidenschaft, aber auch „eine Art Flucht“. Diese Flucht führte ihn danach zu Hoffenheim, Sporting Lissabon, Schalke 04 und Eintracht Frankfurt, immer wieder lagen auch Zeiten der Arbeitslosigkeit dazwischen.

Timo Hildebrand Yoga

Timo Hildebrand bei seinem neuen Lieblingssport Yoga

Foto:

imago/Sportfoto Rudel

Finanziell kein großes Problem, gedanklich schon eher. „Ich hatte den Stempel ‚schwieriger Typ‘“, berichtet Hildebrand: „Es gab Tage, an denen dachte ich: Du warst Meister und hast ein paar Jahre danach keinen Verein. Man fragt sich, was man falsch gemacht hat.“

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2015 hängte er seine Handschuhe an den Nagel. Sein heutiges Resümee: „Meine Karriere ist im Großen und Ganzen gut verlaufen, aber es waren auch brutale Tiefpunkte dabei.“ Inzwischen hat er ein Kinderbuch geschrieben, ist Gesellschafter einer veganen Supermarktkette, sozial engagiert und hat Yoga für sich entdeckt – das „genaue Gegenteil“ zur „typischen Männerwelt Fußball“. (FH)

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