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EM-Sorglosigkeit erschüttert Gesundheitsexperten Dahmen
  • Trotz rasant steigender Corona-Fallzahlen dürfen am Dienstag bei der Partie zwischen England und Deutschland bis zu 45.000 Zuschauer im Wembley Platz nehmen.
  • Foto: imago/Paul Marriott

„Machen alles kaputt“: EM-Sorglosigkeit erschüttert deutsche Spitzenpolitiker

Trotz steigender Fallzahlen in Großbritannien dürfen immer mehr Zuschauer im Wembley Stadion Platz nehmen. Wie lange geht das noch gut? Für Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen und die Ministerpräsidenten Markus Söder und Winfried Kretschmann ist klar: Nur mit strengeren Sicherheitsmaßnahmen oder gar dem Ausschluss von Zuschauern ist der rasante Anstieg an Infizierten zu stoppen. Alle mahnen zur Vorsicht und sind von der aktuellen Umsetzung erschüttert.

Vor dem Achtelfinale der deutschen Nationalmannschaft in London fordert der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen mehr Corona-Vorsicht. „Es besorgt mich als Gesundheitspolitiker und Arzt gleichermaßen, wenn trotz des rasanten Anstiegs gefährlicher Virusvarianten an den dicht-gedrängten Fußballstadien, oftmals ohne ausreichenden Abstand und Maske, festgehalten wird“, sagte der Bundestagsabgeordnete.

Bei dem Achtelfinale gegen England erlaubt die britische Regierung erstmals während der Europameisterschaft 45.000 Zuschauer in Wembley. Wegen der Corona-Reiserestriktionen aufgrund der Delta-Variante werden nur wenige deutsche Fans erwartet. Großbritannien ist als Virusvariantengebiet eingestuft.

Dahmen: „Machen so alles kaputt, was wir uns aufgebaut haben“

Dahmen wandte sich generell gegen den derzeitige Corona-Kurs der EM-Verantwortlichen. „Inzwischen sind ja sogar Nationalspieler mehrerer Mannschaften infiziert“, sagte er. „Wir machen so alles kaputt, was wir uns an niedrigen Fallzahlen aufgebaut haben.“ Der Politiker und Arzt forderte: „Fußball sollte Vorbild sein und nicht in trügerischer Sorglosigkeit selbst zum Pandemietreiber werden.“

Vor dem Hintergrund der EM und der Reisemobilität brauche es verschärfte Testregeln für Rückkehrer und eine konsequente Durchsetzung der Quarantäne, forderte Dahmen. „Sonst werden am Ende des Sommers ausgerechnet Kinder und Familien die Leidtragenden von Sorg- und Rücksichtslosigkeit sein.“

Auch Söder besorgt: „Möchte nicht, dass es uns einholt“

Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat wegen der Corona-Krise weiter Vorsicht bei der Europameisterschaft angemahnt. Am Spielort München und in Deutschland allgemein sei es bislang „gut gelaufen“, sagte Söder der „Bild“. Man habe sich „ganz bewusst dafür entschieden, so lange abzuwarten, bis klar war, wie sich die Inzidenzen bei uns entwickeln“, sagte er mit Blick auf eine Zulassung von Zuschauern im Stadion und betonte: „Ich möchte halt nicht, dass es uns einholt.“

EM-Spiele in Großbritannien „ein absolut falsches Signal“

Gleicher Meinung ist auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann: Als „eigentlich nicht zu verantworten“, bezeichnete er die Austragung der EM-Spiele in Großbritannien trotz steigender Fallzahlen. Dies ginge „nur mit harter Einhaltung der Regeln und der Abstände“, sagte der 73-Jährige dem „RND“. Der Plan, jetzt noch mehr Leute in die Stadien zu lassen, wie in Wembley, ist unverfroren“, sagte der Grünen-Politiker.

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Manche bisherigen Bilder vermittelten den Eindruck, dass die Pandemie vorbei sei. „Das ist ein absolut falsches Signal“, sagte Kretschmann. Spiele in vollen Stadien und Zuschauer ohne Abstand oder Masken könnten zum Superspreader-Event werden. „Dieser Leichtsinn macht mich fassungslos“, sagte er dem RND. (mp/dpa)

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