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Dänische Fans
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  • Foto: WITTERS

„Brandbeschleuniger für Delta!” Wird die EM doch zum Superspreader?

Fast 100 infizierte Finnen nach der Rückkehr aus St. Petersburg, Massentests in Dänemark wegen eines Infektionsortes im Stadion: Bei der EM-Party feiert das Coronavirus fleißig mit. Das paneuropäische Turnier könnte sich tatsächlich wie von einigen Experten befürchtet als Superspreader-Event erweisen.

Und die größte Gefahr droht erst jetzt: Ein fast volles Wembley-Stadion. „Das ist ein Brandbeschleuniger für die Delta-Variante, die uns derzeit diese großen Probleme macht“, sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“. 

Lauterbach hält es „weder epidemiologisch noch symbolisch“ für eine kluge Entscheidung, dass die UEFA „an dem Ort, an dem derzeit die gefährlichste Variante mit der höchsten Inzidenz in ganz Europa vorherrscht“, Fußballspiele vor 60.000 Zuschauern durchführen wolle. So viele Fans sind ab den Halbfinals im Wembley-Stadion erlaubt, für das Achtelfinale am kommenden Dienstag (18 Uhr/ARD und MagentaTV) gegen Deutschland werden 45.000 Zuschauer zugelassen. 

EM: Politiker und Experten warnen vor Corona-Infektionen in London

Deutsche Fans werden darunter aber kaum sein, die Behörden sowohl in Deutschland als auch in England rücken von ihrer verpflichtenden Quarantäne bei der Einreise nicht ab. „Fans mit Eintrittskarten, die zu einem Spiel reisen, das vor dem Ende der Quarantänezeit stattfindet, wird der Zutritt an der Grenze nicht gestattet“, teilte die deutsche Botschaft in Großbritannien mit.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) flog dagegen am Freitag nach London, um den britischen Premierminister Boris Johnson zu treffen. Sie muss jedoch anders als reisende Fußball-Fans oder übrige Touristen nicht in Quarantäne, weil für politische Delegationen Sonderregeln gelten. 

Das Nachfrage nach den 10.000 Tickets, die dem DFB zur Verfügung stehen, dürfte sich aufgrund der grassierenden Delta-Variante im Königreich ohnehin stark in Grenzen halten. Vom Auswärtigen Amt wurde Großbritannien als Virusvarianten-Gebiet eingestuft, „vor allen nicht notwendigen, touristischen Reisen“ wird explizit gewarnt.

Dass die UEFA trotz der Pandemie-Lage von Final-Ausrichter England eine Aufstockung der Zuschauerplätze gefordert und damit auch Erfolg hatte, ruft Kritiker auf den Plan. „Ich halte das für Populismus und kann nur von Reisen zu den Spielen abraten“, Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebunds, der Passauer Neuen Presse. 

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Doch auch die Engländer sollten den Stadionbesuch meiden, findet Lauterbach. Auf der Insel seien „sehr viele Fans nur ein einziges Mal geimpft worden“, was gegen die Delta-Variante keinen ausreichenden Schutz gewährleiste. 

Im offenen Wembley-Stadion selbst könnten „so gut wie keine Ansteckungen stattfinden“, sagte Aerosol-Forschers Gerhard Scheuch zwar. Problematisch seien aber die An- und Abreise, die geschlossenen Logen und der Toiletten-Gang: „Das sind die Spots, wo es dann krachen kann.“

Corona-Befunde auch nach EM-Spiel zwischen Dänemark und Russland

Neben den 86 positiven Tests der finnischen Fans an der finnisch-russischen Grenze, sind mittlerweile auch 16 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden nachdem sie das EM-Vorrundenspiel zwischen Dänemark und Russland in Kopenhagen besuchten. Darunter seien vier, bei denen die ansteckendere Delta-Variante nachgewiesen worden sei, teilte die dänische Behörde für Patientensicherheit am Freitag über Twitter mit. Alle Zuschauer, die bei der Begegnung am Montag auf der Tribüne B – das ist die hinter einem der beiden Tore – gesessen haben, werden zum PCR-Test aufgefordert. Zugleich stieg die Zahl der Delta-Befunde nach dem vorherigen Dänemark-Spiel gegen Belgien: Mittlerweile sei die Variante bei neun Zuschauern entdeckt worden, schrieb die Behörde. (sid/pia)

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