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Alvaro Morata
  • Spaniens Alvaro Morata brach spät seinen Bann und erzielte das vorentscheidende 4:3.
  • Foto: imago images

Nach irrem Eigentor: Spanien gewinnt Acht-Tore-Krimi

„Es ist klar, dass die Flasche entkorkt wurde“, hatte Spaniens Nationaltrainer Luis Enrique vor dem Achtelfinale gegen Kroatien gesagt. Was folgte, war ein langes Hin und Her um die Frage, ob dieser Schuss nach hinten losgehen würde. Nach kuriosem Eigentor, einer verrückten Aufholjagd und 120 packenden Minuten stand fest: Die nächste Flasche darf geöffnet werden. Spanien siegte 5:3 nach Verlängerung.

„La furia Roja“ war von Beginn an wach und im Angriffsmodus. Schon nach zwei Minuten musste Kroatiens Keeper Nikola Livakovic aus dem Tor eilen, um einen langen Ball in letzter Sekunde zu entschärfen. Eine Viertelstunde später stand er erneut im Mittelpunkt, als er gegen Spaniens Koke aus kurzer Distanz klären musste (16.). Und weil Stürmer Alvaro Morata sich zunächst weiter schwer tat, ins Turnier zu finden, als er den Ball per Kopf statt ins Tor gegen den Gegenspieler bugsierte (19.), kam es eben so, wie es im Fußball oft kommen muss – und zwar kurios! Spaniens Youngster Pedri schlug den Ball 40 Meter vor dem eigenen Kasten zurück zu Schlussmann Unai Simon. In zu lässiger Körperhaltung rutschte ihm der Ball über den rechten Schlappen und schlug im eigenen Netz ein (20.). Die EM der Eigentore geht weiter, es war schon das neunte im laufenden Turnier.

Sarabia und Azpilicueta drehen das Spiel für Spanien

Die folgende Drangphase der Kroaten konnte Spanien überstehen – und sich dann auch für seinen Mut belohnen: Nach starker Parade von Livakovic staubte Pablo Sarabia zum Ausgleich ab (38.). Das Momentum kippte und Kroatien konnte sich auch nach der Pause nicht von der spanischen Offensivpower befreien. Abermals Sarabia blieb bei seiner Volley-Abnahme noch ohne Mumm (52.), doch sein Hintermann machte es kurze Zeit später besser: Routinier und Rechtsverteidiger Cesar Azpilicueta schlich sich in den Strafraum und verwertete eine mustergültige Flanke von Ferran Torres in Mittelstürmer-Manier (57.) – 2:1.

Was folgte war ein attraktiver Schlagabtausch zweier Teams, für die im letzten EM-Turnier 2016 jeweils im Achtelfinale Schluss war. Simon machte seinen Fehler wieder gut, als er stark gegen Josko Gvardiol parierte (67.). Morata blieb seiner Linie (unfreiwillig) treu, traf aus dem Abseits ins Tor (72.), durfte wenig später aber dann doch jubeln: Manchester Citys Ferran Torres verwertete einen langen Ball von Joker Jordi Alba, umkurvte Gvardiol wie eine Trainingsstange und schob locker ein (76.).

Kroatiens Joker gleichen in letzter Minute aus

Da Leipzigs Dani Olmo aber die Vorentscheidung verpasste (84.) und Kroatien sich nicht aufgab, wurde der Spielverlauf erneut furios auf den Kopf gestellt. Erst verkürzte der eingewechselte Mislav Orsic aus dem Gewusel heraus auf 2:3 (85.). Und als (fast) keiner mehr dran glaubte, schlug der nächste Joker im kroatischen Bunde zu: Mario Pasalic nickte in der Nachspielzeit aus wenigen Metern ein (90.+2) und schickte die Teams in die Verlängerung.

Und Kroatien war es, das in der Folge weiter aufs Gaspedal drückte. Orsic zielte knapp zu hoch (92.), Hoffenheims Andrej Kramaric hätte aus sechs Metern treffen müssen (96.). Und dann kam es erneut, richtig, wie es kommen musste. Olmo flankte auf Morata – und der brach seinen Bann und drosch den Ball unter die Latte in die Maschen (100.). Und als die Kroaten noch dabei waren, sich zu besinnen, zog Spaniens Mikel Oyarzabal freistehend endgültig den Stecker (104.).

In der Verlängerung: Morata entscheidet das Spiel für Spanien

Zu einem erneuten kroatischen Comeback reichte es nicht, Ex-St. Pauli-Stürmer Ante Budimir verfehlte das Tor mit der letzten Chance knapp (106.). Eher hätte Spanien sogar noch erhöhen müssen. Der Vize-Weltmeister von 2018 muss nach aufopferungsvollem Kampf also die Heimreise antreten. Auf Seiten der Spanier dürfte der nächste Korken nur kurz und mit Vorsicht knallen: Schon am Freitag geht es im Viertelfinale gegen Frankreich oder die Schweiz weiter – mit 120 harten Minuten in den Knochen.

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