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Jogi Löw hatte gegen Portugal Grund zum Jubeln.
  • Wie eine Befreiung: Joachim Löw feiert das 4:2 des DFB-Teams gegen Portugal.
  • Foto: imago/Sven Simon

Jogis größter Sieg: Jetzt hat Deutschland Löw wieder lieb!

Was wurde er durch den Kakao gezogen, in die Wüste gewünscht oder sogar einfach nur noch belächelt. Die Beziehung der deutschen Fans zu Joachim Löw ist seit der schlimmen WM 2018 belastet. Vielleicht aber brauchte es genau dieses eine Erlebnis, um wieder an den Bundestrainer zu glauben. Er scheint eben doch ziemlich genau zu wissen, was er tut. Dieser Eindruck bleibt nach dem rauschhaften Portugal-Erlebnis hängen.

Im Minutentakt gingen die Tweets der DFB-Asse am Samstagabend in die Welt hinaus. „Jetzt sind wir da! Was ein geiler Fußballabend“, schrieb Mats Hummels. „Auf zum nächsten Spiel – wir leben“, meinte Antonio Rüdiger. „Turnier kann losgehen“, fasste Toni Kroos zusammen. Löw twitterte nichts. Er lächelte nur eher still in sich hinein.

Löw hat sein Team immer verteidigt – das zahlte gegen Portugal zurück

Das DFB-Team ist angekommen bei der EM. Furios erwacht. Und es hat gezeigt, wozu es an guten Tagen im Stande ist. Den Grundstein dafür legte Löw, der immer an sein Team glaubte, es verteidigte. Und vielleicht damit Kräfte freisetzte, die schon verloren schienen.

Es war ein kollektives Aufatmen, das sich nach dem 4:2 nicht nur in München, sondern im ganzen Land ausbreitete. Das brauchten sie, nach drei Jahren, in denen sicherlich nicht alles schlecht war, in dem sich Löw und sein Team gefühlt aber immer im Krisenmodus befanden. Mit dem schlimmen 0:6 in Spanien im November vergangenen Jahres als Höhepunkt und dem kaum weniger peinlichen 1:2 gegen Nordmazedonien aus dem März. Irgendwas lief immer schief, obwohl Aufbruch propagiert wurde. Nun fühlt man ihn tatsächlich mal wieder.

Experten rieten Löw vorm Portugal-Spiel zu anderer Taktik

Deutschland hat Jogi wieder lieb. Und darf ihm wieder vertrauen, das ist das Entscheidende. Weil er sich dem Rat nahezu aller hochdekorierten Experten (wie Lothar Matthäus, Bastian Schweinsteiger oder Michael Ballack) widersetzte, an seiner Dreier-Abwehrkette festhielt und damit Portugal entzauberte. „Der Auftrag war, in der Offensive eine ganz andere Kraft zu erzeugen“, sagte er hinterher. „Genau das wurde sehr gut umgesetzt, dass die richtigen Räume bespielt wurden.“ In dem System, das er propagierte. Damit strafte Löw all diejenigen ab, die der Taktik beim 0:1 gegen Frankreich die Schuld gaben.

Auffällig: Die Führung der Portugiesen schockte das DFB-Team zwar kurz, dann aber kam es umso stärker zurück. Eine Willensleistung, die nur einer Mannschaft gelingt, in der es stimmt und die an die Vorgaben ihres Trainers glaubt.

Die EM ist Löws Abschiedsturnier

Und nun? Der erste größere Schritt zu einem wirklich starken Abschlussturnier für Löw ist gemacht, auch wenn der 61-Jährige bemüht war, das Geschehene realistisch einzuordnen: „Natürlich gibt so ein Erfolg eine gewisse Stärkung, aber wir haben ohnehin nicht an uns gezweifelt.“

Worte, die vor Tagen noch wie bloßer Trotz geklungen hätten, die man Löw nun aber abnimmt. Man hat wieder Vertrauen in seine Entscheidungen. Vielleicht ist das sein deutlich wichtigerer Sieg als dieses 4:2.

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