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Bundestrainer Joachim Löw
  • Joachim Löw wird nach der EM als Bundestrainer aufhören. Gelingt ihm in Wembley ein weiterer großer Streich?
  • Foto: imago/Action Pictures

Vor dem Wembley-Hit: Löw reagiert auf UEFA-Knatsch

Dieses Resultat wird in die deutsche Fußball-Geschichte eingehen, so oder so. Auf seine alten Tage als Bundestrainer greift Jogi Löw mit seinem Team nochmal nach den Sternen. Ein Sieg im EM-Achtelfinale gegen England (18 Uhr/Liveticker bei mopo.de) würde die Hoffnung auf den Titelgewinn nähren. Verliert Löw aber in Wembley, war dies nach 15 Jahren als Chefcoach sein letzter Auftritt mit dem DFB-Team. Unwiderruflich.

Das wird so ein Tag, an dem man sich wünscht, er möge ganz schnell vorüberziehen – damit endlich Abend ist. Ab 18 Uhr gilt es dann für Löw und die DFB-Kicker: Trotzen sie den Engländern in deren Wohnzimmer, wie so oft in den vergangenen Jahrzehnten? Gelingt der nächste Turnier-Coup gegen die „Three Lions“ nach 1990, 1996 und zuletzt 2010? Oder dreht England den Spieß diesmal um – und schickt Löw in die DFB-Rente?

Löw gab sich vor der Abreise nach London betont cool

„Daran verschwende ich nicht eine Sekunde“, lautete am Montag Löws klare Antwort auf die Frage, ob es das dann nach der Partie für ihn gewesen sein könnte. Stattdessen gab er sich kurz vor der Abreise nach London selbstsicher wie lange nicht mehr. Lässig an den Torpfosten gelehnt, verfolgte der 61-Jährige, wie sich sein Team vor dem Abschlusstraining aufwärmte. Eine Coolness, die allerdings nicht falsch verstanden werden soll. Löw glaubt an sein Team und strotzt vor Selbstvertrauen, das sollte die Botschaft sein.

England gegen Deutschland. Ein Klassiker, auch ein Spiel der Nerven. Moralische Unterstützung erhielten beide Teams vorab in musikalischer Form. Sehr zur Freude der deutschen Spieler schaute Peter Maffay im Team-Camp in Herzogenaurach vorbei und schmetterte ein paar seiner Lieder. Die Engländer wiederum durften Ed Sheeran begrüßen, man könnte vermuten, dieser Punkt ging an sie. Aber Geschmäcker sind ja verschieden.

Neuer Knatsch zwischen der UEFA und dem DFB

Wer ist diesmal in Wembley der Boss? In jedem Fall die UEFA, soviel dürfte feststehen. Die sorgte nicht nur dafür, dass trotz der Corona-kritischen Lage im Land (am Montag stieg die Sieben-Tage-Inzidenz auf 154,1) 45.000 Fans zum Spiel kommen dürfen, sie verärgerte auch Löw. Noch vor der Abreise nach London gab es neuen Knatsch. Nachdem der DFB erklärt hatte, es sei ihm untersagt worden, sein Abschlusstraining in Wembley zu absolvieren, widersprach die UEFA. Die Deutschen hätten gar nicht angefragt, so die Auskunft. Das wiederum rief dann Löw auf den Plan, der sich im ZDF echauffierte. Er habe die Auskunft erhalten, „wir können dort nicht trainieren, weil der Platz nicht in besonderem Zustand ist“. Daraufhin habe er die Einheit im Teamcamp in Herzogenaurach angesetzt. „Sonntag spätabends kam dann die Nachricht, wir könnten doch dort trainieren, aber da wollten wir den Plan nicht mehr über den Haufen werfen.“ Eine Darstellung die der DFB gegenüber der MOPO stützte.

Nun aber sind sie da, im Tempel des Fußballs, der zum Meilenstein auf dem Weg zu einem unvergesslichen Triumph werden soll. Auch wenn sie es nicht laut sagen, so wird im deutschen Lager natürlich auf den Spielplan geschaut. Schweden oder die Ukraine wäre im Viertelfinale (Samstag) nächster Gegner. Danach würde im Halbfinale Tschechien oder Dänemark warten. Klar, dass da schon mal vorsichtig geträumt wird.

Kann Weltmeister-Trainer Löw die Engländer ärgern?

Davor aber steht die Realität. Um drei Spieler bangt das DFB-Team noch. Ilkay Gündogan (Schädelprellung) steht auf der Kippe, dürfte aber ohnehin durch Leon Goretzka ersetzt werden. Antonio Rüdiger und Robin Gosens leiden unter grippalen Infekten. „Wir werden am Spieltag entscheiden, wie es aussieht“, sagt Löw.

Dann gilt es. Auch für ihn. Hat Löw, der Weltmeister-Trainer, noch einen Punch auf Lager? Einen taktischen Coup, der die Engländer verzweifeln lässt? „Wir freuen uns enorm auf das Spiel“, bekennt er. „Deutschland gegen England, das ist ein Duell, da spricht man Jahre drüber.“

Aber in welchem Duktus, das ist hier die Frage, die es zu beantworten gilt. All or nothing, heißt es für Löw und sein Team. Alles oder nichts. Wembley ist bereit für einen Abend der großen Entscheidung.

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