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  • Felix Magath zieht seit Januar die Strippen bei den Würzburger Kickers.
  • Foto: imago images/Norbert Schmidt

Würzburg-Boss vor St. Pauli-Spiel: Magath: „Die 2. Liga ist kein fairer Wettbewerb!“

Felix Magath ist einer der ganz Großen des deutschen Fußballs. Er gewann als Spieler mit dem HSV zweimal den Europapokal (1977 und 1983) und dreimal den deutschen Meistertitel (1979, 1982 und 1983), wurde 1982 und 1986 mit der Nationalmannschaft Vize-Weltmeister. Als Trainer holte er mit dem FC Bayern zweimal das Double (2005 und 2006), wurde auch mit Wolfsburg Meister (2009). Derzeit versucht er als Macher St. Paulis Gegner Würzburger Kickers aufzupeppen – noch mit mäßigem Erfolg. Die MOPO hat mit Magath gesprochen.

Der Klub aus Unterfranken ist Tabellenletzter, verlor auch das erste Spiel des Jahres mit 2:4 gegen Karlsruhe. Der 67-Jährige erklärt die Grundsatz-Problematik so: „Auf den Aufstieg war  in Würzburg niemand vorbereitet.

Felix Magath: Darum läuft es bei den Würzburger Kickers nicht

Als ich im Januar 2020 hier begann, war das Ziel allein der Klassenerhalt. Kurz danach ging es mit Corona los. Es gab keine Zuschauer, keine Emotionen, da konnte man mit dem Sport nichts entwickeln. Den Aufstieg in die Zweite Liga haben wir auch erst am letzten Spieltag geschafft.“

An der Dritten Liga, das gibt Magath zu, habe er bis zu seinem Engagement für Würzburgs Hauptsponsor „Flyeralarm“ („Ich will helfen, sportlich bessere Entscheidungen zu treffen“) kein großes Interesse gehabt, die Spielklasse ging an ihm bis dahin vorbei. Danach stellte er mit Bitterkeit fest, wie hart die Bedingungen für Aufsteiger sind: „Ich habe bis dahin nicht realisiert, wie die TV-Gelder in Deutschland verteilt werden.“

Felix Magath: „Man kann nicht von einem fairen Wettbewerb sprechen“

Während Hannover 96 beispielsweise 20 Millionen Euro einstreichen würde, bekäme Würzburg gerade einmal sieben. Magath nennt das Brosamen. „Wer bereits etabliert ist, der kriegt am meisten. Da kann man nicht von einem fairen Wettbewerb sprechen.“ All das sei für ihn vor einem Jahr nicht vorhersehbar gewesen.

Felix Magath

Felix Magath ist der starke Mann in Würzburg.

Foto:

imago images/Beautiful Sports

Diese Ungerechtigkeit vergleicht Magath auch mit der Corona-Krise. „Das zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten. Für denjenigen, der nicht so viel Substanz hat, ist es schwieriger klarzukommen als für ein großes Unternehmen. Die Bedingungen sind dann noch ungleicher als ohnehin schon. Weil es vor allem die trifft, die nicht viel haben.“

Felix Magath: Habe mich bei Trainer-Wahl „vergriffen“

Erschwerend für den sportlichen Weg sei der Verlust der drei besten Spieler gewesen. Zudem nerven ihn die Unparteiischen. „Es gab verschiedene Schiedsrichter-Entscheidungen, die objektiv falsch waren. Auch da sind die Bedingungen für die Konkurrenten unterschiedlich – als Aufsteiger ohne Reputation hast du erschwerte Bedingungen.“ 

Nach zwei Spielen schasste er Aufstiegs-Coach Michael Schiele, nach sieben Partien dessen Nachfolger Marco Antwerpen. Magath zur MOPO: „Da habe ich mich vergriffen.“

Nun ist er mit Ex-HSV-Co-Trainer Bernhard Trares, den er in Bremen 1998/99 trainierte, glücklich. „Ich traue ihm zu, dass er die Situation hinkriegt und die Klasse mit uns halten kann.“

Felix Magath von Krise des FC St. Pauli überrascht

Trotz prekärer Lage ist Magath weiterhin optimistisch, nicht nur weil mit Rolf Feltscher, Stefan Maierhofer, Marvin Pieringer und Martin Hasek gerade vier neue Spieler geholt wurden. „Ich mache keine Abstriche, nur weil der Start schwierig war. Der Klassenerhalt ist drin.“ Als Signal würde ein Sieg gegen St. Pauli helfen.

Über den ebenfalls kriselnden Kiezklub sagt er: „Ich dachte, dass diese Saison besser für den Klub laufen würde. Ich habe das 2:2 gegen Nürnberg gesehen und war überrascht, wie stark St. Pauli war. Jetzt bin ich überrascht, dass sie diese Leistung zuletzt nicht mehr aufs Feld gekriegt haben. Ich glaube, dass St. Pauli eine bessere Rückrunde spielen wird – ähnlich wie wir.“

Horst Hrubesch (l.) und Felix Magath prägten die erfolgreichste Zeit der HSV-Vereinsgeschichte.

Horst Hrubesch (l.) und Felix Magath prägten die erfolgreichste Zeit der HSV-Vereinsgeschichte.

Foto:

Imago

So denkt Felix Magath über den HSV

„Seinen“ abgestürzten HSV sieht er derweil im allgemeinen Trend: „Es geht nur noch ums Geld, zu wenig um den Fußball selbst. Die Entscheider in Hamburg haben es trotz fantastischer Infrastruktur nicht geschafft, den HSV in der Bundesliga zu halten.“

Was Magath weh tut: „Der Verein spielt jetzt schon im dritten Jahr in der Zweiten Liga. Es gibt junge Fans, die kennen das fast nicht anders. Und den großen HSV, den es vor knapp 40 Jahren gegeben hat, kennen sie überhaupt nicht.“

Felix Magath schließt Comeback als Trainer nicht aus

Eine Rückkehr irgendwann auf die Trainerbank schließt er nicht aus, obwohl er mit seiner aktuellen Chef-Rolle in Würzburg ausgefüllt ist.

Magath: „Mir geht es nur um den Fußball, den Sport. Wenn ich helfen kann, dann gern.“

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