St. Paulis Nick Schmidt

Auffällig: Der erst 17-jährige Nick Schmidt zeigte gegen Karlsruhe eine gute Leistung Foto: WITTERS

Wille, Mut, Übermut: Wie sich St. Paulis Youngster im Trainingslager schlagen

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Jugend forsch(t) in den Salzburger Alpen. Die Nachwuchsspieler des FC St. Pauli, die im Trainingslager mit dabei sind, hängen sich in jeder Einheit sichtbar rein, wollen lernen, sich verbessern, sich zugleich auch zeigen und den Trainer überzeugen. Wie das gelingt, wer besonders auf sich aufmerksam macht – und seine Chancen auf einen regelmäßigen Platz im Profikader erhöht hat.

Die zehn Tage in Flachau inklusive zweier Testspiele sind eine große Chance für die braun-weißen Youngster. Die ersten Tage sind herum, am trainingsfreien Montag war durchschnaufen angesagt und insbesondere die Spieler aus dem eigenen Nachwuchs hatten den enormen Input und die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Dazu gehört auch, dass die eigene Unterschrift plötzlich sehr gefragt ist und Kinder in St. Pauli-Trikots um Selfies bitten.

Nick Schmidt mit auffälliger Leistung gegen Karlsruhe

Beim 6:1-Testsieg gegen Karlsruhe konnten sich die Youngster auch im Wettkampf beweisen. Besonders auffällig: der jüngste der Jungen. Nick Schmidt (17) kam erst spät ins Spiel, wurde beim insgesamt 120-minütigen XXL-Test in der 91. Minute eingewechselt und konnte in der folgenden halben Stunde überzeugen. Der defensive Mittelfeldspieler der U19 agierte dynamisch und handlungsschnell, dazu unbekümmert und unerschrocken.

Sehr eifrig und aktiv, körperlich präsent und auch druckvoll nach vorne spielte der drei Jahre ältere Rawley St. John, der im bisherigen Verlauf der Saisonvorbereitung noch etwas unter dem Radar läuft und noch kein großes Thema war. Der in diesem Sommer zur U23 des Kiezklubs gewechselte Australier (kam von Regionalligist Uerdingen) durfte in den zweiten 2 x 30 Minuten im offensiven Mittelfeld ran und fiel nicht groß ab, was wiederum auffiel und ein Kompliment ist, wenngleich ihm längst nicht alles gelang, was auch normal ist.

„Sehr mutig“: Trainer Blessin lobt Schmidt und St. John

„Beide sind sehr, sehr mutig und auch gut in den Zweikämpfen gewesen“, lobte Trainer Blessin Schmidt und St. John nach der Partie und hob auch „ein paar gute Balleroberungen“ hervor, bei denen sie ihre „noch nicht so richtig ausgebildeten Körper schon gut reingedrückt“ hätten. „Das war gut. Aber das wussten wir schon vorher und deswegen haben wir die Jungs auch mitgenommen, um ihnen zu ermöglichen, sich hier zu zeigen.“

St. Pauli-Talent Rawley St. John am Ball WITTERS
St. Pauli-Talent Rawley St. John am Ball
St. Pauli-Talent Rawley St. John am Ball

Schon seit einem Jahr bei den Profis dabei ist Marwin Schmitz und deshalb eigentlich einen Schritt weiter. Gegen Karlsruhe hatte der 18-Jährige in den ersten 60 Minuten die Doppelsechs mit Neuzugang Joel Chima Fujita gebildet, ging engagiert zu Werke, hatte einige gute Aktionen, leistete sich aber auch einige Fehler und wurde zwischenzeitlich von Kapitän Hauke Wahl für ein paar lautstarke sachdienliche Hinweise beiseite genommen.

Schmidt und Schmitz: zwei Youngster, eine Position

Im direkten Vergleich der Positions-Kollegen hatte Schmidt die Nase vor Schmitz. Aber das ist eine Momentaufnahme und auch aufgrund der unterschiedlichen Formationen und Spielphasen schwer zu vergleichen. Allerdings war Schmidt auch in den ersten Trainingstagen bei den Spielformen bislang der auffälligere der beiden zentralen Mittelfeldspieler. Schmitz hat zweifellos starke Konkurrenz aus dem eigenen Nachwuchsbereich bekommen.

Innenverteidiger-Talent Jannik Westphal (20) haut sich richtig rein, agiert manchmal noch zu ungestüm, aber ist sichtlich bemüht, die Vorgaben des Trainers, konsequent und mutig vorwärts zu verteidigen, umzusetzen. Das gelingt dem U23-Spieler teilweise sogar besser als dem neuverpflichteten Profi Jannik Robatsch, allerdings hapert es noch zu oft am richtigen Timing und bei der Entscheidungsfindung.

Jannik Westphal „ganz extrem“, Skakun fehlte beim Test

Westphals Mut schlägt manches Mal in Übermut und Leichtsinn um. Wo Robatsch oft noch zu zögerlich ist, sei „der andere Jannik ganz extrem“, sagt Blessin. Das sei beim Gegentor nach einem Karlsruher Konter deutlich geworden. „Da war er ja praktisch am gegnerischen Strafraum, so weit wie er vorwärts verteidigt hat“, meinte der Coach mit einem Schmunzeln. „Da muss man ein gesundes Mittelmaß finden.“ Auch das: ein normaler Lern- und Anpassungsprozess.

Einzig U23-Stürmer Oleg Skakun (20), der kurzfristig den Platz von Romeo Aigbekaen (wurde ins Training der U23 zurückbeordert) im Camp-Kader übernommen hatte, war von den fünf Nachwuchs-Kiezkickern nicht zum Einsatz gekommen. Anders als die anderen vier ist er nicht seit Beginn der Vorbereitung am 3. Juli bei den Profis dabei, sondern erst seit wenigen Tagen.

Youngster sollen lernen – und die U23 besser machen

Für alle Nachwuchsspieler, die im Camp dabei sind, gilt: Lernen, lernen, lernen. Und reflektieren. Jeder von ihnen solle sich fragen: „Was fehlt mir und was ist schon gut?“, sagt Trainer Blessin. „Und das müssen wir dann mit ihnen zusammen erarbeiten.“

Es bleibt abzuwarten, wer sich in Flachau und im weiteren Verlauf der Vorbereitung am weitesten an das Niveau der Bundesligamannschaft heranarbeitet, sich am deutlichsten empfiehlt oder gar aufdrängt und seine Chancen erhöht, in der kommenden Saison regelmäßig bei den Profis dabei zu sein und es vielleicht das ein oder andere Mal in den Spieltagskader zu schaffen. Viel wichtiger für St. Pauli ist aber erst einmal, dass die Förderung und die Weiterentwicklung der Nachwuchsspieler in den Reihen der Profis und unter der Regie von Blessin die U23 voranbringt.

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