Gut gelaunt und hochmotiviert: St. Pauli-Neuzugang Jannik Robatsch im Trainingslager in Flachau.

Gut gelaunt und hochmotiviert: St. Pauli-Neuzugang Jannik Robatsch im Trainingslager in Flachau. Foto: WITTERS

„Will es dem Trainer schwermachen“: Robatsch über Ziele, Heimat und Militärdienst

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Es ist schon verrückt. Da wechselt Jannik Robatsch vor acht Wochen in den Norden Deutschlands zum FC St. Pauli, hat in seiner neuen Wahl-Heimat Hamburg noch nicht einmal seine Wohnung bezogen (immerhin hat er eine gefunden!) und schon ist er wieder in seiner richtigen Heimat, Österreich. Ein Comeback der etwas anderen Art. Warum der junge Innenverteidiger alles andere als unglücklich darüber ist, was er sich bei seinem neuen Klub vorgenommen hat, welche Chancen er sich ausrechnet und warum er es seinem Trainer richtig schwermachen will.

Das Trainingslager der Kiezkicker in Flachau, in den Salzburger Alpen, ist so ganz nach seinem Geschmack. „Sehr schön. Die Landschaft, die Berge – das fühlt sich sehr nach Heimat an“, sagt der 20-Jährige mit einem fröhlichen Lächeln. Am trainingsfreien Montag ist er mit einigen Teamkollegen aus dem Ort mit dem Skilift auf eine Bergstation im Wandergebiet Grießenkar gefahren, dort herumspaziert und hat dann noch – neben dem Panoramablick – auf einer bewirtschafteten Hütte gemeinsam „einige österreichische Spezialitäten genossen“, wie der U21-Nationalspieler erzählt.

Jannik Robatsch will bei St. Pauli auf ein neues Niveau

Er ist natürlich nicht auf Heimaturlaub hier. Es ist eine Dienstreise. Trainingslager bedeutet Arbeit, Arbeit, Arbeit. Robatsch, der vom österreichischen Erstliga-Absteiger Austria Klagenfurt auf den Kiez gekommen ist, muss und will sich an das deutlich höhere Level gewöhnen und sieht sich auf einem guten Weg. „Ich finde, ich habe mich gut eingefügt“, sagt der Linksfuß, für den St. Paulis Spielstil anfangs eine große Umstellung war, da sein Ex-Verein überwiegend mit langen Bällen hinten heraus operiert habe. Auch wenn noch längst nicht alles klappt und perfekt ist, sieht er große Fortschritte bei sich. „Ich finde, dass ich mich, wenn ich mit besseren Spielern trainiere, sehr schnell anpassen kann an das Niveau.“

Bei St. Pauli kennt der 1,90-Meter-Hüne seinen Status. „Ich wusste bei meinem Wechsel, dass ich eine Herausfordererrolle einnehmen werden und das habe ich auch angenommen“, betont Robatsch, in dem die sportliche Leitung viel Potenzial sieht. Seine Ambitionen für die Wochen bis zum Saisonstart und die ersten Wochen und Monate der Saison? „Ich werde alles probieren, dass ich dem Trainer die Entscheidung so schwer wie möglich mache, wen er aufstellt. Das ist mein Ziel und das probiere ich.“

Schon mit 15 spielte Robatsch bei den Männern mit

Trotz seines jungen Alters bringt er die körperliche Robustheit eines gestandenen Profis mit, was auch daran liegt, dass er nicht den üblichen Weg vielversprechender Talente über die Nachwuchsleistungszentren gegangen ist, sondern lange für seinen kleineren Heimatklub ATUS Velden aufgelaufen war. „Mein Vorteil war, dass ich schon früh im Männerfußball aktiv war. Ich habe mit 15 schon meine erste Partie im Männerfußball gespielt“, erzählt Robatsch. „An das Körperliche habe ich mich früh gewöhnen können.“ Jetzt gilt es, seine Spielweise, seine Technik und das Spielverständnis zu verbessern.

Die Eingewöhnung in die neue Mannschaft erleichtern ihm seine österreichischen Landsmänner David Nemeth und Simon Spari, mit dem er zusammen aus Klagenfurt zu St. Pauli gewechselt ist. „Der David ist schon lange beim Team, kennt die ganzen Abläufe und auch das Trainerteam. Das war für mich und Simon schon ein Vorteil, um uns leichter einzufügen.“ Aber die ganze Mannschaft mache es ihm leicht, betont Robatsch. „Es ist wie eine große Familie. Man wird sehr gut aufgenommen. Es war ganz einfach.“

Militärdienst neben dem Fußball – „eine Challenge“

Nicht so einfach war es, den in Österreich obligatorischen Grundwehrdienst beim Militär, der ab dem 17. Lebensjahr verpflichtend ist und sechs Monate dauert, neben der Fußballkarriere abzuleisten. Ein ziemlicher Spagat. „Das war schon eine Challenge“, blickt Robatsch zurück. „Aber ich habe dann eigentlich einen guten Kompromiss gefunden mit dem Verantwortlichen vom Bundesheer, dass ich da dann so circa drei bis vier Mal die Woche zum Training gehen kann. Und dann danach natürlich wieder zurück zur Station. Es war anstrengend, aber zum Glück habe ich es hinter mir.“

Robatsch will sich „in den Vordergrund spielen“

Auffällig ist seine hohe Trikotnummer. Robatsch trägt bei St. Pauli die 34. Er habe sie sich bei seinem neuen Verein ausgesucht, weil er diese Zahl bereits in Klagenfurt getragen hatte. „Es ist meine erste Nummer, die ich als Profi hatte.“ Für Robatsch ist es durchaus auch eine Frage der Hierarchie und Sache der Bescheidenheit. „Wenn man als junger Spieler dazukommt, muss man sich die guten Nummern wie drei oder vier erst verdienen.“ Mit der 34 hat er diese beiden Zahlen in einer. „Ich finde, es ist eine gute Nummer.“

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Die verbleibenden Tage des Trainingslagers in seiner österreichischen Heimat will er nutzen, um in den täglichen Einheiten und vor allem im zweiten Testspiel am Samstag gegen OGC Nizza zu „zeigen, was ich kann und mich in den Vordergrund spielen.“ Und dann freut er sich auch wieder auf Hamburg. Die Stadt sei „wunderschön“, findet der gebürtige Villacher. „Ich kann hoffentlich bald in meine Wohnung einziehen und dann fühlt es sich wie zu Hause an.“

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