„Will, dass sie lachen“: Torwarttrainer Knoop erklärt seine ungewöhnlichen Methoden
Der Begriff „runterkommen“ hat in seinem Leben nur bedingt Platz gefunden. Marco Knoop ist immer on fire, stets am Anschlag unterwegs, für Pausen ist da kaum Raum. Auch nicht am eigentlich trainingsfreien Freitagnachmittag beim Trainingslager des FC St. Pauli in St. Leonhard, den der Torwart-Coach damit verbrachte, Kindern aus dem örtlichen Verein eine Einheit anzubieten. Natürlich bot er nicht das ganze Potpourri auf, das zum Einsatz kommt, wenn er Nikola Vasilj und Co. besser machen will. Wer bei Letzterem zuschaut, bemerkt Knoops ungewöhnliche Methoden. In der MOPO lüftet er das Geheimnis dahinter – und verrät, was sich durch den Wechsel von Timo Schultz zu Fabian Hürzeler für ihn verändert hat.
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Der Begriff „runterkommen“ hat in seinem Leben nur bedingt Platz gefunden. Marco Knoop ist immer on fire, stets am Anschlag unterwegs, für Pausen ist da kaum Raum. Auch nicht am eigentlich trainingsfreien Freitagnachmittag beim Trainingslager des FC St. Pauli in St. Leonhard, den der Torwart-Coach damit verbrachte, Kindern aus dem örtlichen Verein eine Einheit anzubieten.
Dabei hat er mit den vier Schlussmännern schon genug zu tun, zumal er stets dasselbe Pensum wie seine Schützlinge abreißt. Mindestens. „Es wird schon viel darüber gewitzelt, dass ich relativ viel unterwegs bin“, gesteht er im Gespräch mit der MOPO, um zu erläutern: „Wenn du den Jungs keinen Druck gibst, dann arbeiten wir in falschen Zeitfenstern. Wir wollen, dass sie unter Druck ruhig bleiben, gute Entscheidungen treffen.“
St. Paulis Torhüter müssen schon aufgewärmt sein, wenn das Training beginnt
Und das schafft der 44-Jährige mit einem bunten Potpourri aus ebenso schwer unterhaltsamen wie effektiven Übungen. „Ich will die ja nicht nur physisch einfach platt machen, wie es früher vielleicht mal gewesen ist“, erklärt er. „Dann muss ich mich halt dafür opfern und die anrennen, das ist dann einfach so.“ Und zwar von der ersten Sekunde an.
„Die wertvollste Zeit ist auf dem Platz. Um diese Zeit effizient nutzen zu können, muss die Vorbereitung der physischen Verfügbarkeit vorher stattfinden.“ Heißt: Wenn Nikola Vasilj und Co. auf den Rasen kommen, braucht es keine Aufwärmphase mehr. „Ich will keine Sachen machen, die nichts mit Fußball zu tun haben. Ich spiele mit denen Fußball.“ Und um das, was er von seinen Keepern verlangt, leisten zu können, müsse die Basis der körperlichen Fitness vorher gelegt werden. Das passiert eigenverantwortlich – und gewissenhaft: „Das sind ja Biester“, schwärmt Knoop, „bei denen haben selbst die Muskeln Muskeln.“
Unter Hürzeler wird Vasilj noch höher ins Spiel eingebunden
Wobei der Anspruch an Torhüter in den vergangenen Jahren auch und vor allem im fußballerischen Bereich enorm gestiegen ist. Thomas Meggle hatte unlängst gesagt, einer wie Vasilj hätte früher bei St. Pauli auf der Zehn gespielt. Ist überzogen, aber trifft trotzdem den Kern. Zu sehen zum Beispiel im Test gegen Lustenau, als Vasilj als erster Aufbauspieler teils bis zur Mittellinie herausgerückt war.
„Es gibt Vorgaben vom Trainer, die müssen vorbereitet werden“, sagt Knoop. „Wenn du eine gewisse Balldominanz haben willst, ist es sicherlich ein Mittel, den Torwart auch mal hochzuschieben. Das ist eine neue Facette.“ Deswegen erforderlich, weil sich St. Paulis spielerische Dominanz längst bei den Gegner rumgesprochen hat. „Wir haben ja gesehen, dass selbst spielstarke Mannschaften uns einfach den Ball gegeben und auf Fehler gewartet haben.“ Mit vorgezogenem Keeper „müssen die anderen ja einen opfern, der auf den Torwart geht. Und dann fehlt irgendwo anders wieder einer. So bringen wir das ganze Gefüge in Bewegung.“ Das funktioniere natürlich nicht immer, aber man wolle einfach schwerer lesbar sein.
Dafür braucht es einen echten Fußballer zwischen den Pfosten. Und alle Torhüter des Kiezklubs haben diesbezüglich enorme Schritte gemacht, speziell seit Hürzelers Amtsübernahme. „Mir ist noch klarer, was der Coach will“, erklärt Knoop. „Dementsprechend kann ich den Jungs klarere Sachen im Training in höherer Frequenz anbieten. Das sickert dann in die DNA.“
Burchert und Ahlers kümmern sich um Nachwuchs-Torwart Kevin Jendrzey
Und die Sachen, die er anbietet, sind nicht nur inhaltvoll, sondern auch schwer originell. Zwar hat es Knoop mit erwachsenen Männern zu tun, „aber wir spielen ja mit Jungs“, sagt er lachend. „Selbst ein 33-jähriger Sascha Burchert hat Spaß daran, wenn er sich hinter einer Puppe verstecken und eine Rolle vorwärts machen muss, damit er einem Ball ausweichen kann.“ Er fange sehr gern mit kleinen Spielchen an, „denn dann hast du sie sofort gegriffen. Ich will, dass sie lachen. Selbst wenn du einen schlechten Tag hast, legst du das beiseite.“ Zudem müsse man sich halt „wahnsinnig konzentrieren“.
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Das alles klappt auch deshalb so gut, weil der Zusammenhalt zwischen Vasilj, Burchert, Sören Ahlers („Ein unfassbarer Charakter, ein Prototyp-Sportler. Er ist für die Gruppe Gold wert“) großartig ist. „Das kann ich nur bestätigen“, lobt Knoop. Kevin Jendrzey aus der U19, als vierter Keeper mit in Südtirol, profitiere sehr davon. „Gerade Sascha und Sören nehmen das hier zum Auftrag, Kevin wie so einen Padawan zum Jedi zu machen“, sagt Knoop lachend und betont: „Ich mag das!“