Eric Smith und Rocco Reitz schauen fragend zu Schiedsrichter Robert Hartmann

Schiedsrichter Robert Hartmann musste den Kapitänen Rocco Reitz und Eric Smith am Samstag einiges erklären. Foto: imago/Nordphoto

„Wettbewerb verzerrt“: Schon wieder versagt bei St. Pauli die Abseits-Technologie

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Es war angesichts der deutlichen Pleite gegen Gladbach eigentlich nur eine Randnotiz, aber unterm Strich dann doch deutlich mehr: Zum dritten Mal hintereinander versagte bei einem St. Pauli-Heimspiel die zu Beginn dieser Saison eingeführte halbautomatische Abseitserkennung, zum dritten Mal bei einem Gegentor zum 0:1, zum dritten Mal mit negativem Ausgang für die Hamburger. Niemand wollte die Niederlage darauf schieben, die Empörung war trotzdem groß. Und ein ehemaliger Nationalspieler sprach gar von „Wettbewerbsverzerrung“.

Die Vereine, sollte man dazu wissen, müssen blechen für diese vermeintliche Hilfe, die langsam zur Farce verkommt. „Selbstverständlich ist das ein Ärgernis“, räumte Kiezklub-Boss Oke Göttlich ein. „Man bezahlt ja, um etwas zu bekommen, und wenn man das nicht bekommt, dann muss man ja zumindest mal die Frage stellen dürfen, ob man das Geld irgendwann wieder zurückbekommt.“

Laut des DFB soll die Technologie die Überprüfung möglicher Abseitsstellungen datenbasiert beschleunigen. Sie sei in der Lage, „die Bewegungen der Spieler und des Balls in Echtzeit zu verfolgen“, teilte der Verband vor Saisonbeginn mit. Eine künstliche Intelligenz analysiere diese Daten und erkenne „potenziell strafbare Abseitsstellungen automatisch“. Bei St. Pauli funktionierte dies zum wiederholten Male nicht.

St. Pauli-Boss Oke Göttlich: „Es ist absurd“

Man habe das Thema schon nach dem letzten Mal, nach der Heimniederlage gegen Hoffenheim, auf den Tisch gebracht, sagte Göttlich. Schiri-Boss Knut Kircher habe es selber eingestanden, „dass es absurd ist, dass es zwei Mal hintereinander passiert ist. Ich bin gespannt, welche Argumente die Schiedsrichter GmbH, die wir ja auch mit sehr viel mehr Geld ausgestattet haben in dieser Saison, findet“, sagte Göttlich. Es sei schon „ärgerlich“ und „sehr absurd“, dass man jetzt drei strittige Szenen gehabt und die Technologie nicht wie erhofft geholfen habe.

Oke Göttlich fand zum erneuten Ausfall der halbautomatischen Abseitserkennung deutliche Worte. imago/Jan Huebner
Oke Göttlich im TV-Interview
Oke Göttlich fand zum erneuten Ausfall der halbautomatischen Abseitserkennung deutliche Worte.

Das unterstrich auch Sky-Experte Didi Hamann und erklärte, dass so der Wettbewerb verzerrt werde. „Es war jetzt das dritte Mal, und es war drei Mal das 1:0, wo es wirklich hauchzart war“, sagte der ehemalige Internationale. Man wisse natürlich nicht, ob die halbautomatische Erkennung zum gleichen Ergebnis gekommen wäre. „Aber so wird der Wettbewerb verzerrt. Wenn das einmal passiert, dann habe ich Verständnis. Aber nicht beim dritten Mal, weil sie Wochen oder Monate hatten, um das zu beheben.“

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Eine These, die so steil nicht ist, wenn man sich die Begründung des DFB zum Vorfall gibt. „Bei der Überprüfung der Abseitsentscheidung in der 15. Minute hat die halbautomatische Abseitstechnologie leider ein falsches Ergebnis geliefert, weil eine Abseitslinie am falschen Abwehrspieler gezogen wurde“, teilte der Verband laut Sky mit. Das habe der VAR beim „obligatorischen Plausibilitätscheck“ festgestellt und sodann die manuelle Überprüfung vorgenommen. Gladbachs Führung zählte – nach zusätzlicher Überprüfung – also offenbar zurecht. Diese Begründung war Hamann „nicht gut genug. Wenn du Bedenken hast, dann schicke am Donnerstag oder Freitag jemanden hin, stelle zehn Leute auf den Platz und schau, ob es funktioniert. Aber das ist für mich so nicht gut genug. Der Wettbewerb wird dadurch verzerrt.“

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