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Max Dittgen, Kofi Kyereh, Philipp Ziereis und Marcel Hartel freuen sich über den St. Pauli-Sieg in Heidenheim.
  • Max Dittgen, Kofi Kyereh, Philipp Ziereis und Marcel Hartel freuen sich über den St. Pauli-Sieg in Heidenheim.
  • Foto: WITTERS

Wie die Selbsthilfegruppe St. Pauli in Heidenheim in die Spur fand

Erst Flop, dann top: Beim 4:2 in Heidenheim zeigte St. Pauli zwei Gesichter – und raffte sich durch deutliche Worte in der Kabine noch zu einem furiosen Sieg auf.

Die Tabellenführung nicht nur verteidigt, sondern sogar ausgebaut und eine neue vereinsinterne Bestmarke erzielt: Durch den Dreier in  Heidenheim stellte der FC St. Pauli seine bisher beste Zweitliga-Startbilanz nach zehn Spieltagen aus der Saison 2011/12 mit 22 Punkten nicht nur ein, sondern toppte sie durch das bessere Torverhältnis sogar (23:10 gegenüber 22:11). Ursächlich dafür war eine Art Selbstreinigungsprozess in der Halbzeitpause.

St. Pauli gelingt der beste Zweitliga-Start aller Zeiten

Die Mannen von Timo Schultz hatten beim Seitenwechsel hinten gelegen. Zurecht und eigentlich viel zu knapp durch einen frühen Gegentreffer (Mohr, 4.), den die Gäste selbst aufgelegt hatten. „Es war ein Sammelsurium an unglücklichen Aktionen“, befand Schultz, drei, vier kleine Fehler, „die wurden zu einem größeren. Und das heißt dann Gegentor in der Liga.“ Trotz einiger weiterer Heidenheimer Möglichkeiten gab es kein zweites oder drittes, selbst war St. Pauli aber eigentlich nie gefährlich geworden. Der Pausenpfiff erfolgte zur rechten Zeit, es herrschte Redebedarf.

St. Pauli-Sieg in Heidenheim: Zur Halbzeit sprach sich die Mannschaft in der Kabine aus

„Ich habe schon auf dem Gang gehört, dass da ordentlich Leben in der Bude war“, beschrieb der Coach das, was Kapitän Philipp Ziereis so schilderte: „Wir haben uns mal die Meinung gesagt. Das war auch ganz gut so.“ Denn „wir haben in der ersten Halbzeit nicht das gezeigt, was wir können“, ergänzte Guido Burgstaller. „Das hat uns selbst ein bisschen genervt. Wir haben uns gesagt, wir wollen nicht ungeduldig werden, nicht den Kopf verlieren. Gott sei Dank hat es funktioniert.“

Und wie! Vielleicht auch deshalb, weil in Heidenheim traditionell vor Durchgang zwei „Hells Bells“ gespielt wird. Hätten sie sich diesmal besser schenken sollen.

Als „Hells Bells“ ertönte, gab es für St. Pauli in Heidenheim kein Halten mehr

Burgstaller selbst war mit seinem Doppelpack (55., 60.) entscheidend an der Wende beteiligt, dazwischen hatte der zur zweiten Hälfte eingewechselte Max Dittgen den zweiten Hamburger Treffer besorgt (56.). Binnen dieser furiosen fünf Minuten drehte der Spitzenreiter das Spiel, Dittgens zweiter Treffer (81.) machte endgültig den Deckel drauf. Kleindiensts Bude zum Endstand (86.) war nur noch was für die Statistik.

Sportchef Bornemann über den Redebedarf bei St. Pauli: „Es darf auch mal lauter werden“

Sportchef Andreas Bornemann hielt den Ball gewohnt flach: „Wenn du Tabellenführer bist, sind die Leute glücklich, das soll ja auch so sein. Wir kümmern uns darum, dass alles in den Bahnen bleibt. Einen Lauf muss man pflegen, aber man muss immer Respekt vor der Liga haben. Wenn du das zweite Gegentor kriegst, kann das auch ins Auge gehen.“ Den Halbzeit-Redebedarf der Braun-Weißen begrüßte Bornemann ausdrücklich: „Die Mannschaft war mit sich selbst nicht im Reinen, das finden wir gut. Da darf es dann untereinander auch mal lauter werden. Dann kann der Trainer sagen: Mal alle runterfahren, es steht ja nur 0:1. Wir wissen, dass wir immer in der Lage sind, ein Tor zu schießen.“

St. Pauli-Trainer Schultz: „Die Jungs haben kapiert, was ich von ihnen möchte“

Deshalb war Schultz hochzufrieden – und stolz auf den homogenen Haufen, den St. Pauli da nicht zuletzt dank ihm zur Verfügung hat. „Entscheidend ist, dass sich die Jungs inhaltlich die Meinung sagen“, erläuterte der 44-Jährige. „Wenn sie der Meinung sind, dass wir falsche Lösungen wählen, die Räume falsch besetzen oder falsch belaufen, dann checkst du als Trainer auch, dass die Jungs kapiert haben, was ich von ihnen möchte, dass sie an den Plan glauben und trotzdem noch Optimierungsvorschläge haben.“

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Ein schier paradiesischer Zustand und Ausdruck des internen Zusammenhalts. „Mir zeigt das, dass die Mannschaft lebt“, freute sich Schultz, „dass sie sich gegenseitig vertrauen, dass man Sachen auch mal konkret ansprechen kann in einem raueren Ton. Das ist ein gutes Zeichen.“

Und von denen gibt es im Herbst 2021 unzählige beim FC St. Pauli.

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