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St. Pauli gegen Werder Bremen
  • Simon Makienok erzielte in der Nachspielzeit das vermeintliche Siegtor.
  • Foto: WITTERS

„Dafür gibt es Fußball“: St. Pauli happy nach dem Thriller von Bremen

Die Siegesserie ist gerissen, aber der FC St. Pauli bleibt auch im siebten Spiel in Folge ungeschlagen und hat seine Tabellenführung in Liga zwei ausgebaut. In einem rassigen Nordderby vor 42.100 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion trennten sich die Kiezkicker und Werder Bremen 1:1 (0:0). Die knackige englische Woche der Kiezkicker mit dem Sieg gegen Rostock, dem Pokal-Erfolg in Dresden und dem Remis beim Bundesligaabsteiger kann sich sehen lassen. Eine beeindruckende Energieleistung.

Der Kräfteverschleiß nach dem Spiele-Dreierpack inklusive einer Verlängerung innerhalb von sieben Tagen – er war den Braun-Weißen erst nach dem Schlusspfiff anzusehen. Ausgepowert sanken manche Spieler zu Boden, andere atmeten schwer, stemmten die Hände in die Hüften, machten sich dann schweren Schrittes auf den Weg in die Katakomben.

Timo Schultz gibt sich nicht zufrieden: „Kein Freund von Unentschieden“

In den 94 Minuten zuvor hatten die Kiezkicker alles gegeben, alles versucht, vor allem in der zweiten Halbzeit druckvoll nach vorne gespielt, sich zahlreiche Chancen erarbeitet und bis zum Ende der temporeichen Partie alles auf Sieg gesetzt und sich nicht mit der Punkteteilung zufriedengegeben. Es sollte nicht sein.

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„Grundsätzlich bin ich nicht so der Freund von Unentschieden“, bekannte Trainer Timo Schultz nach der Partie, „aber heute müssen wir damit leben.“ Er sprach von einem über die gesamte Dauer „sehr ausgeglichenen Spiel“, in dem Bremen die erste Hälfte dominiert hatte und St. Pauli in der zweiten Hälfte die bessere Mannschaft gewesen war.

Luca Zander, der frühere Bremer, betonte: „Am Ende muss man mit dem Punkt auch mal zufrieden sein, auch wenn wir gerne drei gehabt hätten. Wir haben heute noch mal alles reingehauen und uns mit dem Ausgleichstreffer belohnt.“

Vasilj und Pavlenka zurück im Hamburger und Bremer Tor

Drei Tage nach dem 3:2-Sieg nach Verlängerung im DFB-Pokal in Dresden hatte Schultz eine auf drei Positionen veränderte Startelf ins Rennen geschickt. Für Jackson Irvine rückte Finn Ole Becker ins Mittelfeld. Schon etwas überraschender war, dass James Lawrence in der Innenverteidigung Kapitän Philipp Ziereis ersetzte. Selbstredend dagegen, dass Nikola Vasilj wieder anstelle von St. Paulis Pokal-Keeper Dennis Schmarsch zwischen den Pfosten stand.


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Spektakulärer waren die Änderungen bei den Gastgebern. Werder-Trainer Markus Anfang, dessen Mannschaft aufgrund des Erstrunden-Knockouts ausgeruht in die Partie gehen konnte, brachte im Tor Pavlenka für Stammtorwart Zetterer. Der kürzlich noch suspendierte Niclas Füllkrug rückte ebenso in die Startelf wie Jung und Mbom. Bittencourt musste verletzt passen. Und: Bremens Coach stellte das System um, ließ sein Team in einer 3-5-2-Formation spielen, mit der die Kiezkicker Probleme hatten.

Die erste Halbzeit gehörte den Bremern, auch wenn die Spieldaten den Gästen mehr Ballbesitz (59 Prozent), bessere Zweikampfwerte (52 Prozent) und eine deutlich bessere Passquote (76:67 Prozent) auswies. Bei den Ecken hatte Werder mit 5:1 ebenso die Nase vorn wie bei den Torschüssen (12:7) und dabei auch die deutlich besseren Gelegenheiten.

St. Pauli stärker in zweiter Halbzeit

Bei Füllkrugs Lupfer über Vasilj knapp neben das Tor (9.) hatte St. Pauli Glück. Dem vermeintlichen und zunächst bejubelten 1:0 der Gastgeber (24.) ging ein klares Handspiel von Friedl voraus, der den Ball in Volleyballmanier ins Netz schlug und dafür Gelb sah. Erneut Füllkrug (38.) und Ducksch (45.+1) hatten die Führung auf dem Fuß, die verdient gewesen wäre.

St. Paulis einzige wirklich gefährliche Chance war ein Kopfball von Lawrence, der den Ball nach einer Ecke knapp über die Kiste köpfte (30.). Zu wenig für die beste Offensive der Liga.

Nach der Pause kamen die Kiezkicker besser ins Spiel, begannen druckvoll und waren gleich zweimal durch den eingewechselten Simon Makienok gefährlich (54./59.).

Werder Bremen erzielt erstes Tor, Becker antwortet prompt

Das Tor fiel aber auf der anderen Seite. Nach einem verunglückten Pass von Marcel Hartel weit in der Hälfte des Gegners schalteten die Bremer schnell um. Füllkrug schickte mit einem hohen Ball Ducksch, der die Uneinigkeit von Lawrence und Jakov Medic nutzte, auch noch den herauseilenden Vasilj umkurvte und den Ball zum 1:0 ins leere Tor schoss (62.) – gefolgt von einem hitzigen Wortgefecht der beiden St. Pauli-Verteidiger.

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Die Antwort der keinesfalls geschockten Braun-Weißen ließ nicht lange auf sich warten. Nachdem Burgstaller (65.) noch verpasst hatte, zog Becker drei Minuten später von der Strafraumgrenze ab und traf zum verdienten 1:1-Ausgleich.

„Die Reaktion meiner Mannschaft war top“, lobte Schultz die Moral der Truppe. „Wir haben direkt den Ausgleich gemacht und hatten dann noch drei, vier gute Chancen.“

Makienok trifft in der Nachspielzeit – Tor zählt nicht

In der hektischen und zunehmend hitzigen Schlussphase war St. Pauli den drei Punkten näher als Werder, doch Kyereh (81.) und Becker (87.) konnten gefährliche Hereingaben von Paqarada in den Strafraum nicht aufs Tor der Bremer bringen.

Ins Tor traf Makienok in der Nachspielzeit, versetzte seine Mitspieler auf dem Rasen und die gesamte St. Pauli-Bank sowie die Gäste-Kurve in totale Ekstase – zu früh gefreut. Nach Videobeweis wurde der Treffer wegen eines Handspiels des Dänen zurückgenommen. Makienok konnte es nicht fassen, aber die Entscheidung war korrekt.

„Wir können am Ende einer englischen Woche, mit den 120 Minuten in Dresden am Mittwoch, mit dem Punkt gut leben“, meinte der spät eingewechselte Kapitän Philipp Ziereis und schwärmte von der großartigen Atmosphäre. „Für solche Stadien und so eine Stimmung, für St. Pauli gegen Bremen gibt es Fußball.“

„Schade, dass beide Mannschaften nur einen Punkt bekommen“: Anfang lobt Bremen und St. Pauli

Werder-Trainer Anfang sprach am Ende die wohl treffendsten Worte zum Spiel: „Es ist schade, dass beide Mannschaften nur einen Punkt bekommen für diese leidenschaftliche Leistung.“ Da konnte Schultz nur beipflichten.

Einig waren sich auch beide Fanlager, die während der Halbzeit einen beherzten Wechselgesang zelebriert hatten, mit dem sie lautstark kundtaten, was sie von einem gemeinsamen Erzrivalen mit drei Buchstaben halten.

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