Warum Ziereis und Lawrence gehen müssen – und wie der FC St. Pauli sie ersetzen will
Der Transfer-Sommer wird verdammt heiß für den FC St. Pauli. Das liegt zum einen an den drohenden Abgängen der drei Topspieler Daniel-Kofi Kyereh, Guido Burgstaller und Leart Paqarada, die angesichts ihrer Extraklasse kaum zu ersetzen sind. In den Hintergrund gerät dabei bislang, dass sich an anderer Stelle ein Loch im Kader aufgetan hat, das ebenfalls nicht einfach zu füllen sein wird: in der Innenverteidigung. Und Hierarchie.
Mit Philipp Ziereis und James Lawrence (beide 29) haben gleich zwei gestandene und erfahrene Innenverteidiger den Verein verlassen, deren auslaufende Verträge nicht verlängert worden sind. Die im Team respektierten und beliebten Abwehr-Routiniers im Doppelpack gehen zu lassen, ist nicht ohne Risiko – wenngleich der Schritt aufgrund von Verletzungsanfälligkeit und Gehaltsgefüge aus Vereinssicht durchaus nachvollziehbar ist.
Der Transfer-Sommer wird verdammt heiß für den FC St. Pauli. Das liegt zum einen an den drohenden Abgängen der drei Topspieler Daniel-Kofi Kyereh, Guido Burgstaller und Leart Paqarada, die angesichts ihrer Extraklasse kaum zu ersetzen sind. In den Hintergrund gerät dabei bislang, dass sich an anderer Stelle ein Loch im Kader aufgetan hat, das ebenfalls nicht einfach zu füllen sein wird: in der Innenverteidigung. Und Hierarchie.
Mit Philipp Ziereis und James Lawrence (beide 29) haben gleich zwei gestandene und erfahrene Innenverteidiger den Verein verlassen, deren auslaufende Verträge nicht verlängert worden sind. Die im Team respektierten und beliebten Abwehr-Routiniers im Doppelpack gehen zu lassen, ist nicht ohne Risiko – wenngleich der Schritt aufgrund von Verletzungsanfälligkeit und Gehaltsgefüge aus Vereinssicht durchaus nachvollziehbar ist.
Bei Vertragsverlängerung: Dzwigala wäre nur Innenverteidiger Nummer vier
Unstrittig ist: Der Kiezklub muss etwas tun auf dem Transfermarkt in Sachen Innenverteidigung. Verstärkung statt Ergänzung. Nicht zu vergessen: Mit Ziereis und Lawrence haben der Kapitän und sein Stellvertreter den Verein verlassen. Auch das muss kompensiert werden. Nach aktuellem Stand hat St. Pauli mit Jakov Medic (23) und Marcel Beifus (19) nur zwei Innenverteidiger für die kommende Saison unter Vertrag, vermutlich kommt noch Adam Dzwigala (26) hinzu, mit dem Verlängerungsverhandlungen laufen.
Der Verein muss also mindestens noch einen Innenverteidiger gehobener Güteklasse verpflichten, der vom ersten Tag an Stammspieler sein könnte, am besten mit Führungsspielerqualitäten, auf und neben dem Platz. Sollte St. Pauli mit Defensiv-Allrounder Dzwigala verlängern, wäre der Pole maximal Innenverteidiger Nummer vier.
Potenzial von Jakov Medic noch lange nicht ausgeschöpft
„Wir haben mit Jakov und Marcel schon zwei Spieler da, die schon nachgewiesen haben, dass sie auf diesem Niveau spielen können“, sagt Trainer Timo Schultz. „Trotzdem ist unser Bestreben – wie auf jeder anderen Position – dass wir uns auch da verstärken.“ Sportchef Andreas Bornemann spricht von Innenverteidigern, die schon „ein Stückweit Erfahrung in der Zweiten Liga oder auf einem vergleichbaren Level mitbringen“. Spieler, die Stabilität und ein verlässliches Niveau garantieren.
In der kommenden Saison setzt St. Pauli noch mehr auf Jakov Medic, der als Drittligaspieler in seiner ersten Zweitligasaison durchgestartet ist und die Saison mit den meisten Einsätzen (30, davon 29 in der Startelf) aller Innenverteidiger im Team beendet hat – klar vor Ziereis (24/23) und Lawrence (18/10). Trotz einiger Schwankungen und Schwächephasen hat sich Medic als Stamm-Innenverteidiger etabliert, muss aber stabiler werden und sich weiterentwickeln. Sein Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft.
Bornemann erinnert an Östigard als jungen Führungsspieler
Schultz nennt Medic einen Spieler, „von dem wir uns erhoffen, dass er nächste Saison diesen nächsten Schritt geht und vielleicht 34 Spiele am Stück gut spielt oder sehr gut spielt. Das ist immer eine Wunschvorstellung, aber das trauen wir ihm auch zu.“ Die Verantwortung, eine ganze Saison Abwehrchef zu sein – und möglicherweise einen ebenso talentierten, aber noch unerfahreneren Nebenmann Beifus zu dirigieren, könnte sich allerdings als zu groß erweisen. Insbesondere dann, wenn es zu Saisonbeginn sportlich nicht läuft und es Krisen zu überstehen gilt.
Alter sei nicht das Kriterium, sagt Bornemann und verweist auf Leo Östigard, der als 20-jähriger Leihspieler in der Saison 2019/20 für St. Pauli 28 Spiele gemacht und die Innenverteidigung zusammengehalten habe, als echter Leader. „Aber solche Typen wachsen nicht auf den Bäumen“, räumt der Sportchef ein. Medic könnte eine solche Rolle spielen, wenn er besagten nächsten Schritt macht.
Warum die Verträge von Ziereis und Lawrence nicht verlängert worden sind, begründet Bornemann in erster Linie mit der Perspektive. „Es muss nach vorne weitergehen.“ Man müsse bei der Kaderplanung immer auch „schauen, was an Entwicklungspotenzial noch möglich ist“, so Bornemann. „Mit 29, 30, 31 Jahren vermutlich nicht mehr viel.“ Auslaufende Verträge böten dann die Möglichkeit, „was zu öffnen, um Raum für Entwicklung zu schaffen.“
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Im Falle von Lawrence sei vor allem die Vielzahl von Verletzungen und hohe Ausfalldauer ausschlaggebend gewesen. „Das größte Problem in den letzten Monaten, vielleicht auch zwei Jahren, war die mangelnde Verfügbarkeit zu jeder Zeit, wie wir es eigentlich gebraucht hätten“, erklärt Bornemann.
Einen oder gar zwei Spieler zu finden, die mehr Stabilität bei gleicher oder sogar noch höherer Klasse als Ziereis und Lawrence bieten und obendrein noch finanzierbar sind, wird eine enorme Herausforderung. Andererseits hat Bornemann in den vergangenen Jahren immer wieder Spieler aus dem Hut gezaubert, die kaum jemand auf dem Zettel hatte und dann eingeschlagen sind.