Aus der 4. Liga zum Shooting-Star: Wie hart St. Pauli um Saad gekämpft hat
Gut möglich, dass sich Elias Saad jeden Abend vorm Einschlafen noch mal kräftig kneift, um ganz sicherzugehen, dass er das alles nicht doch nur träumt, was mit ihm geschieht. Saad lebt seinen Traum. Vor Kurzem noch in der vierten Liga vor wenigen Hundert Zuschauern, jetzt zwei Klassen höher mit dem FC St. Pauli in ausverkauften Stadien im Aufstiegskampf. Ein Blitzstart mit langer Vorarbeit. Für den Kiezklub zahlt sich in Rekordzeit ein Transfer aus, für den es zunächst auch Spott gab. Längst lästert niemand mehr. Saad ist ein Volltreffer – aber noch lange nicht fertig. In der MOPO erklärt Sportchef Andreas Bornemann, wie St. Pauli auf das Viertliga-Talent aufmerksam wurde, beim Transfer Mitbewerber ausstach und es gewinnbringend aufbaute.
Gut möglich, dass sich Elias Saad jeden Abend vorm Einschlafen noch mal kräftig kneift, um ganz sicherzugehen, dass er das alles nicht doch nur träumt, was mit ihm geschieht. Saad lebt seinen Traum. Vor Kurzem noch in der vierten Liga vor wenigen Hundert Zuschauern, jetzt zwei Klassen höher mit dem FC St. Pauli in ausverkauften Stadien im Aufstiegskampf. Ein Blitzstart mit langer Vorarbeit. Für den Kiezklub zahlt sich in Rekordzeit ein Transfer aus, für den es zunächst auch Spott gab. Längst lästert niemand mehr. Saad ist ein Volltreffer – aber noch lange nicht fertig. In der MOPO erklärt Sportchef Andreas Bornemann, wie St. Pauli auf das Viertliga-Talent aufmerksam wurde, beim Transfer Mitbewerber ausstach und es gewinnbringend aufbaute.
Vier Spiele, zwei Tore, zuletzt zweimal in der ersten Elf. Der 23-Jährige startet im Saisonendspurt voll durch bei St. Pauli. Vorläufiger Höhepunkt: Sein Tor beim 3:0-Triumph der Kiezkicker beim Topspiel in Darmstadt. Das nächste Highlight wartet schon: das Samstagabendspiel gegen Düsseldorf am Millerntor.
St. Pauli-Sportchef Bornemann ist zufrieden mit Saad
„Wir sind sehr zufrieden mit seiner Entwicklung. Elias ist auf einem guten Weg“, sagt Sportchef Andreas Bornemann auf MOPO-Nachfrage. Glücksgriff wäre der falsche Begriff, denn die Saad-Verpflichtung war eine mit viel Überzeugung und langer Vorarbeit. „Unsere Scouting-Abteilung hatte ihn schon sehr früh im Visier“, berichtet Bornemann. „Er hat lange quasi vor unserer Haustür gespielt. Wir haben ihn uns oft bei Spielen angeschaut und auch viel Videostudium betrieben. Elias war ein Spieler, der mit seinem Tempo, seinen Haken und mit seinen Abschlüssen herausgestochen ist.“
Nichts geht über Live-Eindrücke. Am 9. Oktober 2022 saß Andreas Bornemann, Sportchef des FC St. Pauli, mit 304 anderen Zuschauern im Edmund-Plambeck-Stadion in Norderstedt und schaute sich das Spiel der U23 gegen Eintracht Norderstedt an. Der Fokus lag nicht auf dem eigenen Nachwuchs, sondern auf der Nummer 11 des Gegners. Elias Saad.
„Der Junge war sehr auffällig – einmal in Fahrt, kaum zu verteidigen“, erinnert sich Bornemann im Gespräch mit der MOPO an seine Eindrücke, die alles bestätigten, was zuvor an Informationen zusammengetragen worden war. Saad wirbelte, schoss ein Tor, sein Team siegte 3:1. Knapp zwei Monate und einige Gespräche mit Spieler und Berater später (auch der damalige Cheftrainer Timo Schultz war in den Prozess involviert) unterschrieb Saad bei St. Pauli, wechselte vorzeitig. Zur Vertragsunterzeichnung an der Kollaustraße brachte er seine Eltern mit, fragte vorher höflich, ob das möglich wäre, da es ihm sehr wichtig sei.
Transfer von Saad zu St. Pauli sorgte für Erstaunen
Der Transfer sorgte nicht nur für Erstaunen, sondern angesichts der schlechten Hinrunde der Kiezkicker auch für Häme: St. Pauli, unkten manche, plane mit der Verpflichtung eines Viertligaspielers für die 3. Liga. Überraschend war zudem, dass St. Pauli eine Ablöse zahlte – dem Vernehmen nach rund 100.000 Euro – obwohl Saads Vertrag in Norderstedt ein halbes Jahr später ausgelaufen wäre. Viel Geld für einen Amateur-Kicker, der neben dem Fußball noch eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolvierte.
Der Deal hatte Gründe. Es gab Konkurrenz. „Wir wussten, dass auch andere Vereine auf ihn aufmerksam geworden sind, so dass wir schnell handeln wollten“, so Bornemann. Holstein Kiel war an Saad dran, auch Nürnberg soll Interesse gehabt haben. Der Kiezklub drückte aufs Tempo, wollte nicht riskieren, dass ihnen ein Hamburger Jung vor der Nase weggeschnappt wird, und ließ mit dem vorzeitigen Wechsel nichts anbrennen.
„Wir waren uns einig, dass er über Qualitäten und Potenziale verfügt, die uns weiterbringen können“, sagt Bornemann. „Elias hat nicht die klassische NLZ-Karriere hinter sich, aber es hat sich gezeigt, dass er sich schnell entwickeln und einer neuen höheren Liga anpassen kann. Er hat einige Komponenten in seinem Spiel, die man nicht lernen kann.“
Saad musste bei St. Pauli zunächst viel Geduld haben
Lernen musste Saad in seiner Anfangszeit bei St. Pauli andere Dinge. Vor allem eines: Geduld. „In den ersten Monaten lag der Fokus darauf, ihn heranzuführen an das Niveau der Zweiten Liga, körperlich, taktisch und auch, was die Defensivarbeit angeht.“ Förderer und Forderer: der neue Cheftrainer Fabian Hürzeler. „Anfangs war Elias schon auch enttäuscht, weil er dachte, dass er schneller zum Einsatz kommt“, so Bornemann. Aber das sei normal bei einem ehrgeizigen Spieler. „Er war nicht beleidigt, sondern hat die richtige Reaktion gezeigt – auf dem Trainingsplatz.“
Wenngleich die Verpflichtung im Winter eine Art „Vorgriff auf die kommende Saison“ gewesen sei, habe es die klare Option gegeben, „dass er bei schneller Weiterentwicklung schon im Laufe der Rückrunde Spielzeit bekommen und für die eine oder andere Überraschung sorgen kann.“ Genau das hatte Bornemann bereits Anfang Februar gegenüber der MOPO angekündigt. So kam es dann Mitte April. Einwechslung und Zweitliga-Debüt gegen Braunschweig, Tor-Premiere im Derby, Startelf-Debüt gegen Bielefeld, Startelf und Tor in Darmstadt.
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„Man kann sagen: Der Plan ist bislang voll aufgegangen“, freut sich Bornemann und fügt direkt an: „Aber es waren bislang auch nur vier Spiele. Das ist ein toller Start. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.“ Saad stehe erst am Anfang seiner Profikarriere. „Seine Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. Es gibt noch viele Dinge, an denen er arbeiten kann und muss. Wenn Elias das weiter eifrig und akribisch macht und auf dem Teppich bleibt, dann werden wir alle noch viel Freude an ihm haben.“