Göttlich, St. Pauli
  • Oke Göttlich ist seit dem 1. Juli hauptamtlicher Präsident des FC St. Pauli.
  • Foto: WITTERS

Kohle fürs Präsidium: Warum Göttlich und Co. jetzt Vollprofis sind

„Es ist eine der wichtigsten Veränderungen in den letzten Jahren“, kündigte St. Paulis Aufsichtsratsvorsitzende Sandra Schwedler zum Abschluss des Trainingslagers in St. Leonhard an, was seit Montagabend offiziell ist: Oke Göttlich wechselt als Präsident aus dem Ehren- ins Hauptamt und mit ihm die Stellvertreter Christiane Hollander und Carsten Höltkemeyer. St. Pauli wird somit auch auf höchster Ebene zum Vollzeit-Profiverein.

Das Trio trat bereits zu Monatsbeginn seinen neuen Dienst an, Hollander und Höltkemeyer qua Vertrag für acht Stunden pro Woche, Göttlich in Vollzeit mit offiziell 40 Stunden. Es dürften aber mehr werden. „Unter 40 Stunden geht St. Pauli kaum, das muss man schon so sagen“, bekannte Göttlich und sprach dabei über die Zeit vor dem 1. Juli, in der er „zusätzlich noch 40 plus x Stunden in meinem anderen Job“ gearbeitet habe. Das ist nun Geschichte. „Jetzt ist mein zentraler Arbeitsplatz das Millerntor, da werde ich vor Ort sein“, betonte Göttlich.

Mehr Einfluss auf das Tagesgeschäft des FC St. Pauli

Seit 2020 standen derlei Pläne zur Diskussion, im vergangenen Jahr konkretisierten sie sich, einem entsprechenden Antrag wurde stattgegeben – und nun sind die Änderungen in Kraft getreten. Mit dem Ansinnen, Entscheidungs- und Planungsprozesse zu beschleunigen. Und mit dem Ziel, den Einfluss der Mitglieder im Verein durch die von ihnen gewählten Vertreter:innen: das Präsidium, zu stärken. Hollander, Höltkemeyer und insbesondere Göttlich sollen künftig mehr und einfacher Einfluss ins Tagesgeschäft nehmen können.

Gerade in Krisenzeiten sei vieles für ein ehrenamtliches Gremium bei St. Pauli kaum leistbar

„Wie schaffen wir es sicherzustellen, dass wir auch langfristig mitgliedergeführt sind und Mitgliederinteressen im Verein Berücksichtigung finden?“, benannte Sandra Schwedler die Leitfrage, die der Entscheidung zugrunde liegt. Göttlich bezeichnete „die Verzahnung“ vor diesem Hintergrund als „elementar“, für „ein rein ehrenamtliches Gremium ist diese Aufgabe – vor allem in Krisensituationen – kaum leistbar“, sagte er. Und Krisensituationen fordern die Welt und St. Pauli mit der Pandemie, dem Krieg, Energieengpässen und Inflation ja heuer zuhauf. „Der Anspruch, dass immer alle Informationen vorliegen, passt nicht zu dem, was im Ehrenamt geleistet werden kann“, bestätigte Sandra Schwedler, was in den vergangenen Jahren im Klub augenfällig wurde.

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Beispielsweise bei Fragen zur Zuschauerzulassung in der Pandemie: „Sandra fragte häufig: Oke, wie viele Fans lassen wir beim nächsten Spiel rein?“, so Göttlich, der erwidert habe: „Sandra, das kann ich dir noch nicht sagen, weil ich nicht vor Ort oder in anderen Treffen bin – und noch auf Rückmeldungen aus dem Millerntor und parallel der Sportbehörde warte.“

In solchen kleinen, aber auch in den großen Planungen wie denen zum Nachwuchsleistungszentrum, verspricht sich der Aufsichtsrat „einen Riesenvorteil beim inhaltlichen Fokus. Wir merken einfach: Durch das Ehrenamt haben sich viele Themen verlangsamt.“

Der Aufsichtsrat entscheidet, welche St. Pauli-Präsidiumsmitglieder hauptamtlich arbeiten

Neben den drei neuerdings hauptamtlich arbeitenden und beim Verein angestellten Präsidiumsmitgliedern bestellte der Aufsichtsrat sogenannte besondere Vertreter: Andreas Bornemann für den Sport und Bernd von Geldern für die wirtschaftlichen Belange ergänzen das Präsidium.

Der Aufsichtsrat entscheidet im Übrigen auch, welche drei Mitglieder des Präsidiums hauptamtlich arbeiten und welche weiter ehrenamtlich. Ihm ist ebenso vorbehalten, bei den nächsten Wahlen in drei Jahren Präsidenschaftskandidat:innen von vornherein abzulehnen. Dass der Aufsichtsrat selbst künftig hauptamtlich besetzt werden könnte, schloss Sandra Schwedler aus.

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