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  • Die „Welle“, die die Agentur Interpol (heute Nordpol) 2011 für die Gegengerade kreierte, fand keine Zustimmung.
  • Foto: INTERPOL+- & SUPRASTADIO 

Vom „Sport Dome“ bis zur „Welle“: Diese Ideen gab es für das Millerntor

Gefühlt gibt es das jetzige Millerntor schon eine kleine Ewigkeit. Stimmt aber nicht. Tatsächlich wurde es erst 2015 komplett fertig gestellt und am 25. Juli mit dem 0:0 im ersten Saisonspiel gegen Arminia Bielefeld eingeweiht. Zum fünften Geburtstag erzählt Corny Littmann, der bislang erfolgreichste Präsident des FC St. Pauli (2002 bis 2010), die spannende Geschichte des neuen Stadions.

Die Heimspielstätte auf dem Heiligengeistfeld, die 29.546 Zuschauer beherbergt und auch in den vielen sportlichen Krisenzeiten fast immer komplett ausverkauft war, gilt als sein Baby.

Corny Littmann ist stolz auf die Stehplatztribüne auf der Gegengeraden

Corny Littmann 2008 am Millerntor

Der damalige St. Pauli-Präsident Corny Littmann freut sich im Jahr 2008 über die voranschreitenden Bauarbeiten.

Foto:

WITTERS

Stolz sagt der 67-jährige Theatermann: „Das Millerntor ist eines der schönsten Stadien in Deutschland. Es ist nicht nur ein reines Fußballstadion, sondern es hat mit rund 10.000 Plätzen auch die größte Gegengeraden-Stehplatztribüne hierzulande und die einzige integrierte Kita, mit der das Loch zwischen der Haupt- und Südtribüne, das aus Lärmschutzgründen geschlossen werden musste, perfekt genutzt wurde.“ Auch die Fassade, „eine Reminiszenz an den Hamburger Hafen“, sei einmalig. Der damalige Oberbaudirektor Jörn Walter hatte eigentlich eine Glasfront gefordert, ließ sich dann aber laut Littmann doch überzeugen.

Heinz Weisener stellte 1982 ein erstes Modell fürs neue Stadion vor

Der Stadion-Entwurf von Heinz Weisener

1982: Beim Modell von Heinz Weisener war hinter der Südtribüne ein Gebäude-Mix aus Wohnungen und einem Einkaufszentrum angedacht.

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hfr

Immer wieder einmal hatte es Überlegungen gegeben, das Millerntor, das 1963 an der heutigen Stelle eingeweiht worden war, zu renovieren. Bereits 1982 stellte der angesehene Architekt Heinz Weisener, der spätere Präsident, ein erstes Modell vor. Er äußerte seine Zuversicht, „dass das geplante Vorhaben ein wesentlicher Beitrag zur notwendigen Neugestaltung dieses innerstädtischen Bereichs ist und die menschbezogene Architektur ihre Anziehungskraft auf die Bewohner aus der Umgebung ausüben wird“. Im Dezember 1982 stellte der FC St. Pauli sogar einen Bauantrag, doch das Projekt verpuffte. Ab 1990 präsentierte Weisener weitere Modelle, wie das des multifunktionellen „Sport Domes“, gegen den die Fans ebenso heftig wie erfolgreich protestierten.

Der Sport Dome war für den FC St. Pauli geplant

1990: Eine Multifunktionshalle („Sport Dome“), in der auch Fußball gespielt werden kann, lehnten die Fans ab.

Foto:

hfr

Stadt Hamburg erteilte eine Bürgschaft über 5,5 Millionen Euro

Ende 2006 war es endlich so weit. Littmann trug der Hamburger Senatskanzlei ein Konzept vor, das den Stadionneubau über acht Jahre vorsah. Nach der Bewilligung eines Zuschusses von 5,5 Millionen Euro durch die Bürgerschaft nahm der damalige Regionalligist den Umbau des Stadions am Millerntor in Angriff. Am 19. Dezember 2006 stieg die Abriss-Party am Millerntor.

DFB hatte FC St. Pauli nur mit Sondergenehmigung im Millerntor spielen lassen

„Wir mussten unbedingt bauen“, erzählt Littmann, „denn wir spielten in den vergangenen Jahren immer nur mit einer Sondergenehmigung des DFB, weil das Stadion marode war und auch die Räumlichkeiten schon lange nicht mehr den Auflagen des Verbandes genügten.“

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Einladung von Bürgermeister Ole von Beust zum Pokalspiel gegen Hertha wirkt

Laut Littmann hatte Ole von Beust als Bürgermeister im Gegensatz zu dessen Vorgängern Ortwin Runde und Henning Voscherau ein offenes Ohr für eine Unterstützung beim Stadionneubau: „Erstens kannte ich ihn persönlich. Zweitens hatte ich ihn bei unserem legendären 4:3-Sieg im DFB-Pokal gegen Hertha eingeladen. Da war er hin und weg.“

Harald Stender und Dennis Daube tauften das neue Millerntor

Das Millerntor des FC St. Pauli

So präsentiert sich das Millerntor an seinem fünften Geburtstag.

Foto:

WITTERS

Bei der Einweihung der „Süd“ habe es bewegende Szenen gegeben. Littmann: „Vereinslegende Harald Stender und Youngster Dennis Daube schlugen wie bei einer Schiffstaufe eine Flasche Champagner an die Wand. Und einige Männer vom Alten Stamm hatten Tränen in den Augen, weil sie nicht glauben konnten, dass das Stadion wirklich gebaut wird.“

Kontroverse Diskussion über die „Welle“ der Agentur Nordpol

Der größte Aufreger war der Bau der Gegengeraden. Die 2011 vorgestellte imposante, extrem steile „Welle“ der Hamburger Agentur Interpol (heute Nordpol) wurde heftig und kontrovers diskutiert, aber schließlich abgelehnt. Heute feiert das 62-Millionen-Euro-Stadion heimlich, still und leise fünften Geburtstag. Und alle Fans warten sehnsüchtig darauf, dass sie in ihrem schmucken Stadion endlich wieder Fußball gucken dürfen.

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