Vergeblich gekämpft: Darum gibt es keine DFL-Kohle für St. Paulis Schottland-Trip
Reif für die Insel. Die Lust auf das erste Spiel in Schottland ist groß beim FC St. Pauli und auch die zahlreichen schottischen und englischen Fans der Braun-Weißen freuen sich auf den heutigen Test der Kiezkicker beim schottischen Zweitligisten Dunfermline Athletic FC. Den Kiezklub kostet der Trip eine schöne Stange Geld, von der DFL gibt es diesmal aber keinen Zuschuss, obwohl es einen Geld-Topf für „Auslandseinsätze“ der Profivereine gibt. Das sorgt für Enttäuschung bei St. Pauli – der Ligaverband verweist auf klar definierte Regularien. Was ist das Problem?
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Reif für die Insel. Die Lust auf das erste Spiel in Schottland ist groß beim FC St. Pauli und auch die zahlreichen schottischen und englischen Fans der Braun-Weißen freuen sich auf den heutigen Test der Kiezkicker beim schottischen Zweitligisten Dunfermline Athletic FC. Den Kiezklub kostet der Trip eine schöne Stange Geld, von der DFL gibt es diesmal aber keinen Zuschuss, obwohl es einen Geld-Topf für „Auslandseinsätze“ der Profivereine gibt. Das sorgt für Enttäuschung bei St. Pauli – der Ligaverband verweist auf klar definierte Regularien. Was ist das Problem?
Eigentlich war sie überfällig, die Reise von St. Pauli nach Schottland, wenn man die gefühlt uralten Verbindungen zwischen der eigenen Fanszene und der von Celtic Glasgow bedenkt und die in ganz Großbritannien insgesamt beachtlich große Popularität des „etwas anderen“ Fußballvereins, denn auch viele englische Fans haben sich für die Partie heute Abend (20 Uhr deutscher Zeit) im East End Park von Dunfermline angesagt.
St. Pauli bekommt keine finanzielle Förderung
Der Insel-Trip – die vorangegangene Reise der St. Pauli-Frauen nach London eingerechnet – kostet den Kiezklub einen fast sechsstelligen Euro-Betrag. Doch anders als bei den USA-Reisen des Zweitligisten gibt es diesmal keinen Reise-Zuschuss von der Deutschen Fußball Liga (DFL), obwohl sich St. Pauli darum bemüht hat.
„Wir haben keine finanzielle Förderung für unsere Reise nach England und Schottland bekommen“, bestätigt Bernd von Geldern, Geschäftsleiter Wirtschaft des FC St. Pauli, auf MOPO-Nachfrage.
St. Pauli-Reise erfüllt die DFL-Bedingungen nicht
Der Grund ist zunächst simpel: Schottland ist kein sogenannter Zielmarkt der DFL für die Auslandsvermarktung und das gilt für ganz Großbritannien. St. Pauli erfüllt mit der Reise nicht die Bedingungen für einen Zuschuss. Darauf verweist auf MOPO-Nachfrage auch die DFL.
Aktuell sind 14 Zielmärkte oder auch Wachstumsmärkte definiert, auf denen die DFL gute Vermarktungschancen für die deutschen Bundesligen sieht. Dazu gehören unter anderen Nordamerika, Skandinavien, China und weitere asiatische Länder wie Malaysia oder Vietnam.
DFL-Kommission legt Länder und Regionen fest
Wer legt diese Länder und Regionen fest? Die 2017 gegründete DFL-Kommission „Internationalisierung“, der zwölf Vereinsvertreter angehören und ein Vertreter der DFL, seit Juni 2022 Peer Naubert, Marketing-Chef der Liga national und international.
„Die detaillierten Zielmärkte, Maßnahmen und Bewertungskriterien wurden allesamt gemeinsam mit den Clubs in Kommission und Vollversammlung definiert und dem DFL-Präsidium vorgestellt“, erklärt die DFL gegenüber der MOPO.
St. Paulis Bernd von Geldern sitzt in der Kommission
Den FC St. Pauli dürfte die Absage der Zuschuss-Anfrage nicht überrascht haben – denn von Geldern ist einer der zwölf Vereinsvertreter in der Kommission und kennt die Regularien und Anforderungen genau. St. Pauli-Präsident Oke Göttlich wiederum gehört dem DFL-Präsidum an. Von Geldern ist übrigens einer von nur drei Zweitligavertretern im Gremium. Die anderen beiden waren kürzlich noch Erstligisten: es sind Verantwortliche von Schalke 04 und Hertha BSC. Das sorgt für ein Ungleichgewicht der Interessen, wenngleich die Bundesligisten international die teilweise weitaus größeren Zugpferde sind.
Dennoch hat sich der Kiezklub um eine Ausnahme-Regelung für einen Reise-Zuschuss bemüht, die unter bestimmten Bedingungen möglich wäre.
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„Wir müssen grundsätzlich an das Thema ran, was gefördert wird oder förderungswürdig ist, und was nicht“, sagt von Geldern zur MOPO. „Insbesondere die Kombination, dass unsere 1. Frauen als auch die Lizenzmannschaft in Großbritannien unter dem Motto ,Football has no gender‘ unterwegs gewesen sind, erscheint doch eigentlich förderungswürdig.“
Die DFL sah und sieht das anders. Unter anderem ist das Kriterium nicht erfüllt, dass in einem Nicht-Zielland gegen einen dortigen Erstligisten gespielt werden muss. Dunfermline, wo der langjährige St. Paulianer Thomas Meggle als Sportchef fungiert, ist als Zweitliga-Aufsteiger ein unterklassiger Verein.
St. Pauli will die Kriterien modifizieren
Aus Sicht der DFL ist das Duell nicht attraktiv genug und hat keinen positiven Effekt auf die Auslandsvermarktung – zumindest, wenn man die festgelegten Standards als Maßstab nimmt.
St. Pauli sieht das anders und will Modifikationen bei den Kriterien. „Wir glauben, dass Großbritannien als Markt hochattraktiv ist für Bundesligisten und Zweitligisten und damit auch für die DFL“, sagt von Geldern. Man dürfe ihn nicht einfach aufgeben.