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Marco Knoop ist seit Juni für St. Paulis Torhüter zuständiig.
  • Marco Knoop ist seit Juni für St. Paulis Torhüter zuständiig.
  • Foto: WITTERS

Vasilj oder Smarsch: Das sagt St. Paulis neuer Torwarttrainer zum Keeper-Duell

Es war vorbei mit der Südtiroler Bergidylle, als St. Paulis Profis am Dienstagnachmittag gegen viertel vor fünf mit dem Zirkeltraining begannen. Aus einem Ghettoblaster dröhnte AC/DCs „Highway to Hell“ und es ist nicht ausgeschlossen, dass sich mancher Spieler im Angesicht der zu stemmenden Gewichte gedanklich auf eben diesem wähnte. 

Eher Beobachter blieb Torwarttrainer Marco Knoop. Eine Ausnahme. Normalzustand ist beim 43-Jährigen Dauerstrom. Den er auch von seinen Schützlingen erwartet, bei Knoops Ex-Klub Nordsjaelland hieß es: „Der Stecker muss immer drin sein.“ Genau daran arbeiten sie nun: anspielbar sein, nie abschalten. „Der Torwart ist immer der erste Angriffsspieler“, sagt Knoop. Er erwartet „proaktive, nicht reaktive Keeper“, die sich „als Verlagerungsspieler sehen“, mal einen Pass mit Risiko spielen. Einen „Ritt auf der Rasierklinge zwischen Mut und Leichtsinn“ nennt Knoop das, aber um dafür ein Gefühl zu entwickeln, gibt es ja das Training. 

„Ritt zwischen Mut und Leichtsinn“: Das fordert Knoop von den St. Pauli-Torhütern

Das der neue Mann auffällig anders gestaltet als bisher Usus bei St. Pauli. Knoop schlägt Tennisbälle in den Strafraum, wo sich die Torhüter gegen Gummipuppen, sein „Lieblingstrainingsutensil“, durch- und die Kugel wegboxen müssen. Er stellt die Keeper vor die Frage: Bessere Sicht? Oder bessere Position zum Ball? Ein Dilemma mit Absicht. „Es ist sowieso kacke. Aber dann musst du eben gucken: Auf welchem Haufen ist jetzt ein bisschen Parfüm drauf?“ Da sei es seine Aufgabe, ihnen „Handlungsmuster an die Hand zu geben“. Heißt im Falle der Tennisball-Flanke: „Sicht vor Position“. Denn: „Ein Torwart, der den Ball nicht sieht, kann ihn auch nicht halten.“

Torwarttrainer Knoop überzeugte St. Pauli mit Rede auf Kongress

Und wenn’s obendrein noch ein Tennisball ist, mit dem man übt, „kommt dir ein großer vor, als ob ein Planet auf dich zufliegt“, erklärt der Sportwissenschaftler seine Variationen. Die sind Teil seines Keeper-Verständnisses, über das er auf Torwart-Kongressen referiert. Und so auch zu St. Pauli kam, weil er Zuhörer und Kaderplaner Jan Sandmann begeisterte.

St. Pauli-Trainer Knoop zu Vasilj und Smarsch: „Der Stecker bleibt drin“

Knoop bewegt die Hände, als bediene er gerade einen Regler zur Trainingssteuerung, erklärt seine fünf Prinzipien, und man kann Sandmann direkt verstehen. Neben der Komplexität qua Ballgröße variiert Knoop bei Präzision (etwa durch Größe von Passfenstern), Zeit für Aufgaben, Situation (wie durch die Puppen) und Belastung (selbe Übung müde oder fit). 

Er ist bei St. Pauli zwar erst seit dem 11. Juni am Werke. Verbesserungen, die er auf seine Methoden zurückführt, bescheinigt Knoop seinen Keepern trotzdem schon. „Der Stecker bleibt drin, das ist der größte Fortschritt bei Niko“, sagt er über Vasiljs aktiven Anschluss an abgeschlossene Aktionen mit Ball. „Bei Smash ist das Verhalten bei Flanken besser“, beobachtet Knoop bei Smarsch. 

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Wer die besseren Chancen auf die Nummer eins hat, dazu will er nichts sagen. „Im Endeffekt entscheidet der Cheftrainer, aber ich hoffe, dass ich als Torwarttrainer einen gewissen Stellenwert habe“, sagt Knoop, der in Dänemark auch Defensivspieler trainierte und als A-Lizenz-Inhaber quasi überqualifiziert ist. Es werde eine schwere Entscheidung zwischen „zwei überdurchschnittlichen Zweitligakeepern“ mit „coolem Potenzial“. „Könnten wir beide verschmelzen, dann hätten wir den perfekten Torwart“, sagt Knoop. Doch dafür hat nicht einmal der Torwart-Professor mit den Tennisbällen ein Lehrbuch.

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