Unverhohlene Kritik am Trainer: Hat Afolayan noch eine Zukunft bei St. Pauli?
Er war zwar wie viele seiner Kollegen lange auf der großen Nichtabstiegsparty im Ballsaal Süd in der Nacht von Samstag auf Sonntag, nach feiern war Oladapo Afolayan aber eigentlich gar nicht zumute. Nach dem finalen 0:2 gegen den VfL Bochum hatte der Engländer in der Mixed Zone sehr offensiv seine Sicht der Dinge zum Besten gegeben und sich dabei indirekt für einen Vereinswechsel beworben.
„Es waren beschissene sechs Monate, um ehrlich zu sein“, hatte Afolayan über die jüngere Vergangenheit gesagt. „Ich hatte nicht den Eindruck, die Spielzeit bekommen zu haben, die ich verdient gehabt hätte. Und wenn ich gespielt habe, wurde ich nicht so wertgeschätzt, wie es aus meiner Sicht angemessen gewesen wäre.“ Das implizierte durchaus auch das Bochum-Spiel, als er in der Startelf gestanden hatte, nach sehr durchwachsenen 45 Minuten mit zahlreichen Ballverlusten (unter anderem vor dem 0:1) aber bereits Feierabend gehabt hatte: „Es war wieder sehr enttäuschend, vom Platz zu müssen. Ich wollte uns eigentlich ins Spiel zurückbringen.“
Dapo Afolayan kritisiert St. Paulis defensive Spielweise
Nun ist Selbstvertrauen eine Grundtugend, um im Profi-Geschäft bestehen zu können, der Weg zur Selbstüberschätzung indes ist ein kurzer. Afolayan ist sehr von sich überzeugt, und es ist auch unbestritten, dass er etliche Qualitäten mitbringt. Nicht umsonst war er im Aufstiegsjahr unter Fabian Hürzeler eine prägende Figur der Braun-Weißen. Eine Liga höher und mit der (erfolgreichen) defensiveren Herangehensweise von Alexander Blessin aber taten sich Probleme auf. Probleme, die der Spieler indes nicht nachvollziehen kann.

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„Ich habe den Leuten gezeigt, wozu ich fähig bin“, betonte der 27-Jährige. Auch die Zahlen würden das beweisen. „Vielleicht haben manche Leute eine andere persönliche Meinung. Das ist okay, Fußball ist ein Spiel von Meinungen, man muss sich da nicht einig sein.“ Blessin hatte mehrfach während der Saison Afolayans Defensivarbeit bemängelt, dafür lieferte der Profi jetzt einen veritablen Konter: „Wir müssen versuchen, Spiele zu gewinnen, nicht nur, sie nicht zu verlieren.“
Dapo Afolayan kokettiert offen mit Vereinswechsel
Man braucht nicht viel Fantasie, das als Kritik am Coach zu verstehen und auch die anderen Äußerungen in diesen Kontext zu bringen. Und wenn man weiß, wie Afolayan tickt, dann war dieser Affront zwar aus der Emotion heraus in dieser Deutlichkeit entstanden, aber grundsätzlich vermutlich genau so geplant. Denn dass vieles schon lange nicht nach seinem Gusto läuft, ließ Afolayan dann auch noch einmal durchblicken, als er seine Saisonbilanz vortrug: „Wir haben das Minimum geschafft. Aber mein persönliches Ziel war es, besser als Platz 14 abzuschließen. Wir hätten schaffen können, was Heidenheim vergangene Saison erreicht hat.“
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Spätestens nach diesem Auftritt ist es schwer vorstellbar, wie die Trainer-Spieler-Beziehung noch gekittet werden kann. Das war Afolayan natürlich klar, als er sich zu seinem Statement entschloss, und auch die wahrscheinlichen Folgen dürften bereits einkalkuliert gewesen sein. „Ich habe noch ein Jahr Vertrag“, sagte er. „Aber natürlich bin ich nicht glücklich darüber, wie die Dinge hier laufen.“ Er müsse das alles jetzt erst einmal sacken lassen, „dann werden wir ernsthafte Gespräche führen und sehen, was passiert“, sagte Afolayan. „Es wird sich sowieso eine Menge verändern.“
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