Traum von der Bundesliga? Hartel spricht über seine Zukunft bei St. Pauli
Eigentlich ist es nicht fair, aus der zurzeit so famos funktionierenden Mannschaft des FC St. Pauli einen einzelnen Profi hervorzuheben. Vom Typ Mensch her taugt Marcel Hartel auch gar nicht für das große Scheinwerferlicht, aber vier Treffer in den letzten drei Partien plus herausragende Leistungen sorgen zumindest dafür, dass man um den 27-jährigen Vizekapitän gar nicht herumkommt. Die MOPO sprach mit dem Mann mit der Pferdelunge über seine Rolle im Team, den eigenen Reifeprozess, die Vorzüge von Trainer, Mannschaft und Verein beim FC St. Pauli – und seine Zukunft.
Eigentlich ist es nicht fair, aus der zurzeit so famos funktionierenden Mannschaft des FC St. Pauli einen einzelnen Profi hervorzuheben. Vom Typ Mensch her taugt Marcel Hartel auch gar nicht für das große Scheinwerferlicht, aber vier Treffer in den letzten drei Partien plus herausragende Leistungen sorgen zumindest dafür, dass man um den 27-jährigen Vizekapitän gar nicht herumkommt. Die MOPO sprach mit dem Mann mit der Pferdelunge über seine Rolle im Team, den eigenen Reifeprozess, die Vorzüge von Trainer, Mannschaft und Verein beim FC St. Pauli – und seine Zukunft.
MOPO: Wichtige Frage zuerst: Hat das Heben eines Arms bei der Ausführung eines Eckballs noch eine echte Botschaft für die Kollegen? Oder ist das inzwischen zu einem bedeutungslosen Automatismus des Schützen geworden?
Marcel Hartel: Nee, das hat zumindest bei mir noch eine echte Bedeutung. Es ist ein Zeichen für die Jungs in der Mitte …
… dass der Ball kurz oder lang kommt.
Nein, da haben wir andere Zeichen für. Bei uns ist das einfach nur das Zeichen dafür, dass es jetzt losgeht. Aber es gibt schon viele Varianten: ein Arm hoch, beide Arme hoch, an den Stutzen ziehen – ich hab schon vieles gesehen und auch vieles gemacht.
St. Pauli-Profi Hartel ist „generell eine sehr offene Person“
Okay, anderes Thema. Wenn einem immerfort die liebsten Spielkameraden weggenommen werden – in Ihrem Fall waren das zunächst Daniel-Kofi Kyereh und Guido Burgstaller, jetzt im Sommer Leart Paqarada und Lukas Daschner –, kann man schnell mal die Lust verlieren. Bei Ihnen scheint das Gegenteil der Fall. Warum?
Ein großer Punkt ist, dass ich noch offener geworden bin der ganzen Mannschaft gegenüber. Als Paqa, Daschi und Betim Fazliji noch da waren, war ich viel mit ihnen unterwegs, auch privat. Ich habe mich auch mit den anderen Jungs schon immer gut verstanden, bin generell eine sehr offene Person. Aber das ist jetzt noch mehr geworden, und ich würde sagen, ich habe dadurch einen noch besseren Draht zur ganzen Mannschaft.
Das zeigt sich auch auf dem Platz, wo Sie Leistung bringen und Verantwortung schultern.
Ja, natürlich, aber ich würde nicht sagen, dass ich derjenige bin, der alles entscheiden muss auf dem Platz. Gerade in diesem Jahr kommen wir sehr über das Kollektiv, dazu trägt jeder seinen Teil bei. Und es ist überragend, wie sich jeder Woche für Woche einbringt.
Dennoch war es beeindruckend, wie Sie gerade in der Zeit, als Jackson Irvine gefehlt hat, vorweg marschiert sind.
Ich hatte mir auch vorgenommen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Und es scheint zu funktionieren.
Marcel Hartel schwärmt von Harmonie beim FC St. Pauli
Auch, weil es intern passt? Die Fotos, die von Ihnen, Jackson Irvine und Eric Smith nach der Kapitänsamtvergabe gemacht wurden, waren außergewöhnlich und schienen voller Aussagekraft. Können Sie das bestätigen?
Definitiv. Natürlich ist es jetzt mit den drei Siegen im Rücken sehr harmonisch, aber auch schon davor und in der Vorbereitung hat man gesehen, dass sich die ganze Mannschaft sehr gut versteht. Bei meinen vorherigen Stationen habe ich auch mehrfach erlebt, dass sich kleinere Grüppchen gebildet haben. Das existiert hier einfach nicht. Jeder versteht sich mit jedem, jeder lacht mit jedem. Das ist etwas, was ich in meiner Karriere nicht so häufig hatte. Und das merkt man auch auf dem Platz.

Ist der kleine Kader ein Vorteil?
Ja, das kann ein Punkt sein. Aber ich würde nicht sagen, dass wir in den letzten Jahren mit größerem Kader eine schlechte Atmosphäre hatten. Da war die Harmonie auch schon überragend.
Ihr Vertrag läuft noch bis kommenden Sommer.
Sagt wer?
So genau ehrlicherweise keiner. Auch Sportchef Andreas Bornemann mit Verweis auf generell mögliche Optionen wie Einsätze etc. nicht.
Okay (lacht).
Dann anders: Haben Sie einen Grund, sich mit anderen Optionen – vor allem in der Bundesliga – zu beschäftigen?
Also, ich fühle mich hier superwohl, meine Familie auch, ich bin total glücklich. Der Verein ist super, die Fans sind super, das ganze Drumherum wie die Stadt – es passt einfach alles. Aber natürlich ist es mein Traum, irgendwann Bundesliga zu spielen.
Was ja schon mal der Fall gewesen ist.
Aber ich bin jetzt viel reifer geworden, habe viel dazugelernt, bin gewachsen. Ich habe das Selbstbewusstsein zu sagen, dass ich Bundesliga-Spieler sein kann.
Marcel Hartel über Zukunft: „Bundesliga ist kein Kriterium“
Im Idealfall mit einem FC St. Pauli unter Trainer Fabian Hürzeler, dessen Spielweise Ihnen auf den Leib geschneidert scheint.
Der Fußball, den wir spielen, passt absolut zu der Philosophie, wie ich Fußball spielen möchte. Und darum würde ich sicher nicht alles machen, nur um in der Bundesliga zu spielen. Ich bin zweimal aus der Bundesliga den Schritt zurück gegangen zu einer Mannschaft, bei der ich wusste, dass ich ihr helfen und dass ich mich entwickeln kann. Darum: Die Bundesliga ist kein Kriterium.
Leart Paqarada hat den Sprung gewagt. Sind Sie noch in Kontakt, wie geht es ihm in Köln?
Paqa geht es gut. Er ist wieder in der Heimat, seine ganze Familie kommt von dort. Sportlich könnte es natürlich besser laufen, aber er ist zuversichtlich, dass es in naher Zukunft wieder bergauf geht.
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Am Samstagabend geht es gegen Nürnberg. Nur eines von sieben Spielen haben Sie gegen den Club verloren, aber noch kein Tor gegen sie geschossen.
Es gibt einige Mannschaften, gegen die ich noch kein Tor geschossen habe (lacht).
Aber jetzt läuft es doch, sogar mit dem Kopf!
Absolut! Momentan habe ich ein bisschen das Glück auf meiner Seite, dass auch diese Dinger reingehen. Aber um wieder auf Nürnberg zu kommen: Ob es am Ende mit einem Tor, Assist oder einfach nur einem guten Spiel ist – das Wichtigste ist, dass wir versuchen werden, drei Punkte zu holen.