Johannes Eggestein jubelt

Emotionale Achterbahn: Johannes Eggestein im Trikot von Austria Wien Foto: imago/GEPA pictures

Tore, Schock, Blamage: Wie es für St. Paulis Abgänge bei ihren neuen Klubs läuft

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Die braun-weiße Abwanderungswelle in diesem Sommer war gewaltig. Gleich 14 Spieler haben den FC St. Pauli nach der gelungenen ersten Mission Klassenerhalt in der Bundesliga und vor der zweiten verlassen, einige auf eigenen Wunsch, andere unfreiwillig – und längst nicht jeder hatte eine große Rolle gespielt. Viele von ihnen sind schon in die neue Saison gestartet. Haben sich Ihre Erwartungen und Wünsche erfüllt? Es gibt Erfolgserlebnisse, Rückschläge und auch Irritationen. Die MOPO macht den großen Check, wie sich St. Paulis Abgänge bei und mit ihren neuen Vereinen schlagen.

Richtig rund läuft es für einen, der beim Kiezklub keine Aussicht auf viel Spielzeit hatte, diese aber bei seinem neuen alten Verein bekommt und bislang das Beste daraus macht. Drei Spiele hat Stürmer Maurides Roque Jr. für Radom Radomiak in der polnischen Ekstraklasa bestritten und schon zwei Tore erzielt – gleich in seinem Debüt beim 5:1 gegen Stettin als Einwechselspieler und beim 3:1-Sieg gegen Rakow am 3. Spieltag in seinem ersten Startelfeinsatz. Traumstart. Der 31-jährige Brasilianer ist mit seinem Klub Tabellen-Zweiter.

Maurides trifft, Carlo Boukhalfa gleich in der Startelf

In der Schweiz sucht Carlo Boukhalfa sein Glück und will beim FC St. Gallen nach der Rolle als Edelreservist bei St. Pauli endlich Stammspieler und Leistungsträger werden. Bislang geht sein Plan auf. In den ersten beiden Saisonspielen stand der 26-Jährige (Vertrag bis 2027) in der Startelf und agierte jeweils 90 Minuten auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld. Sein Team feierte zwei Siege gegen Basel (2:1) und Genf (4:1) und ist in der Zwölfer-Liga aktuellen Zweiter.

Im Nachbarland Österreich hat Johannes Eggestein bereits ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Bei seinem Debüt im Trikot von FK Austria Wien (Vertrag bis 2028) blamierten sich der Stürmer und seine neuen Kollegen mit einem frühen und blamablen Pokal-Aus gegen den Drittligist ASK Voitsberg (2:3). Wenige Tage später gelang dem 27-Jährigen in der UEFA Conference League-Qualifikation beim 5:0-Sieg bei Spaeri Tiflis sein erstes Tor – als eingewechselter Mittelstürmer. Zum Auftakt der Bundesliga gab es ein 2:2 gegen den Grazer AK.

Johannes Eggestein sucht noch seine Rolle in Wien

Im Hinspiel der 3. Quali-Runde zur Conference League am Donnerstag gab Eggestein schließlich gegen den tschechischen Klub Banik Ostrava sein Startelf-Debüt auf der Rechtsaußenposition, musste mit der Austria aber eine 3:4-Auswärtsniederlage hinnehmen und wurde in der 57. Minute ausgewechselt – beim Stand von 1:3. Der für ihn ins Spiel gekommene Angreifer Manprit Sarkaria erzielte das zwischenzeitliche 3:3. Ob Eggestein bei den Wienern Stammspieler wird, muss sich erst noch zeigen.

Elias Saad (r.) nach der Vertragsunterzeichnung mit dem Geschäftsführer des FC Augsburg Michael Ströll IMAGO/FC Augsburg
Elias Saad unterschreibt seinen Vertrag beim FC Augsburg
Elias Saad (r.) nach der Vertragsunterzeichnung mit dem Geschäftsführer des FC Augsburg Michael Ströll

Noch kein Pflichtspiel hat Elias Saad bestritten, was natürlich daran liegt, dass für den FC Augsburg die Saison noch nicht begonnen hat. Im DFB-Pokal treten die Fuggerstädter zunächst bei Regionalligist Hallescher FC an (17. August). Die bisherigen Testspiele haben noch keinen Aufschluss darüber gegeben, ob der neue FCA-Trainer Sandro Wagner Saad als Startelfspieler oder zunächst in der Joker-Rolle sieht. Ein Tor ist dem Flügelspieler (Vertrag bis 2029) in den Vorbereitungsspielen bislang noch nicht gelungen.

Elias Saad will mit Augsburg „die Liga aufmischen“

„Bisher macht es sehr viel Spaß“, sagte Saad zuletzt in einem Interview mit dem vereinseigenen PR-Team. Seine Ziele: „Die Saison gesund überstehen. Und sportlich möchte ich so viel wie möglich spielen und mit der Mannschaft überraschen und die Bundesliga ein bisschen aufmischen.“ Zum Auftakt geht es gegen Freiburg, am dritten Spieltag kehrt Saad mit seinem neuen Team ans Millerntor zurück. Als Startelfspieler?

Ein Duell der Ex-Kiezkicker am ersten Spieltag ist geplatzt, denn für den zum SC Freiburg gewechselten Philipp Treu hat die Vorbereitung ein schmerzhaftes Ende gefunden. St. Paulis Rekord-Verkauf (5,5 Millionen Euro plus Boni) hat sich ausgerechnet im Testspiel gegen den HSV (5:1) bei einem unglücklichen Sturz eine Schultereckgelenksverletzung zugezogen und fällt nach Angaben seines Vereins „bis auf Weiteres“ aus. Ein Schock für den ambitionierten Treu und ein Rückschlag im Kampf um den erhofften Startelfplatz.

Ex-St. Paulianer Philipp Treu verletzte sich im Testspiel mit dem SC Freiburg gegen den HSV an der Schulter. WITTERS
Philipp Treu verletzte sich gegen den HSV an der Schulter.
Ex-St. Paulianer Philipp Treu verletzte sich im Testspiel mit dem SC Freiburg gegen den HSV an der Schulter.

Philipp Treu verletzt sich, Weißhaupt sucht einen Klub

Noch keinen neuen Klub hat Treus neuer alter Teamkollege Noah Weißhaupt gefunden. Der Flügelstürmer, der in der Rückrunde der vergangenen Saison auf Leihbasis für St. Pauli gespielt hatte, hat sich zwar schon zu Beginn der Sommervorbereitung Anfang Juli mit dem Verein auf eine Trennung geeinigt, aber ein Transfer ist trotz Interesse mehrerer Vereine noch nicht zustande gekommen.

Einen Schritt zurück hat der Freiburger Robert Wagner gemacht, der sich nach seiner durch mehrere Verletzungen vermasselten Leih-Saison bei St. Pauli erneut hat verleihen lassen – an Erstliga-Absteiger Holstein Kiel. Wagner braucht dringend Spielpraxis und ist in Kiel als Nachfolger des zum HSV gewechselten Nicolai Remberg im defensiven Mittelfeld vorgesehen. Das war bei seiner Verpflichtung auch kommuniziert worden. Aber: Am ersten Zweitliga-Spieltag gegen Paderborn (1:2) erhielten seine Sechser-Konkurrenten Stefan Schwab und Kasper Davidsen den Vorzug, Wagner wurde erst spät eingewechselt. Persönlicher Fehlstart, aber die Saison ist noch lang.

Guilavogui wartet in Vorbereitung mit Lens noch auf ein Tor

Morgan Guilavogui, der die gesamte Bundesligasaison als Leih-Stürmer für den Kiezklub auf Torejagd gegangen war und zunächst per Kaufoption fest verpflichtet worden war, scheint nach dem Rückkauf durch den RC Lens beim französischen Erstligisten als Stammspieler eingeplant. Der 27-jährige Angreifer stand in fast allen Testspielen der Saisonvorbereitung in der Startformation (kein Torerfolg) und will sich dem Vernehmen nach in Lens durchsetzen.


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Sturm-Kollege Andreas Albers (35), dessen auslaufender Vertrag nicht verlängert wurde, ist bislang noch vereinslos. Ob er seine Karriere überhaupt fortsetzt, hängt davon ab, wie reizvoll die Optionen sind. Da der Däne im Mai sein Jura-Studium abgeschlossen hat, könnte er sich künftig auch diesem Berufsbereich widmen.

Van der Heyden als Millionen-Transfer, Albers vereinslos

Abwehrkante Siebe Van der Heyden (27) ist nach seinem halben Leih-Jahr bei St. Pauli gar nicht richtig zu seinem Stammverein RCD Mallorca zurückgekehrt, sondern wurde Ende Juli in seine belgische Heimat an KAA Gent verkauft (Vertrag bis 2028) – für stolze zwei Millionen Euro Ablöse. An den ersten beiden Spieltagen der Jupiler Pro League kam der Innenverteidiger noch nicht zum Einsatz, was nicht ungewöhnlich für erst Tage zuvor verpflichtete Spieler ist, stand aber immerhin am zweiten Spieltag im Kader. Ob er als Stammkraft geholt wurde, legt die Höhe der Ablösesumme zwar nahe, muss sich aber erst noch zeigen.

Ohne Klub ist auch Keeper Eric Oelschlägel, den St. Pauli während der vergangenen Saison nach der Verletzung von Ben Voll zur Sicherheit verpflichtet hatte. Damals war der 29-Jährige ebenfalls vertragslos. Auch die Kiez-Keeper Nummer drei und vier, Sascha Burchert und Sören Ahlers, gehören nicht mehr zur braun-weißen Profi-Mannschaft, sind St. Pauli aber treu geblieben. Burchert arbeitet als Torwart-Koordinator des Nachwuchsbereichs, Ahlers als Torwarttrainer der U23. Beide arbeiten weiterhin eng zusammen.

Simon Zoller zurück in Bochum – mit vielen Aufgaben

Und dann ist da ja noch Simon Zoller, der in der vergangenen Saison zwar noch unter Vertrag gestanden, aber aufgrund chronischer körperlicher Beschwerden keine einzige Spielminute für die Kiezkicker bestritten und deshalb sein Karriereende verkündet hatte. Der 34-Jährige ist seit 1. Juli offiziell für Erstliga-Absteiger VfL Bochum tätig. Sein Job? Es sind gleich mehrere Aufgaben, nachdem es in den Wochen vor Amtsantritt interne Diskussionen und Irritationen um seine Rolle gegeben hatte. Teammanager ist er jedenfalls nicht geworden, wie zunächst kolportiert. Das hat Trainer Dieter Hecking angeblich abgelehnt.

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Stattdessen arbeitet Zoller laut ausführlicher Job-Beschreibung seines Arbeitgebers im „Kadermanagement“ mit, soll auch in den Bereichen „Unternehmensentwicklung sowie im Stakeholdermanagement“ aktiv werden, repräsentative Aufgaben für den Verein als Botschafter der neu geschaffenen Stabsstelle „Vereins-, Fan- und Stadionkultur“ übernehmen und obendrein auch bei der Unternehmenskommunikation mitarbeiten. Alles in allem ein umfangreiches und vielseitiges, man könnte aber auch sagen: eher schwammiges Betätigungsfeld. Langweilig dürfte ihm jedenfalls nicht werden.

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