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St. Pauli-Spieler schleichen in Fürth enttäuscht vom Platz
  • Hängende Köpfe: Bei St. Pauli regierte der Frust nach der Nullnummer von Fürth.
  • Foto: WITTERS

Tor-Klau? Ärger bei St. Pauli nach Unentschieden in Fürth

7:1. So lautete am Samstagmittag der Tipp eines Kindes, das am Fürther Ronhof die Rolle des Co-Stadionsprechers bekleidete. Damit gemeint war wohlgemerkt das Endergebnis zwischen der Spielvereinigung Greuther Fürth und dem FC St. Pauli und nicht etwa das Eckenverhältnis. Um es kurz zu machen: Ein Prophet wird aus dem Buben wohl nicht. Das Spiel endete 0:0 – St. Paulis zweite Liga-Nullnummer in Folge.

Im Vergleich zum 5:0 im Pokalspiel in Delmenhorst vor Wochenfrist veränderte Trainer Fabian Hürzeler seine Mannschaft auf fünf Positionen. Nikola Vasilj kehrte ins Tor zurück; Lars Ritzka spielte anstelle von Philipp Treu, Oladapo Afolayan statt Andreas Albers und Connor Metcalfe für Danel Sinani. Hinten setzte Hürzeler trotz der Sperre von Karol Mets auf die bewährte Dreierkette und verzichtete auf die Umstellung auf eine Vierer-Abwehrreihe. Den Platz von Mets, der gegen Düsseldorf vom Platz geflogen war, nahm Adam Dzwigala ein.

Beide Mannschaften liefen in nahezu identischer taktischer Formation auf, was den Spielaufbau hüben wie drüben zu einer Herausforderung werden ließ. Die erste Halbzeit bot Anschauungsunterricht im Pressingverhalten. Mitunter wirkte das Spiel sekundenlang wie eingefroren, wenn ein Team jede Anspielstation des anderen deckte. Lösungen gegen dieses Pressing fanden beide Mannschaften nur in Momenten. Und wenn, dann fehlte im Übergang von Mittelfeld zu Angriff die Präzision in den Pässen.

St. Pauli lässt nach gutem Beginn die Zügel schleifen

St. Pauli begann dabei etwas dominanter, danach schlich sich aber der „Schlendrian“ ein, wie Hürzeler feststellte. Man habe Fürth so zu Kontern eingeladen. „Und das können die gut.“ Zu sehen etwa bei der ersten Torannäherung durch Tim Lemperles Schuss nach 18 Minuten. Die zweite folgte durch einen eben solchen des aufgerückten Rechtsverteidigers Simon Asta aus spitzem Winkel (33.).

Elias Saad im Zweikampf mit Simon Asta (r.). WITTERS
St. Pauli-Profi Saad im Zweikampf mit Fürths Asta
Elias Saad im Zweikampf mit Simon Asta (r.).

In der Zwischenzeit wurde es ruppig, St. Pauli kassierte in Person von Kapitän Jackson Irvine und Oladapo Afolayan zwei Gelbe Karten. Beide stiegen auf der Jagd nach dem Ball mit offener Sohle ein. Afolayan hatte ob der Härte seines Trittes Glück, dass ihn Schiedsrichter Tom Bauer nicht noch härter, ergo mit der Roten Karte, bestrafte. Die Diskussionen um Afolayan und sein Einsteigen wurden auf den Rängen mindestens so hitzig geführt wie die Luft heiß war am Fürther Ronhof (32 Grad). Die Temperaturen dienten dem Fürther Trainer Alexander Zorniger auch zur Erklärung, warum es nur „ein hochinteressantes“ (Hürzeler), aber „nicht so ein hochintensives Spiel“ (Alexander Zorniger) war: „Du kannst da nicht dieselbe körperliche Leistung erbringen wie bei angenehmen 20 Grad.“

Afolayan entgeht Platzverweis

Keine körperliche Leistung mehr erbringen durfte nach 45 Minuten Oladapo Afolayan. Auch, wenn er dem Platzverweis entkommen war, musste er vom Platz – Hürzeler wollte nach Mets’ Rot nicht das Risiko des nächsten Platzverweises ausreizen. Außerdem ersetzte David Nemeth zur zweiten Halbzeit Dzwigala.


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Was blieb: der gelbe Reigen. Schiedsrichter Bauer verwarnte erst Elias Saad (55.), dann Metcalfe (59.) und schließlich Nemeth (60.). Was neu war: St. Pauli kam nach Irvines Pass auf Marcel Hartel zu einer großen Chance; der Mittelfeldmann verfehlte das Tor mit seinem Schuss knapp (53.). Ebenfalls neu: Scott Banks. Der geliehene Schotte ersetzte Metcalfe und debütierte für St. Pauli (65.).

Umkämpfte Schlussphase – Abseitstor von Albers

Die Hamburger waren jetzt spielbestimmend, blieben zunächst allerdings ohne Torgefahr. Die entbrannte auf der Gegenseite bei Chancen des eingewechselten Dennis Srbeny (81.) und des einschussbereiten Branimir Hrgota, dem der offensiv wie defensiv gute Ritzka den Ball vom Fuß spitzelte (82.).

Andreas Albers ärgert sich über sein nicht gegebenes Tor. WITTERS
Andreas Albers vom FC St. Pauli ärgert sich über nicht gegebenes Tor
Andreas Albers ärgert sich über sein nicht gegebenes Tor.

Und dann kam die Schlussoffensive in Braun und Weiß: Erst knallte der ebenfalls eingewechselte Andreas Albers den Ball aus fünf Metern nach Banks-Flanke übers Tor (85.), dann geriet Hartels Schuss von Höhe des Elferpunktes nach Irvines Vorarbeit zu kraftlos (90.+2) – und schließlich traf St. Pauli doch noch. Im Anschluss an einen Freistoß drosch Albers den Ball nach einer Fürther Klärung ins Tor. Allerdings nicht zum Sieg, weil Schiedsrichter Bauer die Abwehraktion als nicht kontrolliert bewertete. Dadurch entstand nach seinem Dafürhalten keine neue Spielsituation und Albers’ vorangegangene Abseitsstellung behielt ihre Gültigkeit.

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Eine sehr umstrittene Entscheidung. „Die Aktion kann man auch anders auslegen“, drückte es Hürzeler vorsichtig aus und übte sich auch sonst in Diplomatie. „Im Großen und Ganzen müssen wir leider mit dem Punkt leben“, sagte er. Der Trainer befand trotzdem, die zweite Halbzeit sei ob der Kontrolle und der herausgespielten Torchancen mit das Beste gewesen, was er bisher als St. Pauli-Trainer gesehen habe. Nur eines fehlte: die Vollendung.

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