Tor als „Brustlöser“? St. Paulis Pokal-Held Pereira Lage und die Sache mit dem Druck
Der gute Mann hat den FC St. Pauli und die Fans lange zappeln lassen und auch sich selbst gequält in den vergangenen Wochen. Sein ebenso ersehntes wie überfälliges erstes Tor im Trikot der Kiezkicker war dann gleich eines der Marke „legendär“. Ist bei Mathias Pereira Lage, dessen Treffer in der Nachspielzeit der Pokal-Verlängerung gegen Hoffenheim die Braun-Weißen ins Elfmeterschießen gerettet hatte, nun endlich der Knoten geplatzt? Was der gefeierte Schütze und sein Trainer jetzt erwarten – und was das Problem war.
Regelrecht befreit dürfte Pereira Lage in den vergangenen Trainingstagen über den Platz an der Kollaustraße geflitzt sein. Mit den gewohnt hohen Umfängen und hohen Intensität, aber gewiss mit einer neuen Leichtigkeit, die ihm selbst und damit auch der Mannschaft helfen sollen in den kommenden Partien, angefangen mit dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag. Das ist zumindest die Hoffnung.
Blessin freut sich über erstes Tor von Pereira Lage
„Es freut mich außerordentlich, dass er so ein wichtiges Tor gemacht hat“, sagte Trainer Alexander Blessin zwei Tage nach dem siegreichen Elfmeter-Krimi im DFB-Pokal und zwei Tage vor dem Duell mit Schlusslicht Gladbach in der Liga. Der Coach hatte Pereira Lage nach dem Spiel in den Arm genommen und einen Schmatzer auf die Wange gedrückt. „Ich hoffe, dass es ein Brustlöser war und er ein bisschen lockerer ist in manchen Situationen. Das werden wir dann sehen.“
Der 28-Jährige, der im Sommer vom französischen Erstligisten Stade Brest zum Kiezklub gekommen und dort auch mehrfach in der Champions League aufgelaufen war, hatte in den vergangenen Wochen zunehmend darunter gelitten, dass ihm bis zum Dienstagabend noch kein Tor für seinen neuen Verein gelungen war.
Pereira Lage und das Problem mit dem Druck
„Mathias ist sein größter Kritiker und hat sich selbst sehr, sehr unter Druck gesetzt“, weiß Blessi. „Er hat immer gesagt, dass er sein Tor schießen und der Mannschaft helfen will. Er will, er will, er will. In der Summe ist das vielleicht manchmal viel.“ Die Fixierung auf dieses Ziel hatten den ehrgeizigen und verantwortungsbewussten Franzosen mit portugiesischen Wurzeln immer mehr verkrampfen lassen.
Zuletzt hatte der Viel-Läufer allerdings auch körperlich müde gewirkt, weshalb er gegen Hoffenheim eine Pause bekommen und zunächst auf der Bank Platz genommen hatte, war erstmals Reservist, bevor er in der 80. Spielminute eingewechselt worden war. Der Rest ist braun-weiße Geschichte.
Glück und neue Ziele: „Hoffe, dass weitere Treffer kommen“
Große Emotionen, viel Zuspruch von den Mitspielern, neues Selbstvertrauen. „Ich habe auf dieses Tor gewartet, aber jetzt hat sich der Knoten gelöst und ich hoffe, dass weitere Treffer kommen werden“, sagte Pereira Lage nach dem Pokal-Drama mit Happy End und verriet, warum der Treffer nicht nur für seine Mannschaft und ihn als zuvor torlosen Stürmer, sondern auch für ihn ganz persönlich sehr besonders war. „Meine Eltern waren das erste Mal in Hamburg und vor ihnen und der Südkurve zu treffen, war unglaublich. Außerdem hatte mein Bruder Geburtstag. Es hat perfekt gepasst.“ Dass er im Elfmeterschießen seinen Strafstoß nicht hatte verwandeln können, fiel zum Glück nicht ins Gewicht – Ben Voll sei Dank.
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Sein Tor soll nur der Anfang sein, ist aber auch eine Belohnung für den enormen Einsatz und Aufwand, den Pereira Lage stets zeigt und betreibt. „Wir wussten immer, dass er extrem wichtig für die Mannschaft ist“, betont Blessin die Bedeutung des Angreifers, die über Tore hinausgeht und lobt auch dessen Einstellung. Pereira Lage habe „akzeptiert, mal von der Bank zu kommen und mit frischem Elan der Mannschaft zu helfen“, betont Blessin. „Das zeigt dann auch wieder, dass er einfach ein einwandfreier Charakter ist.“ Und jetzt endlich auch Torschütze.
 
  
  
  
 
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