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Marcel Hartel nach Tor für den FC St. Pauli gegen Hansa Rostock
  • Marcel Hartel erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich gegen Hansa Rostock – und ist nun bereit für das anstehende Stadtderby.
  • Foto: WITTERS

St. Paulis Mentalitäts-Monster schalten auf Derby-Modus

Was soll denn noch passieren, um den FC St. Pauli aus Ruhe zu bringen und aus der Erfolgsspur zu rammen? Ein früher Rückstand im brisanten Nord-Derby in Rostock nach mehrminütiger Spielunterbrechung, schwarzer Rauch im eigenen Sechzehner, ein hasserfüllter Hansa-Block im Nacken. Die Kiezkicker? Unbeeindruckt. Machten ihr braun-weißes Ding. Drehten mit drei Toren innerhalb von acht Minuten die Partie, schock-frosteten den Hexenkessel. Bewiesen einmal mehr die unwiderstehliche Mischung aus Klasse und Charakter, Qualität und Mentalität – und schalten jetzt in den Derby-Modus. Mit ein paar Hausaufgaben.

Der trainingsfreie Montag dient der Erholung von Körper und Kopf. Aufräumen, Sortieren, Platz schaffen für neue Inhalte mit drei Buchstaben: HSV. Am Dienstag startet die Mannschaft in die Vorbereitung auf das Stadtduell am Millerntor und absolute Spitzenspiel der Zweiten Liga. Als weiter unbesiegter Tabellenführer, saisonübergreifend 20 Pflichtspiele ungeschlagen, aber immer wieder geprüft.

FC St. Pauli: Jackson Irvine euphorisch nach Sieg gegen Hansa Rostock

Die Spieler, die schon etwas länger das St. Pauli-Trikot tragen und sich etwas tiefergehend mit dem Verein beschäftigen, wussten ganz genau, was der 3:2-Sieg im Ostseestadion bedeutete, für den Kiezklub, für den Anhang.

„Es war ein großes Spiel, ein großer Sieg – auch für unsere Fans“, betonte Kapitän Jackson Irvine, der nach seiner Gelb-Sperre wieder an Bord gewesen war. „Es ist ein tolles Gefühl hierher zu kommen und zu gewinnen. In meinen ersten Jahren ist es uns leider nicht gelungen.“ Zwei bittere Zu-Null-Niederlagen hatte der Australier miterleben müssen. Zuletzt hatte St. Pauli 2011 in Rostock gewonnen. Entsprechend groß war die Freude nach Schlusspfiff. „Ich bin sehr stolz auf das Team, auf die Mentalität. Das war exzellent.“

Die spielentscheidende Szene ereignete sich, als die Partie gar nicht lief, sie steht exemplarisch für Selbstbewusstsein und Resilienz des Teams. Es waren die Sekunden unmittelbar nach dem Rostocker 1:0, im Jubelorkan, der durchs Ostseestadion fegte. Sekunden, in denen die Kiezkicker keinerlei Anzeichen von Schock oder Einschüchterung zeigten, sondern sich zusammenfanden, sich besprachen, aufmunterten, auf die Schulter klopften, sich strafften, fokussierten. Ganz ruhig, konzentriert. Es war beeindruckend, das zu beobachten.
 „Genau darum geht es. Wir spielen einfach weiter. Das ist, was wir sind und wie wir spielen wollen“, beschrieb Irvine das abermalige Beispiel dafür, wie das Team mit Rückschlägen umgeht.

Saliakas, Hartel und Afolayan erzielen Tore für St. Pauli

Das Gruppenverhalten direkt nach dem Gegentor war angesichts der besonderen Umstände im Ostseestadion im Grunde noch beeindruckender als das sechs Minuten später folgende Traumtor von Manolis Saliakas, das der Startschuss war für irre acht Minuten, in denen Marcel Hartel (18.) und Oladapo Afolayan (23.) das Spiel komplett und vorentscheidend drehten. Absolut furios und gnadenlos.

Schon wieder ein Sieg: Die Mannschaft des FC St. Pauli feiert mit den mitgereisten Fans in Rostock – und ist bereit fürs Stadtderby. WITTERS
Mannschaft des FC St. Pauli nach Sieg gegen Hansa Rostock
Schon wieder ein Sieg: Die Mannschaft des FC St. Pauli feiert mit den mitgereisten Fans in Rostock – und ist bereit fürs Stadtderby.

„Wir beweisen in dieser Saison tolle Comebackqualitäten“, sagte Abwehrchef Eric Smith und Hartel betonte die Art und Weise. „Entscheidend ist, wie wir darauf reagiert haben. Wir haben weiter mutig Fußball gespielt, waren dominant und hatten Ballkontrolle und erspielen uns Torchancen.“

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ABER. Und dieses Aber muss groß geschrieben werden. Nach dem 3:1 ließen die Kiezkicker zahlreiche hochkarätige Chancen aus, spielten Konter nicht gut zu Ende, hätten noch zwei, drei Tore mehr schießen können, gar müssen. So aber wurde es nach dem zweiten Rostocker Elfmeter, den Trainer Fabian Hürzeler als „absoluten Witz“ bezeichnete, noch einmal eng.

Marcel Hartel ist heiß auf Stadtderby gegen den HSV

Das änderte aber nichts daran, dass es ein hochverdienter Sieg war – in eindrucksvoller Manier. Hürzeler sprach von einem „der besten Spiele unter meiner Regie bis zur 75. Minute“ und gewann dem knappen Ausgang auch etwas Positives ab. „Gut ist: wir können Dinge aufarbeiten. Wenn es hier 5:1 oder 6:1 ausgeht, hast du als Trainer nicht mehr so viele Argumente.“ So aber wird mit geschärften Sinnen und Problembewusstsein in den nächsten Tagen an den Hausaufgaben gearbeitet. „Wir müssen unsere Lehren daraus ziehen.“

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St. Pauli ist bereit fürs Derby. Sportlich seit Wochen. Jetzt wird auch der Fokus zu 100 Prozent auf den „nächsten Kracher“ (Hartel) gerichtet. Voller Vorfreude und Motivation. „Da wollen wir auch wieder alles raushauen und auch da wieder drei Punkte holen“, gibt Hartel die Parole aus. Für Wahl, den gebürtigen Hamburger, ist es das erste Derby. „Ich habe die Spiele immer geschaut. Jetzt ein Teil davon zu sein, darauf freue ich mich extrem.“ Komme, was wolle.

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