Mathias Pereira Lage umarmt Hauke Wahl

Schon mittendrin und nah dran - aber auch bereit für Führungsaufgaben? Mathias Pereira Lage (l./mit Hauke Wahl) Foto: WITTERS

St. Paulis Mannschaftsrat: Warum es so lange dauert – und knifflig ist

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Es ist kein Problem, aber durchaus eine Herausforderung und eine Entscheidung, die gut überlegt sein will vor der zweiten Bundesligasaison des FC St. Pauli. Deshalb dauert das Prozedere länger als üblich. Die Rede ist von der Neubesetzung des Mannschaftsrats der Kiezkicker. Die zwei freien Plätze sind noch immer nicht vergeben. Die Beratungen und Nominierung wurden bereits aufgeschoben. Dafür gibt es gute Gründe. Jetzt hat Trainer Alexander Blessin, dem die Entscheidung obliegt, eine Deadline genannt – und wägt Pro und Contra für einen Kandidaten ab.

Diesmal ist einiges anders. In den vergangenen Jahren wurde der Mannschaftsrat am Ende des Trainingslagers benannt und bekanntgegeben. Die Entscheidung über das Führungsgremium des Teams steht auch mehr als eine Woche nach Ende des Vorbereitungscamps in Österreich aus. Sie hatte eigentlich in der Woche danach fallen sollen. Nun hat Blessin die Gespräche zum Thema Mannschaftsrat für diese Woche angekündigt.

Mannschaftsrat: Neubesetzung steht weiterhin aus

Durch den Abgang von Philipp Treu (SC Freiburg) und Sascha Burchert (Karriereende, neuer Torwartkoordinator im St. Pauli-Nachwuchs) sind zwei Räte weg – mindestens ein neuer Rat soll benannt werden. Aber nur, wenn es auch inhaltlich Sinn ergibt und nicht als reine Formalie.

Die Kapitänsfrage beantwortet sich von alleine, auch wenn dies noch nicht offiziell verkündet wurde. Jackson Irvine ist Spielführer und wird dies bleiben. Eric Smith ist weiterhin der erste Stellvertreter und dürfte die Mannschaft an den ersten Spieltagen mit der Binde am Arm anführen, denn Irvine hat auf dem Weg zum Comeback noch eine erhebliche Distanz zurückzulegen. Nummer drei im K-Ranking: Hauke Wahl. Es gibt keinen Grund, bei der Kapitäns-Regelung etwas zu verändern.

Kapitän Irvine, Stellvertreter Smith, Wahl Nummer drei

Dieses Trio bildet mit Karol Mets, der sich wie Irvine nach einer langen Verletzungspause mit OP noch im Aufbautraining befindet, auch den Kern des Mannschaftsrats. Ein sehr starkes Gremium, das durchaus auch als Quartett weitermachen könnte, aber eine Erweiterung könnte Sinn ergeben – gerade weil Irvine und Mets auf dem Rasen noch nicht mittendrin sind. Bedeutet: die Hälfte des Mannschaftsrates steht derzeit gar nicht auf dem Platz bei Spielformen, Trainings- und Testspielen.

„Wir werden uns zusammensetzen und dann mal drüber reden“, kündigte Blessin nach dem jüngsten Test in Coventry (2:2) Gespräche mit den etablierten Führungsspielern zum Thema Mannschaftsrat für diese Woche an. „Ob dann eine Entscheidung kommt, wird man sehen. Sicher ist, dass wir das vor dem ersten Punktspiel fix machen werden.“ Das erste Punktspiel ist die Heimpartie gegen Borussia Dortmund am 23. August. Sollte der Coach eigentlich das erste Pflichtspiel gemeint haben, dann wäre dies das DFB-Pokalspiel gegen Eintracht Norderstedt am 16. August.

Suche nach einer „guten Lösung“ braucht Zeit

Die Tatsache, dass es dauert, zeigt zwei Aspekte: Die Neubesetzung ist erstens alles andere als einfach und zweitens weniger dringlich als andere Dinge. Es spricht aber auch dafür, dass keiner der Neuzugänge dieses Sommers ein Kandidat ist, der sich sofort und total aufdrängt und dessen Nominierung ein sogenannter No-Brainer ist, also eine Entscheidung, die so klar ist, dass gar nicht groß nachgedacht oder beraten werden muss.

„Wir wollen uns über die Erfahrungen des Trainingslagers austauschen und auch mit den neuen Jungs“, sagt Blessin zu den Gesprächen, die er im Rahmen der Trainingstage an der Kollaustraße führen wird. „Entweder wir finden gleich eine gute Lösung oder es braucht vielleicht nochmal eine Woche länger.“

Es gibt zwei Fragen, die zu den entscheidenden gehören: 1. Sind die jüngeren Spieler im Rat ausreichend repräsentiert und ist das überhaupt nötig? 2. Ist es wichtig, dass ein Stellvertreter für die insgesamt acht neuverpflichteten Profis im Mannschaftsrat ist?

Der jüngste Rat im Gremium ist nach dem Abgang von treu (24) nun Smith (28). Ein interner Aufrücker in den Rat könnte David Nemeth (24) sein, sollte das Alter ein Kriterium sein, das Blessin wichtig ist. Von den Neuzugängen ist eigentlich nur ein Spieler geeignet, um als Teil des Mannschaftsrats Führungsaufgaben zu übernehmen: Mathias Pereira Lage. Das sieht auch der Coach so. Aber: Der Franzose mit portugiesischen Wurzeln ist kein geborener Leader und Wortführer.

Pereira Lage sei „von Grund auf ein bisschen ruhiger, aber von seiner Erfahrung und von seiner Art und Weise“ ein Kandifat, sagt Blessin. Der 28-jährige Flügelstürmer sei einer, der seine Aufgaben in „einer Ruhe“ erledige und „immer Vollgas“ gebe. „Es ist schon auch wichtig, Erfahrungswerte zu haben. Er hat Champions League gespielt und hatte eine tragende Rolle in Brest.“

Aber: die zusätzliche Rolle kann auch überfordern, gerade, wenn ein Spieler neu ist. „Vielleicht ist es für ihn auch wichtig, sich erstmal auf seine Position zu konzentrieren“, gibt Blessin deshalb zu bedenken. „Das werden wir alles herausfiltern in den Gesprächen.“

Der Spieler selbst scheint nicht abgeneigt, bewirbt sich allerdings auch nicht verbal um den Mannschaftsrat. Auf die Möglichkeit, ein Teil des Gremiums zu werden, sagt Pereira Lage. „Ich bin gut im Team drin. Ich gehöre zu den älteren Spielern und versuche, meine Erfahrungen und Sichtweisen einzubringen. Wir haben einige Leute, die schon lange da sind. Ich möchte die Mannschaft besser machen. Wenn ich sprechen soll, dann werde ich das tun. Ich möchte der beste Spieler für das Team sein.“ Sein Fokus liegt derzeit vor allem auf dem Sportlichen und seinen Kompetenzen als Fußballer. Nach dem Coventry-Spiel gab er sich selbstkritisch: „Ich habe ein paar Fehler gemacht. Ich muss es besser machen.“

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