St. Paulis letzter Heim-Treffer in der Bundesliga: So denkt der Torschütze heute
Es ist schon ein zartes Weilchen her, dass am Millerntor mal ein Erstliga-Tor des FC St. Pauli bejubelt werden durfte. Das wird sich vermutlich ab Sommer ändern, aber vor gut 13 Jahren war es Marcel Eger vergönnt, sich letztmals in dieser Statistik in den Annalen zu verewigen. Es war ein spezielles Tor für den heute 40-Jährigen in einem aus vielerlei Hinsicht speziellen Spiel. In der MOPO erinnert sich Eger an damals und spricht über das St. Pauli von heute.
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Es ist schon ein zartes Weilchen her, dass am Millerntor mal ein Erstliga-Tor des FC St. Pauli bejubelt werden durfte. Das wird sich vermutlich ab Sommer ändern, aber vor gut 13 Jahren war es Marcel Eger vergönnt, sich letztmals in dieser Statistik in den Annalen zu verewigen. Es war ein spezielles Tor für den heute 40-Jährigen in einem aus vielerlei Hinsicht speziellen Spiel.
Im verflixten siebten Jahr war „Egi” damals beim Kiezklub, es sollte auch sein letztes gewesen sein. Das konnte er zwar ahnen, eh es am 33. Spieltag zu Hause gegen den FC Bayern ging, wirklich erfahren hat er es – wie auch sein langjähriger Weggefährte Florian Lechner – erst später. „Da lief alles ein bisschen durcheinander”, erinnert sich Eger im Gespräch mit der MOPO.
Eger verließ St. Pauli mit Nebengeräuschen
Groll hegt er ob des damaligen Umgangs von Sportchef Helmut Schulte mit ihm aber schon lange nicht mehr. „Ärgerlich war aber, dass Lelle und ich so keine Blumen und keinen Abschied im Stadion bekommen haben”, fügt er an. „Wobei wir das dann ja nachgeholt haben.” Tatsächlich fand nach Saisonende in der Adolf-Jäger-Kampfbahn zu Altona ein selbst organisiertes Abschiedsspiel statt, über 3000 Fans bildeten den würdigen Rahmen.
Gut 20.000 mehr waren es aber an diesem 7. Mai 2011, und die sollten nicht nur Augenzeuge des tränenreichen Abschieds von Holger Stanislawski (ging damals nach Hoffenheim) werden. Vielmehr sahen sie eine sportliche Demütigung des sicheren Absteigers (Eger: „Wir haben es damals nach dem Derby ziemlich verkackt”), aber auch einen legendären Moment.
Eger erinnert sich: „Was war das bitte für ein Drehbuch“
In der 78. Minute gelang Eger sein erstes (und einziges) Bundesliga-Tor. Und obwohl dieses nur marginale Kosmetik bedeutete zum zwischenzeitlichen 1:5 (Endstand 1:8), feierten der Innenverteidiger und seine Kollegen nebst Fans den Treffer ausgiebig. „Dafür habe ich danach ganz schön was einstecken müssen in der Öffentlichkeit”, erklärt er schmunzelnd und berichtet von einer Nominierung für eine Deppen-Elf des Tages. „Aber es war mein letztes Spiel am Millerntor, mein Papa war da und ich habe nur gedacht: Was ist denn das bitte für ein Drehbuch?”
Von St. Pauli wechselte Eger damals zum FC Brentford auf die Insel, wurde dort aber nicht glücklich und beendete 2012 seine Laufbahn. Der Fußball rückte gänzlich in den Hintergrund, der weltoffene Innenverteidiger reiste viel und wurde dann bis zum Sommer 2021 auf Teneriffa heimisch. Inzwischen lebt er mit mehreren Generationen in seiner fränkischen Heimat, wo er einen ehemaligen Aussiedlerhof als neue Spielfläche entdeckt hat. „Ich bin so ein bisschen Bauer, ein bisschen Haus- und Hofmeister”, erzählt Eger lachend.
St. Pauli bedeutet Eger auch heute noch viel
Den Bezug zum FC St. Pauli aber hat er nie verloren und großen Respekt vor dem, was die aktuelle Mannschaft abreißt. „Bei uns war es damals so, dass viele, die schon in der 3. Liga dabei waren, plötzlich Bundesliga spielten und es so vom Gefühl her einfach cool fanden, mal gegen die großen Stars kicken zu dürfen. Da ist die Qualität heute eine ganz andere”, meint er anerkennend. „Es ist schon krass, was da in den letzten Jahren aufgebaut wurde.”
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Letztmals live im Stadion war er beim 2:1-Auswärtssieg bei Hertha BSC. Eigentlich hatte er auch zum Spiel am vergangenen Samstag im nahen Nürnberg kommen wollen, „aber ich war am Abend davor bei einer Veranstaltung von Viva con Agua, das hat zeitlich nicht hingehauen”. Für solche Fälle greift Eger immer noch mit Vorliebe auf Wolf Schmidt und das AFM-Radio zurück, die Liebe zu Braun-Weiß ist nicht abgeebbt. „Es ist eine Verbindung, die für immer bleiben wird”, sagt Marcel Eger. Und seinem Tor gegen die Bayern ist dabei ein sehr besonderes Kapitel gewidmet. Bis heute.