St. Paulis Darmstadt-Drama: Ex-Kiezkicker erinnern sich an den „Wahnsinn“
Niemand, der dem Ereignis live und vor Ort beigewohnt hat, wird es jemals vergessen: Am 24. Mai 2015, es war der letzte Spieltag der Saison, musste der abstiegsbedrohte FC St. Pauli beim SV Darmstadt 98 ran. Es wurde eine denkwürdige Nummer, weil am Ende gewaltig gezittert und dann gemeinsam gefeiert wurde. Sebastian Schachten und Jan-Philipp Kalla erinnern sich in der MOPO an den emotionalen Irrsinn nach dem Schlusspfiff.
Niemand, der dem Ereignis live und vor Ort beigewohnt hat, wird es jemals vergessen: Am 24. Mai 2015, es war der letzte Spieltag der Saison, musste der abstiegsbedrohte FC St. Pauli beim SV Darmstadt 98 ran. Es wurde eine denkwürdige Nummer, weil am Ende gewaltig gezittert und dann gemeinsam gefeiert wurde. Sebastian Schachten und Jan-Philipp Kalla erinnern sich in der MOPO an den emotionalen Irrsinn nach dem Schlusspfiff.
Durch ein Freistoßtor von Tobias Kempe hatten die Lilien mit 1:0 gewonnen, den Bundesliga-Aufstieg eingetütet und das altehrwürdige Böllenfalltor in eine riesige Partyzone verwandelt. Irgendwann mischten auch die Gäste aus Hamburg mit, aber vorher waren die Nerven zum Zerreißen gespannt.
Ex-Kiezkicker Sebastian Schachten: „Es war eine gefühlte Ewigkeit“
„Das war Wahnsinn“, beschreibt Sebastian Schachten die „gefühlte Ewigkeit“ nach dem Schlusspfiff, als St. Pauli zum Zugucken verdammt war, was Konkurrent Erzgebirge Aue in Heidenheim anstellt. Das Spiel lief noch mehreren Minuten, nachdem in Darmstadt längst der Abpfiff ertönt war. Die Sachsen hatten bereits 0:2 zurückgelegen, kurz vor Schluss aber ausgeglichen – und sie wären bei einem Sieg an St. Pauli vorbeigeklettert, das dann die Relegation hätte spielen müssen.
St. Paulis Spiel war vorbei, aber Aue kickte noch
Die Kiezkicker versammelten sich vor Bildschirmen oder an Handys und mussten mit anschauen, wie Aue „noch ein paar Riesenchancen hatte“, erinnert sich Schachten: „Und wir konnten nur da rumstehen und warten.“ Und schließlich jubeln, denn es fiel kein weiteres Tor mehr. Was dann passierte, ist für den aktuellen Sportchef des VfB Oldenburg auch heute noch „ein Wahnsinnserlebnis. Alle Fans aus allen Lagern waren auf dem Platz und haben gefeiert“.
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Diese „Extremsituation“ habe dafür gesorgt, dass zum damaligen Coach Ewald Lienen „eine spezielle Bindung“ entstanden ist: „So etwas schweißt zusammen.“ Und das, gleichwohl Schachten mitten in der Feierei seinen Abschied bekannt geben musste. „Aus der Emotion heraus. Es war nicht meine Entscheidung, ich wäre sehr gerne geblieben.“
„Einer der emotionalsten Momente“ für St. Paulis Jan-Philipp Kalla
Wie Urgestein Jan-Philipp Kalla, der noch einige weitere Jahre braun-weiß trug und besagtes Darmstadt-Spiel immer noch als „einen der emotionalsten Momente“ seiner Zeit auf dem Kiez bezeichnet. Nach dem Abpfiff sei es auf dem Platz so voll gewesen, dass er es gar nicht bis zur eigenen Bank geschafft hatte. „Ich stand dann vorm Gästeblock und habe dort die frohe Kunde erhalten, dass es gereicht hat.“
Auch St. Pauli-Coach Ewald Lienen mit dem Fan-Zug nach Hamburg
Auch für ihn der Startschuss für ausgelassenes Feiern. „Es gibt Bilder von mir vorm Bierstand, wo ich nur noch eine Hose anhabe“, erzählt Kalla schmunzelnd. Die Heimfahrt trat er – wie auch Ewald Lienen und Keeper Robin Himmelmann – mit dem Fan-Zug an, wo es „feucht-fröhlich“ zuging und es „überraschenderweise alkoholische Getränke“ gegeben habe. „Aber ob ich davon eins genommen habe, daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern.“