Kein Kyereh, kein Burgstaller, kein Problem! St. Paulis Start-Geheimnis
Das 3:2 des FC St. Pauli zum Saisonstart gegen den 1. FC Nürnberg hatte weit mehr Aussagekraft abseits des Zählbaren. Die allgemeinen Erkenntnisse dürften Stimmungsaufheller gewesen sein für die vielen Zweifler rund um Braun-Weiß. Trainer Timo Schultz verrät St. Paulis Start-Geheimnis – hat aber auch noch Dinge gesehen, die nicht gut liefen.
Nüchtern betrachtet brachte dieser Sieg genau das, was jeder Sieg bringt, nämlich drei Punkte. Nie ist das so unzweifelhaft in der Tabelle erkennbar wie nach dem ersten Spieltag. Doch das 3:2 des FC St. Pauli zum Saisonstart gegen den 1. FC Nürnberg hatte weit mehr Aussagekraft abseits des Zählbaren, und die allgemeinen Erkenntnisse dürften Stimmungsaufheller gewesen sein für die vielen Zweifler rund um Braun-Weiß.
Mitunter hatte man in den vergangenen Wochen den Eindruck, ein Teil des mitfiebernden Anhangs hege die Befürchtung, ohne Daniel-Kofi Kyereh, Guido Burgstaller und Co. würde St. Pauli das Fußballspielen einstellen. Dass dem (natürlich) nicht so ist, war schon nach wenigen Sekunden am Samstag erkennbar, als der ersten guten Chance durch Marcel Hartel eine One-Touch-Football-Kombination über mehrere Stationen vorausgegangen war.
Die entscheidenden Momente hatte der FC St. Pauli gegen Nürnberg auf seiner Seite
„Die Jungs haben es wirklich richtig gut gemacht, sie haben sich aus Drucksituationen rausgespielt und Chancen kreiert“, freute sich Timo Schultz, wobei der Trainer einräumte: „Nürnberg hatte auch seine Phasen, die wir überstehen mussten. In so einem Spiel hast du dann auch Momente, die für dich ausfallen.“ In diesem Fall waren dies „ein top geschlagener Freistoß“ von Leart Paqarada vor Jackson Irvines 1:0 (24.) „und ein Elfmeter, den man sicherlich geben kann, aber nicht muss“. Eben diesen verwandelte Paqarada zum 2:0 (37.), zwei Minuten später ließ Lukas Daschner gar noch den dritten Treffer folgen.
„Nur mal kurz geschüttelt“: St. Pauli beeindruckt nach dem Blitz-Gegentreffer
Der beeindruckenden Effizienz vorm Tor von Durchgang eins folgte nach der Pause eine erstaunlich abgeklärte Darbietung trotz des Gegentreffers durch Duah nur 40 Sekunden nach Wiederbeginn. „Ich kann mich noch an Phasen erinnern, vor allem in der vorletzten Saison, wo es dann direkt immer zehn, 15 Minuten relativ nervös auf dem Platz zugegangen ist“, meinte Schultz. „Diesmal haben sich die Jungs nur einmal kurz geschüttelt.“ Jackson Irvine, Leart Paqarada und Eric Smith hätten „das Heft in die Hand genommen, Marcel Hartel hat die Bälle gefordert und festgemacht. Das war sehr reif“.
Und von den Wenigsten in dieser Form erwartet worden. Der Coach allerdings war zwar erfreut, aber nicht verwundert über das abgezockte Treiben der Seinen. „Es standen acht Spieler aus dem Vorjahr in der Startelf, dementsprechend habe ich meiner Mannschaft schon einiges zugetraut. Und ich weiß ja auch, was drin ist im Tank.“ Dass es noch Verbesserungspotenzial gibt, Fehler wie jener von Jakov Medic vorm 3:2 durch Valentini (90.+3) zwingend abgestellt gehören, ist dem 44-Jährigen natürlich auch bewusst. „Wir haben aber viele Sachen gesehen, die wir letzte Saison schon drin hatten, und einige Sachen, die wir uns in der Vorbereitung antrainiert haben. Ich habe aber auch einige Sachen gesehen, die wir noch besser machen müssen.“ Am ersten Spieltag müsse aber noch nicht alles klappen.
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Auch am zweiten und dritten vermutlich nicht, wobei es hilfreich wäre angesichts der Auswärtsaufgaben Hannover und Kaiserslautern. Das direkte Duell der beiden kommenden Kontrahenten hatte sich Schultz am Freitagabend natürlich gegeben und „ein sehr, sehr intensives Spiel“ gesehen. „Gerade Lautern hat extrem robust und körperlich gespielt, was auf dem Betzenberg auch so sein sollte.“ Bei 96 habe man gesehen, dass die Abläufe schon drin sind. „Sie haben eine sehr hohe individuelle Qualität, eine tolle Mannschaft, einen sehr, sehr guten Trainer.“ Entsprechend habe er seinen Jungs schon in der Kabine mitgeteilt, dass man sich jetzt gern zwei Tage über den Auftaktsieg freuen dürfe. „Aber dann geht’s volle Fahrt voraus auf Hannover.“ Ein Samstagabendspiel, „dann noch gegen den HSV“, scherzte Schultz, „das nehmen wir gerne mit.“ Zumal mit einem guten Gefühl und noch mehr Selbstvertrauen im Gepäck.