Das sagen St. Pauli-Trainer Schultz und Sportchef Bornemann zur Göttlich-Kritik
Oke Göttlichs Worte waren für alle überraschend gekommen, zumal in der Deutlichkeit. „Wir haben seit Februar kein Auswärtsspiel gewonnen, wir haben uns im gesamten Kalenderjahr gegen Mannschaften, die uns mit einer bestimmten Spielweise vor Herausforderungen stellen, nicht dahingehend weiterentwickelt, dass wir gegen die Widerstände Lösungen finden“, hatte der Präsident des FC St. Pauli aufgelistet. Die Worte wurden vielerorts als klare Kritik an Trainer Timo Schultz aufgefasst. Was der Coach dazu sagt und wie sich Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit der MOPO dazu positioniert.
Timo Schultz war merklich versucht, die Gemengelage wieder zu beruhigen. St. Paulis Coach äußerte im Vorfeld des Heimspiels gegen Heidenheim Verständnis für die Statements von Präsident Oke Göttlich im „Kicker“ am Montag, die vielerorts als Kritik am Trainer interpretiert worden waren und für reichlich Aufruhr gesorgt hatten. Die Verantwortlichen des Kiezklubs stellen sich kollektiv gegen den Wind, der ihnen entgegen bläst.
Göttlichs Worte waren für alle überraschend gekommen, zumal in der Deutlichkeit. „Wir haben seit Februar kein Auswärtsspiel gewonnen, wir haben uns im gesamten Kalenderjahr gegen Mannschaften, die uns mit einer bestimmten Spielweise vor Herausforderungen stellen, nicht dahingehend weiterentwickelt, dass wir gegen die Widerstände Lösungen finden“, hatte er aufgelistet. Das sei auch mit Daniel-Kofi Kyereh und Guido Burgstaller schon so gewesen. „Wir bleiben im Jahr 2022 bislang unter unseren Möglichkeiten und müssen konstatieren: Es ist zu wenig für das, was wir als Verein zur Verfügung stellen, was wir als Rahmen bieten.“
St. Pauli-Coach Timo Schultz zeigt Verständnis für die Kritik
Von der reinen Faktenlage her lässt sich da kaum Widerspruch hegen, das sieht auch Schultz so. „Oke hat nichts gesagt, was ich nicht vorher auch schon gesagt habe“, erklärte der 45-Jährige. „Für mich sind zehn Punkte auch zu wenig. Und dass wir seit Februar kein Auswärtsspiel mehr gewonnen haben, macht mich auch nicht glücklich.“ Göttlich sei als Präsident an der Gesamtentwicklung des Vereins interessiert „und es ist sein gutes Recht, das auch mal zu sagen. Damit habe ich überhaupt kein Problem“.
Auch St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann fühlt sich angesprochen
Ein Problem vereinsintern ist eher, welche Schlüsse aus Göttlichs Interview gezogen wurden. Während die Allgemeinheit in den Worten vor allem einen Angriff auf Schultz sah, herrscht im Klub die Sichtweise vor, neben dem Trainer sollten sich auch Mannschaft und Sportchef Andreas Bornemann angesprochen fühlen. Letzterer bestätigte gegenüber der MOPO, dass er die Präsidenten-Kritik auch auf seine Arbeit beziehe. „Es geht allerdings überhaupt nicht darum, auf Einzelne zu zeigen, sondern um klare Analysen, konstruktive Diskussionen und vor allem darum, unsere sportlichen Ziele zu erreichen.“
Auch Schultz betonte, dass alle zusammen „in einem Boot“ säßen, „anders habe ich das noch nie wahrgenommen. Es hat uns auch in den Phasen, wo es nicht ganz so gut lief, immer stark gemacht, dass wir unsere Köpfe zusammengesteckt, analysiert und daraus Konsequenzen gezogen haben“. Das werde jetzt auch wieder so sein, weil der Präsident, ergänzte Bornemann „das Gesamtwohl des Vereins im Blick hat. Und dazu gehört maßgeblich die mittel- und langfristige sportliche Entwicklung“.
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Das weiß natürlich auch Schultz. „Es geht jetzt darum, in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten zu gucken, wo wir uns verbessern und wie wir Themen in einer Konsequenz angehen, dass wir Schritte in die richtige Richtung machen“. Man müsse im Sport performen. Ansonsten droht der Druck, der bereits latent spürbar ist, noch größer zu werden. Das kann Schultz allerdings keine Angst einjagen: „Den größten Druck“, sagte er, „mache ich mir selber.“