St. Pauli sucht Rat: Wer rückt in die Mannschafts-Führung auf? Die Kandidaten
Die Mannschaft des FC St. Pauli findet sich mehr und mehr, wächst nach erheblichen Bewegungen im Kader in diesem Sommer Tag für Tag und Schritt zusammen, auf und neben dem Spielfeld. Es gilt, eine neue Teamchemie zu kreieren, um daraus den nötigen Geist für eine erfolgreiche zweite Mission Klassenerhalt zu generieren. Eine wichtige personelle Entscheidung, die üblicherweise im Trainingslager getroffen wird, steht allerdings noch aus. St. Pauli sucht Rat. Es geht um Führung und Vertretung, Köpfe und Kompetenz.
Die Rede ist vom Mannschaftsrat der Kiezkicker. Das sechsköpfige Gremium ist geschrumpft, zwei Mitglieder sind nicht mehr dabei. Zwei Drittel also. Wer rückt in der internen Hierarchie auf? Schafft es einer der Neuzugänge direkt in den Rat? Braucht es andere Blickwinkel? Oder werden die verwaisten Plätze gar nicht neu besetzt?
FC St. Pauli: zwei freie Plätze im Mannschaftsrat
Wichtige Fragen, die die Führungsspieler und das Trainerteam in diesen Tagen diskutieren. Nach MOPO-Informationen wird es zeitnah eine Entscheidung geben, da die Führungsstruktur im Großen und Ganzen erhalten geblieben ist. Allerdings besteht keinerlei Handlungsdruck, den es gibt kein spürbares Vakuum.
Der Abgang von Defensiv-Turbo Philipp Treu hat nicht nur sportlich eine Lücke gerissen (aber dem Kiezklub 5,5 Millionen Euro Ablöse plus Boni beschert ), sondern auch für eine Vakanz im Bereich der Führungsspieler und des Mannschaftsrats als Vertretung gesorgt. Auch Keeper-Routinier Sascha Burchert, der nach seinem Karriereende in neuer Position als Torwart-Koordinator für St. Paulis Nachwuchsbereich tätig ist, gehört dem Gremium nicht mehr an.
Irvine, Smith, Wahl und Mets als engster Führungszirkel
Die verbleibenden Mitglieder des Mannschaftsrates sind Kapitän Jackson Irvine, sein Stellvertreter Eric Smith, Hauke Wahl und Karol Mets. Heißt: die Führungsköpfe dieses Gremiums sind weiterhin präsent und aktiv, wenngleich Irvine und Mets aufgrund ihrer langen Verletzungspausen immer noch nicht mit der Mannschaft trainieren können und deshalb zwar immer dabei, aber in Sachen Fußball eben noch nicht mittendrin sind. Umso wichtiger war ihre Teilnahme am zehntägigen Trainingslager in Flachau.
Die Zeit im Camp haben Irvine und Co. intensiv genutzt, um die sieben neuen Spieler (Stürmer Ricky-Jade Jones befindet sich nach seiner Schulter-OP in der Reha) besser kennenzulernen und dabei auch ein Gefühl dafür zu bekommen, wer das Zeug und den Charakter hat, eine Führungsrolle zu übernehmen, möglicherweise als künftiger Teil des Mannschaftsrates.
Rücken Nikola Vasilj oder David Nemeth auf?
„Wir haben einen starken Kern als starke Basis“, sagt Irvine zum engsten Kreis der Leistungsträger und Führungsspieler, die mindestens schon zwei Jahre dabei sind und auch in der Aufstiegssaison diese Rolle innehatten und die Teamkultur maßgeblich geprägt haben. „Wir überlegen, wer etwas in die Gruppe einbringen kann und vielleicht auch eine neue Perspektive eröffnet“, sagt Irvine zur Neubesetzung.
Zum einen könnten Spieler aufrücken, die schon länger Teil der Mannschaft sind und deren Rolle wichtiger geworden ist. Logische Kandidaten wären Torhüter Nikola Vasilj als sportlich starker Rückhalt und wohl bester Kiezkicker in der abgelaufenen Saison, aber auch David Nemeth, der wegen der Verletzung von Mets in der vergangenen Spielzeit zum Stammspieler aufgestiegen ist und im Verlauf dieser Sommervorbereitung mehrfach zeitweise die Kapitänsbinde getragen hatte. Er wäre mit seinen 24 Jahren zudem eine Art Repräsentant für die jüngeren Spieler im Kader – und damit auch unter diesen Gesichtspunkten ein logischer Nachfolger von Treu, ebenfalls 24 Jahre alt.
Mathias Pereira Lage: Erfahrung auf Königsklassen-Niveau
Von denen Neuzugängen dürfte Mathias Pereira Lage die besten Chancen haben, Teil des Mannschaftsrates zu werden. Zum einen, weil ein (Interessen-) Vertreter der vielen Neulinge inhaltlich Sinn ergibt, zum anderen, weil der 28-jährige Flügelstürmer ein erfahrener und gestandener Profi ist, der 160 Spiele in der französischen Eliteliga und auch eine Saison in der Champions League gespielt hat, was ihm trotz eines grundsätzlich eher zurückhaltenden (so ist zumindest der Eindruck bislang) Wesens eine sportliche Autorität verleiht.
Für Toptransfer Joel Chima Fujita (23) käme eine herausgehobene Führungsrolle wohl eher zu früh, wenngleich er die sportliche Klasse hat, auf Anhieb Stammspieler und schnell Leistungsträger zu werden. Dieser Schritt ist jedoch schon Herausforderung genug, weitere Führungsaufgaben oder das Gefühl, diese übernehmen zu müssen, könnten für den ehrgeizigen und pflichtbewussten Mittelfeldmann des Guten zu viel sein.
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„Ob einer oder zwei Neue hinzukommen, oder wir zu viert bleiben, werden wir sehen“, hatte Irvine in Flachau gesagt. Die sechs Plätze im Mannschaftsrat sind nicht in Stein gemeißelt. Möglicherweise wird vorest nur einer der zwei freien Plätze neu besetzt. Und wer weiß? Vielleicht verpflichtet St. Pauli in den kommenden Wochen noch einen Spieler, der von seinem Charakter und seiner Vita ein klarer Kandidat und auch Gewinn für den Mannschaftsrat wäre.
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