Wilken Engelbracht klatscht in die Hände.
  • Wilken Engelbracht, St. Paulis neuer Geschäftsleiter des Bereichs Wirtschaft und Finanzen
  • Foto: WITTERS

St. Pauli betroffen, aber: Die Konkurrenz könnten die Corona-Kredite härter erwischen

Am Dienstag hat Wilken Engelbracht der Öffentlichkeit plausibel dargelegt, warum den FC St. Pauli die Rückzahlung der Corona-Hilfen so schmerzt. Rund 15 Millionen Euro muss der Klub über mehrere Jahre zurückzahlen, inklusive der laufenden Darlehen zum Stadionbau sind das rund sechs Millionen Euro per anno. Das bringt selbst ein so stabiles Konstrukt wie den Kiezklub in Nöte – aber wie geht es da erst Vereinen, die schon angeknockt in die Corona-Zeit gestolpert sind?

„Ich habe mich da nicht drum gekümmert und auch nicht nachgefragt, weil natürlich mein Fokus hier liegt”, sagte Engelbracht auf Nachfrage. „Aber man sieht es bei Bremen gerade. Die öffnen sich der Frage, ob sie vielleicht einen Investor aufnehmen, nicht aus Jux und Dollerei. Das war dort ein hochbrisantes Thema und zeigt, unter welchem Druck die stehen.” Und er glaube, dass das nicht der einzige Fall sei.

Heikle Situation: „Wenn da mal einer die Liga wechselt..“

Denn nach der Phase von zwei tilgungsfreien Jahren geht es nun ans Eingemachte. „Jetzt kommt die Daumenschraube”, brachte es der 50-Jährige auf den Punkt. „Vorher hat man Zinsen gezahlt, das hat man hingekriegt. Und jetzt hat man die Situation, dass viele gar kein Fremdkapital mehr bekommen können in ihren Bilanzen, aber in die Tilgung reinkommen.” Deswegen werde es in den nächsten Jahren bei dem einen oder anderen spannend sein, „das kann ich mir vorstellen. Da darf halt nicht viel schieflaufen. Wenn da mal einer die Liga wechselt oder im TV-Ranking drei Plätze runtergeht…”

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Zudem werde es so kommen, dass die Kluft zwischen den Granden der Branche und dem Rest noch deutlich größer werden wird. „Großkonzerne können sowas besser wegpacken”, betonte Engelbracht. „Gerade bei kleinen oder mittleren Unternehmen wie uns ist man in den nächsten Jahren mit voller Kraft damit beschäftigt, diese ganzen Darlehen zurückzuführen.” Was natürlich die Investitionsmöglichkeiten – auch im sportlichen Bereich – deutlich hemme. „Das heißt, die Schere zwischen Vereinen wie RB Leipzig und Werder Bremen geht noch mehr auf, weil die einen das locker weggedrückt haben und die anderen ein paar Jahre zurückgeworfen worden sind.”

Corona-Hilfen waren „überlebenswichtig“

Das betreffe allerdings auch viele andere Industrien. „Die Corona-Hilfen waren überlebenswichtig seinerzeit”, betonte Engelbracht, „und der Staat kann uns das Geld nicht schenken. Er hätte aber sagen können: Passt mal auf, die Tilgungszeit ist nicht ganz so kurz, also zehn Jahre und nicht vier. Aber das ist eine Entscheidung, die damals getroffen wurde und zu dem Zeitpunkt auch gar nicht anders hätte getroffen werden können.”

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Es ist auch müßig, darüber zu spekulieren, denn die Faktenlage ist klar. Sie trifft den FC St. Pauli ins Mark, für andere Vereine aber könnte es noch weit bitterer kommen. „Mal gucken”, schloss Engelbracht, „welche negativen Effekte wir in der Tat in den nächsten zwei, drei Jahren sehen werden.”

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