• Jos Luhukay blickt auf das Spielfeld. Was er da sieht, kann ihm zu oft nicht gefallen.
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St. Pauli in größter Not: Kann Luhukay den Absturz noch stoppen?

Im Moment spielen alle für den FC St. Pauli – nur der Kiezklub selbst nicht. Am Sonnabend vergeigte Wehen Wiesbaden zu Hause gegen Dresden, gestern verlor Karlsruhe in Aue. Der Fünf-Punkte-Vorsprung zum Relegationsrang bleibt also – aber auch die Angst vorm Absturz. Kann Trainer Jos Luhukay den verhindern? Zuletzt ging es mit ihm immer weiter bergab.

Die Lage ist trotz des Polsters dramatisch. Abgesehen von den Ergebnissen der Konkurrenz gibt es wenig, was Hoffnung auf ein Happy End macht. Die Kiezkicker sind zu Minimalisten geworden, schossen seit dem Neustart nur zwei Tore in fünf Spielen.

FC St. Pauli plötzlich wieder mitten im Abstiegskampf

Es geht in diesen Wochen um alles, um die nackte Existenz, um Arbeitsplätze, die bei einem Abstieg verlorengehen würden. Doch die Mannschaft wirkt zu oft hilflos, planlos, mutlos – und manchmal sogar leidenschaftslos. Wie beim jüngsten 0:2 in Bochum. Nach der Corona-Pause hat sie noch kein einziges Mal über die komplette Spielzeit überzeugt.

Während die Bochumer Spieler die Führung bejubeln, ist St. Pauli-Verteidiger Leo Östigard (r.) gefrustet.

Während die Bochumer Spieler die Führung bejubeln, ist St. Pauli-Verteidiger Leo Östigard (r.) gefrustet.

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RalfIbing/firo/Pool/Witters

Das mag mit Verunsicherung zusammenhängen. 36 (!) eingesetzte Spieler sprechen gegen ein großes Vertrauen. Mit der Verletztenmisere allein lässt sich die manchmal extreme Rotation nicht erklären. Der Weg von der Startelf bis zur Bank oder gar bis zum Kader-Ausschluss ist kurz.

St. Pauli-Coach geht öffentlich seine Führungsspieler an

Führungsspieler wie Robin Himmelmann oder Marvin Knoll wurden vom Coach angegangen und infragegestellt. Der zum Vize-Kapitän bestimmte Jan-Philipp Kalla muss es ertragen, dass Luhukay eher auf Talente wie Marvin Senger oder Christian Viet als auf seine Erfahrung setzt.

Dass ein Trainer auch mal dazwischenhauen muss, wenn es nicht läuft, ist klar. Doch Luhukay macht es (zu) häufig. Er wirkt wie ein Holzhammerpsychologe. Intern kriegen seine Jungs regelmäßig und gnadenlos Lack. Zudem hat er seine Truppe mehrfach öffentlich angezählt. Unvergessen, wie er vor dem ersten Saisonspiel in Bielefeld den gesamten Verein zerlegte, von „Wohlfühloasen“ redete. Zuletzt sprach einen Tag vor dem Anpfiff in Bochum allen Kiekickern die Berechtigung für einen Startelf-Platz ab. Hinterher war seine Botschaft, dass er volles Vertrauen in seine Mannschaft habe – eine Achterbahn der Gefühle für die Profis.

FC St. Pauli hat ein schweres Restprogramm im Zweitliga-Endspurt

Auf die wartet ein schwieriges Restprogramm. Gegen die ersten drei der vier Gegner (Aue, Hannover und Regensburg) gab es in der Hinrunde jeweils eine Niederlage. Kriegt Luhukay noch die Kurve? Sieht man die Gesamtentwicklung, mag man das kaum glauben. Er hatte die Braun-Weißen im April auf Platz sechs mit vier Punkten Rückstand auf den Dritten Union Berlin in der Hoffnung auf den Aufstieg übernommen, stürzte auf Rang neun ab. Aktuell ist St. Pauli 14. und kämpft ums Überleben.

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