Sehnsucht nach dem nächsten Talent: Wieso sich St. Paulis Fans weiter gedulden müssen
Fans des FC St. Pauli hatten in den vergangenen zweieinhalb Jahren reichlich Grund zur Freude. Noch etwas näher am Idealzustand wäre die Gemütslage des braun-weißen Anhangs wohl, wenn dem eigenen Nachwuchs ein größerer Teil an der erfolgreichen Entwicklung der vergangenen Jahre zukommen würde. Bis es so weit ist, wird aber wohl noch das eine oder andere Spiel ohne Beteiligung aus dem eigenen Stall ins Land gehen.
Begibt man sich auf die Suche nach dem letzten Talent aus der St. Pauli-Schmiede, dem ein ansatzweise nachhaltiger Durchbruch im Profi-Team des FC St. Pauli gelungen ist, muss man sich schon eine Weile durch die Aufgebote der letzten Jahre wühlen. Man kommt vorbei an Juwelen, die vorzeitig verlockenden Avancen großer Klubs erlagen (Julien Yanda und Eric da Silva Moreira) oder Talenten, bei denen es in Hamburg schlicht nicht gereicht hat (etwa Tjark Scheller oder Franz Roggow). Und landet am Ende bei Igor Matanovic, der immerhin noch 57 Einsätze für St. Pauli sammelte.
FC St. Pauli: Wann bricht der nächste Youngster durch?
Kurzum: Da geht mehr. Das Potenzial, langfristig eine ernstzunehmende Rolle in den Planungen des Profi-Kaders zu spielen, wird derzeit vor allem zwei Akteuren bescheinigt: Marwin Schmitz (18) und Nick Schmidt (17), beinahe Namensvetter und jeweils im zentralen Mittelfeld beheimatet.
Schmitz ist bereits seit über einem Jahr regelmäßiger Gast im Training der Profis, seit Januar zudem stolzer Besitzer eines Profivertrags und in der Hinrunde der vergangenen Saison regelmäßig Teil des Spieltagskaders in der Bundesliga gewesen. Nick Schmidt macht in diesem Sommer durch eine überzeugende Vorbereitung erstmals von sich reden.
Marwin Schmitz und Nick Schmidt derzeit die heißesten Aktien
Wer aber gehofft hat, einen der beiden Mittelfeldspieler schon bald auch in einem Bundesliga-Spiel auf dem Rasen zu sehen, dessen Geduld wird weiter strapaziert. Denn St. Pauli hat einen klaren Plan für seine talentiertesten Youngster. Und der sieht eben genau das vor: Geduld.
„Wenn man aus dem Jugendbereich kommt, sieht man das teilweise zu leicht. Da brauchen sie einfach noch eine gewisse Körperlichkeit“, bremste Trainer Alexander Blessin nach dem 2:2 gegen Coventry, bei dem Schmidt nach rund 70 Minuten eingewechselt wurde.
Alexander Blessin realistisch: „Wird sicherlich schwierig“
Die erforderliche Robustheit für den Männerfußball soll das Duo über die U23 erlangen. Dort sammelte Schmitz in der vergangenen Saison bereits zahlreiche Minuten, ähnlich soll es bei Schmidt laufen. Am Sonntag beim 0:1 gegen den Bremer SV standen beide erstmals Seite an Seite in der Startelf der Zweitvertretung.
Was die Sache zusätzlich erschwert: Ausgerechnet die Mittelfeld-Zentrale ist bei St. Pauli qualitativ wie quantitativ vorzüglich bestückt. Möchte sich einer der Youngster ein paar Minuten auf einer der beiden verfügbaren Positionen erarbeiten, muss er zunächst vorbei an arrivierten Profis wie Jackson Irvine, Joel Chima Fujita, Connor Metcalfe oder James Sands. „Wir haben auf der Position natürlich viele Spieler“, ergo werde es „sicherlich schwierig“, bekannte auch Blessin.
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Im Zweifel hätte Schmidt unter den Eindrücken der Vorbereitung wohl die etwas besseren Karten als Schmitz. Zunächst müsste der japanische U20-Nationalspieler aber erstmal mit Schmitz in Sachen Kaderdebüt gleichziehen. Zumindest das, kündigte Blessin an, könne auch kurz- bis mittelfristig geschehen: „Wenn er sich weiterhin so gut entwickelt, wollen wir ihm sicherlich die Option geben, dass er auch manchmal im Kader ist.“
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