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St. Paulis Profis tanzen vor der Südtribüne
  • Partystimmung am Millerntor: St. Paulis Profis feiern mit den Fans den souveränen Sieg gegen Schalke.
  • Foto: WITTERS

„Schöne Nebensache“: St. Pauli siegt gegen Schalke – und zieht am HSV vorbei

Es mag Zeiten gegeben haben, da zwischen dem FC Schalke 04 und dem FC St. Pauli Welten gelegen haben. Spätestens mit der Saison 2023/24 aber ist das alles Geschichte: Der Kiezklub gewann das Topspiel gegen die Knappen am ausverkauften Millerntor völlig verdient mit 3:1 (1:1), bleibt ungeschlagen und kletterte dadurch für eine Nacht auf Platz zwei der Tabelle.

Als kurz nach dem Abpfiff das neue Tableau bekannt gegeben wurde und sich der FC St. Pauli vor dem HSV eingereiht hatte, brandete zum vierten Mal an diesem unterhaltsamen Abend riesiger Jubel im Stadion auf. Zuvor hatten die Gastgeber – ausgenommen eine Phase im zweiten Durchgang – den Erstliga-Absteiger dominiert und kontrolliert. „Die beiden Siege”, gestand Hauke Wahl und bezog das 5:1 in der Vorwoche gegen Kiel mit ein, „tun extrem gut. Ich weiß noch, wie wir vor zwei Wochen eine Stürmer-Debatte hatten. Jetzt haben wir acht Tore in zwei Spielen geschossen.”

Marcel Hartel trifft per Strafstoß zur Führung

Es dauerte eine Viertelstunde, bis die Hausherren mehr und mehr die Kontrolle über ein bis dahin nahezu ereignisloses Spiel gewannen. Aber dann ging es plötzlich mächtig ab, beginnend mit einer Dreifach-Chance: Elias Saads Abschluss wurde auf der Linie geklärt, ebenso der Nachschuss von Lars Ritzka, ehe Connor Metcalfe das Runde haarscharf über das Eckige setzte (16.).

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St. Pauli war jetzt da, was man von den Gästen nicht behaupten konnte. Und schon wurde es wieder turbulent. Nach einem Eckball kam Johannes Eggestein mutterseelenallein zum Kopfball, scheiterte an Keeper Langer, setzte den Nachschuss an den Pfosten. Und wieder war Metcalfe der letzte Absender, sein Geschoss wurde von Tempelmann im Strafraum mit der Hand geblockt. Referee Willenborg (Osnabrück) brauchte zwar VAR-Unterstützung, entschied dann aber doch auf Strafstoß. Und den verwandelte Marcel Hartel sicher zur hochverdienten Führung (21.).

St. Pauli-Schreck Polter trifft zum Ausgleich

Schalke war bis dahin komplett enttäuschend, bis auf hohe Pässe auf Polter und die Hoffnung, über zweite Bälle nach vorne zu kommen (was nicht gelang), hatte Königsblau gar nichts im Köcher. Aber wie hatte Fabian Hürzeler noch vor der Partie gesagt? „Schalke ist immer in der Lage, ein Tor zu schießen. Egal, wie es läuft.”

Und so kam es dann auch. Weil sich Manolis Saliakas und Hauke Wahl („Das nehme ich auf meine Kappe, ich kann den Ball einfach wegschlagen”) nicht einig waren, kam Ouwejan plötzlich frei zum Flanken und bediente Polter maßgenau, der nur noch den Fuß hinhalten musste. Das 1:1 (29.), und abgesehen von der Schusschance für Oladapo Afolayan (35.) war es die letzte nennenswerte Szene einer ersten Hälfte, die Braun-Weiß im Grunde komplett dominiert hatte. „Es war guter Fußball, wir haben viele Chancen rausgespielt und eigentlich gar nichts zugelassen”, urteilte Hürzeler.

Hartel trifft nach Schalker Drangphase

Was sich in den Anfangsminuten der zweiten Hälfte zunächst änderte. „Schalke hatte sich was vorgenommen, ist offensiver rausgekommen”, sagte St. Paulis Übungsleiter. Nur 35 Sekunden nach Wiederanpfiff traf Polter aus Nahdistanz nur das Außennetz, kurz darauf setzte er einen Kopfball über das Tor (54.). Dazwischen allerdings beendete Saad eine Sahne-Aktion mit einem herrlichen Schlenzer an den Außenpfosten (48.), die nächste klasse Aktion der Hausherren war aber von Erfolg gekrönt. Nach einer starken Kombination über Afolayan und Eggestein schweißte abermals Hartel die Murmel unhaltbar in die Maschen, das 2:1 (57.).

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Die Schlagzahl blieb hoch, jetzt von beiden Seiten. Kabadayi donnerte das Spielgerät freistehend und unbedrängt aus sechs Metern ebensoweit vorbei (61.), Nikola Vasilj gewann das Eins-gegen-eins gegen den immens gefährlichen Polter (64.). Und auf der Gegenseite verhinderte Langer per Glanzparade Hartels Dreierpack (67.). „Es war die entscheidende Phase”, befand Coach Fabian Hürzeler, „und die haben wir gut überstanden.”

Eigentor von Kalas entscheidet die Partie

Danach wurde es wieder ruhiger. Schalke riskierte zwar mehr, warf zunehmend alles nach vorn, war in Ballbesitz aber weiterhin erschreckend ideenlos. Chancen gab es nur auf der anderen Seite: Zunächst parierte Langer noch gegen Saad (80.), gegen den von Kalas entscheidend abgefälschten Schuss des eingewechselten Carlo Boukhalfa aber war er dann machtlos. Das 3:1 (90.+2), der Schlusspunkt und der Beginn einer langen Nacht für die Fans auf dem Kiez.

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„Samstagabend, schönes Spiel am Millerntor – wenn du ein, zwei Bier trinkst, kann das ein schöner Abend werden”, mutmaßte Hauke Wahl lachend, um natürlich sogleich zu betonen, dass das für ihn nicht in Frage komme. Und auch Fabian Hürzeler gab sich trotz des Erfolgs weit weg von Feierlaune. „Natürlich ist es eine schöne Nebensache für die Fans, dass wir vor dem HSV stehen, und es freut mich auch für sie, weil sie sich das für ihre Unterstützung verdient haben”, sagte er. „Trotzdem bin ich jemand, der gerne auf uns, unseren Prozess und unsere Entwicklung guckt. Wir wissen, dass wir noch Potential nach oben haben.”

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