Immer mehr Corona-Ausfälle: St. Pauli und Schalke werden zu Leidensgenossen
Es ist eine aufsehenerregende Premiere. In vielerlei Hinsicht. Erstmals steigt am Millerntor ein Samstagabend-Topspiel der Zweiten Liga. Spitzenreiter FC St. Pauli bittet Bundesliga-Absteiger Schalke 04 zum heißen Tanz – ganz ohne Cheftrainer. Beide werden den Knaller zu Hause im Fernsehen schauen. Das gab es noch nie. Und zum vorerst letzten Mal gibt es volle Tribünen in Hamburg. Vorhang auf zum verrücktesten Topspiel des Jahres!
- Deutsch (Deutschland)
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Es ist eine aufsehenerregende Premiere. In vielerlei Hinsicht. Erstmals steigt am Millerntor ein Samstagabend-Topspiel der Zweiten Liga. Spitzenreiter FC St. Pauli bittet Bundesliga-Absteiger Schalke 04 zum heißen Tanz – ganz ohne Cheftrainer. Beide werden den Knaller zu Hause im Fernsehen schauen. Das gab es noch nie. Und zum vorerst letzten Mal gibt es volle Tribünen in Hamburg. Vorhang auf zum verrücktesten Topspiel des Jahres!
Häusliche Isolation statt Hexenkessel. Während sich St. Pauli-Trainer Timo Schultz (44) bereits seit einer Woche in Quarantäne befindet, hat bei seinem königsblauen Pendant Dimitrios Grammozis (43) ein positiver PCR-Test den Verdacht einer Corona-Erkrankung bestätigt. Die beiden Leidensgenossen haben übrigens gemeinsam den Fußball-Lehrer gemacht.
Vor der glitzernden Kulisse des Hamburger Winter-Doms wollen die Kiezkicker auch ohne ihren Chef an der Seitenlinie den achten Sieg im achten Heimspiel der Saison landen und damit ihren sagenhaften Start-Rekord am Millerntor weiter ausbauen.
St. Pauli-Trainer Schultz in Quarantäne
Eine Verkürzung der Quarantäne von Schultz, die der Kiezklub – natürlich im Rahmen der für alle Hamburger:innen geltenden Corona-Verordnung – unter der Woche geprüft hatte, war nicht möglich.
Vorteil St. Pauli: Für die Braun-Weißen ist die Situation nicht neu. Schon beim schweren Auswärtsspiel in Nürnberg am vergangenen Sonntag hatten die Kiezkicker ohne Schultz auskommen müssen. Mit den Co-Trainern Loic Favé und Fabian Hürzeler am Ruder (und Schultz per Handy-Verbindung zu Torwart-Trainer Mathias Hain dennoch dabei und involviert), hatte der Spitzenreiter einen 3:2-Sieg gefeiert.
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Braun-weißes Teamwork. Das junge Trainer-Tandem Favé und Hürzeler (beide 28) steht im täglichen Austausch mit Schultz, hat unter der Woche das Training geleitet. Die Inhalte, die Kadernominierung, die Aufstellung und die taktische Ausrichtung für das Spiel wurden besprochen. „Da ist viel Positivität und Spaß dabei“, berichtet Favé. Schultz werde aber „letztlich die Entscheidungen treffen“, betonte Sportchef Andreas Bornemann unter der Woche in der MOPO.
Eine neue Herausforderung gibt es dennoch: Hain ist ebenfalls an Corona erkrankt und in Quarantäne. Ein anderes Mitglied des Betreuerteams muss heute die telefonische Schaltzentrale zwischen Schultz und dem Duo Favé/Hürzeler sein.
Corona: Schalke-Trainer Grammozis fehlt
Bei den Schalkern wird Co-Trainer Sven Piepenbrock (39) anstelle von Grammozis die Verantwortung im Stadion übernehmen, unterstützt von Mike Büskens (53), ebenfalls „Co“ und mit Cheftrainererfahrung (u.a. Fürth, Düsseldorf).
In den Reihen der Königsblauen gehen die Personalprobleme weit über die Trainerbank hinaus. Nach Zweitliga-Rekordtorschütze Simon Terodde fällt kurzfristig auch Stürmer Marius Bülter (krank) aus – insgesamt fehlen neun Spieler. Auf der Tribüne nicht dabei ist Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel. Grund ist ein positiver Corona-Schnelltest am Freitagnachmittag. Auch er ist vorsorglich in Quarantäne.
Auf den Tribünen des Stadions wird es dagegen voll. Das Millerntor könnte sogar nahezu ausverkauft (29.546) sein – und damit die vollste Arena an diesem Wochenende, deutschlandweit und liga-übergreifend, weil anderenorts die neuen Bund-Länder-Beschlüsse (u.a. maximal 15.000 Zuschauer) aufgrund deutlich schlechterer Corona-Lage schon umgesetzt werden. Heißt: St. Pauli gegen Schalke hat fast doppelt so viele Zuschauer wie Dortmund gegen Bayern.
Diesmal sind schon die Vorzeichen verrückt – beim letzten Duell beider Vereine war es das Ende: Der berühmt-berüchtigte Becherwurf am Millerntor. Möge es heute einfach nur ein unvergessliches Fußballspiel geben – ohne weitere Nebenwirkungen und Nachwehen.